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Bayerische ­Staatskanzlei

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Titelbild: © Oswald Baumeister / Gesellschaft für ökologische Forschung e.V. []

Die Bayerische Staatskanzlei wurde Anfang 1933 gegründet. In der Weimarer Republik war der bayerische Ministerpräsident zugleich bayerischer Außenminister. Im März 1933, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, verlor die Staatskanzlei stark an Bedeutung. Ab 1945 sollte die Staatskanzlei den bayerischen Ministerpräsidenten und die Staatsregierung bei ihren verfassungsmäßigen Aufgaben unterstützen. (Aus Wikipedia; abgerufen am 24.2.2021) Aktuell hat sie folgende Aufgaben: 1. Politische Koordinierung, 2. Vertretung Bayerns nach außen, 3. Koordinierung der Rechtsetzung, 4. Ministerpräsident als Staatsoberhaupt Bayerns, gesamtstaatliche Repräsentation plus ergänzende Maßnahmen.1
Die Bayerische Staatskanzlei residierte erst in der ehemaligen Preußischen Gesandtschaft in der Prinzregentenstraße 7. Seit 1968 ist der Dienstsitz dann im für viel Geld umgebauten Prinz-Carl-Palais, das dem damaligen CSU-Vorsitzenden Franz Josef Strauß nicht repräsentativ genug war, aber organisatorisch immer noch zum Neubau der Staatskanzlei gehört. Vom Neubau des Armeemuseums 1905 stand nach dem Zweiten Weltkrieg nur noch die Kuppel. Ruine Armeemuseum: Die beiden Seitenflügel wurden abgerissen. Den Architektenwettbewerb zum Neubau der Staatskanzlei gewannen 1982 die Architekten Diethard J. Siegert und Reto Gannsser. Ab 1984 tobten schwere Auseinandersetzungen um deren Bau in der hochsensiblen Lage am Hofgarten und der Münchner Residenz mit der Gründung der Bürgerinitiative „Rettet den Hofgarten. 1993 wurde die Bayerische Staatskanzlei fertiggestellt.
Sie hat eine Nutzfläche von 8.800 qm. (Mit den inzwischen entfallenden Nebenflügeln wäre die Nutzfläche doppelt so hoch gewesen.) Zum Vergleich: Das White House in Washington hat 5100 qm Nutzfläche.

Februar 1985: „Bayerischer Kreml“. So nannte die Zeit den geplanten neuen Regierungssitz der Bayerischen Staatskanzlei rund um die Kuppel des alten Armeemuseums am Hofgarten. Die SZ urteilte: „U-förmige Gebäudewurst“. Die Prinzregentenstraße 7 mit Nachbarhäusern reichte dem Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß (CSU) nicht mehr. Das Prinz-Carl-Palais, extra als Sitz der Staatskanzlei für 86 Millionen DM hergerichtet, war nicht pompös genug. Oberbürgermeister Erich Kiesl (CSU, 1978 bis 1984) stellte die Kuppel des Armeemuseums unter Denkmalschutz. Der 200 Meter lange Trakt am Hofgarten hatte als Vorgabe 11.497 qm Bürofläche und sollte nach ersten Schätzungen 171 Millionen DM kosten, die Fertigstellung war für 1990 geplant.2

Geheimprojekt Marstallplatz. Hier sollte ein Gästehaus des Freistaats entstehen als Teil eines Gesamtplans für das Marstallgelände, der vom TU-Präsident Otto Meitinger entwickelt werden soll. Der Deal: Die Stadt hatte ein Entgegenkommen für die Reduzierung der neuen Staatskanzlei um zwei bombastische Seitenflügel zugesichert: Nun sollte im Gegenzug das Baurecht am Marstallplatz mit zwei Gebäuden um fast hundert Prozent überschritten werden. Meitinger schlägt neben dem Gästehaus ein näher zur Maximilianstraße liegendes Gebäude und ein weiteres am Altstadtring vor. Allein das Gästehaus mit einer Traufhöhe von 20 Metern soll 30.000 qm Geschossfläche (GFZ) haben.3

  1. https://www.gesetze-bayern.de/Content/Document/BayStRGVV-1; abgerufen am 24.2.2021 []
  2. Pompöse Schlange, in Der Spiegel 18.2.1985 []
  3. Müller, Frank, Steibl präsentiert die Rechnung, in Münchner Stadtanzeiger 11.7.1991 []
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