Moloch München Eine Stadt wird verkauft

Hines München

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Titelbild: © Oswald Baumeister / Gesellschaft für ökologische Forschung e.V. []

Aktualisiert 4.2.2023

Hofstatt, Sendlingerstraße. Hines hat in München u. a. die Hofstatt auf dem ehemaligen Gelände des Süddeutschen Verlags in der Sendlinger Straße entwickelt. „Die Hofstatt eröffnete im April 2013 auf einem Areal zwischen Sendlinger Straße, Hackenstraße und Färbergraben. Sie umfasst auf 15.500 qm Mode- und Einrichtungsgeschäfte sowie gastronomische Betriebe und auf 18.000 qm Büroflächen sowie 69 Wohnungen.“ (Wikipedia)

Hines folgt auf Allianz. An der Fritz-Schäffer-Straße 9 besaß der Versicherungskonzern Allianz zwei Bürokomplexe, die der Immobilienfonds Hines European Value Fund 2 Anfang 2020 gekauft hat. Die Allianz-Mitarbeiter werden bis Ende 2020 umziehen. Hines wird beide Gebäude mit etwa 87.000 qm Bürofläche unter dem Begriff Fritz9 vermarkten. [1]
Das westliche Gebäude soll in 18 Monaten umgebaut werden. [2] Das östliche Gelände wird komplett neu überplant, vulgo: Die Gebäude werden abgerissen. Aus der Webseite der Architekten: „Das hochrepräsentative Gebäude – entworfen von lauber + wöhr architekten in den 1990er Jahren –, erfüllt nicht mehr die heutigen Anforderungen an Wirtschaftlichkeit und Anpassungsfähigkeit. Das Gebäude wurde als repräsentativer Firmensitz für einen einzelnen Nutzer geplant. Oliv schlägt eine komplette Neuorganisation des Gebäudes vor, mit dem Ziel einer besseren Nutzbarkeit und einer signifikanten Flächenmehrung.“ [3]
Die östlichen Neubauten erscheinen auf den Plänen im Internet sehr hoch und zeugen von einer hohen Verdichtung. Außerdem ist ein Abriss dieses Gebäudes nach nicht einmal 30 Jahren sowohl unverständlich. Dazu ist es vom ökologischen Standpunkt eine grobe Verletzung von Nachhaltigkeit und eine Material- und Energieverschwendung.
Vgl. Daniel Fuhrhop, Verbietet das Bauen, 2. Auflage 2020
Nachtrag Februar 2021: Von „Fritz 9“ zu „aer. Die Gebäude heißen nun aer, haben ein nachhaltiges Energiekonzept, sollen eine vollständig CO2-neutrale Architektur haben und ein „Leuchtturmprojekt“ werden. [4]
Nachtrag September 2021: Hines hat ein Zwischennutzungskonzept „Shaere“ zunächst für ein Erdgeschoss in einem Bestandsgebäude von 1984 vorgestellt. Ab 25.9.2021 für den Zeitraum von fünf Jahren sollen „Bildungs- und Kulturlandschaften“ auf über 40.000 qm starten. [5]
Nachtrag Juli 2022: Der zu sanierende westliche Bau wird statt 32.000 dann 40.000 qm Geschossfläche haben. Das östliche Gebäude wird abgerissen: Hier werden mehrere Neubauten und ein Hochhaus mit 60 Metern gebaut. Auf dem ehemaligen Allianz-Areal mit rund 33.000 qm sind insgesamt 110.000 qm Geschossfläche geplant. Inzwischen sollen auch zwischen 190 und 230 Wohnungen und Kitas sowie eine Gastronomie errichtet werden. Der BA Ramersdorf – Perlach bedauerte, dass keine frühere Einbindung erfolgt sei: Nun könne er auf die Baumasse keinen Einfluss mehr ausüben. [6]
Nachtrag Januar 2023: Von Shaere zu Fritz District. Das Amsterdamer Architekturbüro Site Practice hat die Pläne für neun Gebäude auf dem Areal entwickelt. Haus Nr. 2 im Westen wird saniert. Aus dem großen Gebäude östlich werden neun einzelne Gebäude als Stadtquartier mit Büro- und Gewerbeflächen, Gastronomie und 200 Wohnungen. Auf dem etwa 3,3 Hektar großen Areal entstehen sechs. bis 16-stöckige bauten mit einer Geschoßfläche von 110.000 qm. Mitglieder des BA Ramersdorf – Neuperlach befürchten eine „Schluchtenbildung“. [7]

März 2020: HypoVereinsbank verkauft Tucherpark. In den sechziger Jahren entstand der Bürokomplex Tucherpark zwischen Englischem Garten und Isarring. Nun verkaufte die HVB das unter Ensembleschutz stehende Gelände mit zehn Gebäuden und etwa 148.000 qm für eine kolportierte Summe von über eine Milliarde Euro an die Commerz Real (eine Immobilientochter der Commerzbank) und den Projektentwickler Hines. Dessen Managing Director Christian Meister versicherte großzügig, dass die Bagger nicht sofort anrücken würden. Architekturhistoriker Winfried Nerdinger kritisierte das damalige Projekt Tucherpark als „städtebauliche Todsünde“, da es in den Englischen Garten platziert und mit breiten Verkehrsschneisen umgeben wurde. Nerdinger äußerte, der Schutz des Englischen Gartens müsse im Vordergrund stehen. Denn wenn ein Investor so viel Geld investiere, dann wolle er auch entsprechend viel Geld herausholen. [8]

Hines kauft zu. Die Rosenheimer Straße 145 war erst eine Kleidermanufaktur von Konen. Seit der Jahrhundertwende waren diverse Entertainment-Unternehmen und Medien-Startups auf etwa 96.000 Quadratmetern untergebracht. Jetzt haben Union Investment und Hines den Gebäudekomplex Mediaworks gekauft: Angeblich sind mehr als eine Milliarde Euro für Kauf und Umbau eingeplant. Union Investment finanziert, Hines entwickelt.

Hines-Projekte in München. U. a. Uptown München, Moosach; Mira Shopping Center, Hasenbergl; Hofstatt in der Sendlinger Straße, Aer, Neuperlach;  Tucherpark, Englischer Garten; Das Goethe München, MediaWorksMunich (MWM), Berg am Laim [9]

Fußnoten und Quellen

  1. https://www.hines.com/properties/fritz9-munich
  2. Grundner, Hubert, Umbau in zwei Schritten, in SZ 16.10.2020
  3. www.oliv-architekten.com
  4. Grundner, Hubert, Luftige Pläne, in SZ 2.2.2021
  5. Grundner, Hubert, „Shaere wie teilen“, in SZ 25.9.2021
  6. Stäbler, Patrik, Leben und arbeiten, in SZ 11.7.2022
  7. Stäbler, Patrick, Aus einem Betonklotz wird ein Stadtquartier, in SZ 20.1.2023
  8. Dürr, Alfred, Tucherpark zum Leben erwecken, in SZ 9.3.2020
  9. https://www.hines.com/locations/germany
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