Moloch München Eine Stadt wird verkauft

März 1983

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Titelbild: © Oswald Baumeister / Gesellschaft für ökologische Forschung e.V. []

März 1983: Die Belastung des Münchner Nordens. Das Bayerische Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen legte einen „Umweltqualitätsbericht über den Norden Münchens und über den Raum nördlich von München“ vor. Der Bericht zeichnet „ein düsteres Bild der Lebens- und Umweltbedingungen im Münchner Norden“.1 Für die Luftverschmutzung ist „zu einem überraschend hohen Maß der Verkehr verantwortlich zu machen“. Die Grenzwerte „liegen im internationalen Vergleich sehr hoch“ und stellen mögliche Gesundheitsrisiken dar. Hinzu kommen Lärmbelastungen (Auto- und Lkw-Verkehr, Schienenverkehr, Industrie- und Gewerbelärm, Fluglärm). Das Grundwasser im Münchner Norden ist nicht für eine öffentliche Trinkwasserversorgung geeignet und „stark gefährdet“. Zwei Monate später erklärte das Bayerische Umweltministerium, die Negativ-Einrichtungen seien im Münchner Norden entstanden, weil im Süden „der weitgehend intakte Waldgürtel südlich der Landeshauptstadt mit seiner besonderen Erholungsfunktion für den gesamten Ballungsraum“ gesichert werden sollte. Dazu kamen die Planung für den neuen Flughafen und ein regionales Ordnungskonzept für den Münchner Norden.2 Vier Monate später wurde bekannt, dass auf dem Bundeswehrgelände zwischen Heidemannstraße und Euro-Industriepark der neue SUMA-Großmarkt und das Abhollager von BMW angesiedelt werden, dem schließlich das „Freimanner Wäldchen“ geopfert wird.3

März 1983: Aufheizung der Stadt. Seit 1981 wird im Auftrag des Bayerischen Umweltministeriums von Prof. Albert Baumgartner der „Einfluss von Bebauung und Bewuchs auf das Klima und die lufthygienischen Verhältnisse in bayerischen Großstädten“ erforscht. In München wird es durch die dichte Bebauung und den Mangel an Grünflächen in der Innenstadt zum Stadtzentrum hin alle zehn Kilometer um drei Grad wärmer. Zwischen Bahnhofsgelände und Augustinerkeller kann das Temperaturgefälle der Oberfläche bis zu 20 Grad betragen. „Die ‚Hitzezentren‘ liegen in München rechts und links der Isar im Innenstadtbereich. Sie drohen zu einem mächtigen Hitzezentrum zusammenzuwachsen, weil der Luftstrom, der durch das Isartal kommt, nicht mehr ausreicht.“ Prof. Baumgärtner betonte, „dass die Stadt unbedingt neue zusammenhängende Grünflächen braucht und auf keinen Fall auf weitere verzichten kann …“4
Man mag sich gar nicht vorstellen, was in München seit 1983 alles zugebaut wurde – und wird. Siehe später!

  1. Roll, Evelyn, Wie es im Norden stinkt, qualmt und kracht, in SZ 18.3.1983 []
  2. Der Wald war dem Süden Schirm und Schutz, in SZ 31.5.1983 []
  3. Bode, Peter M., Neue Belastung für Münchner Norden, in AZ 22.9.1983 []
  4. Roll, Evelyn, Münchens Innenstadt – ein heißes Pflaster, in SZ 19.3.1983 []
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