Mai 1992: Forum zum Versagen der Wohnungspolitik. Die SZ und die Bayerische Landesbausparkasse organisierten das Forum „Wohnungsnot ohne Ende?“. Als Gründe nannte der bayerische Innenminister Edmund Stoiber (CSU), dass noch Mitte der achtziger Jahre der Wohnungsmarkt als ausgeglichen gegolten habe und die Prognosen auf einen Bevölkerungsrückgang von 55 auf 40 Millionen Einwohner lauteten. Der Wohnbedarf ist von 24 auf 36 Quadratmeter gestiegen, die Zahl der Single-Haushalte in München auf über 50 Prozent, dazu eine halbe Million Zuwanderungen. So fehlten in Deutschland zwei Millionen Wohnungen. In München erfüllten ein Viertel der Sozialmieter aufgrund gestiegenen Einkommens nicht mehr die Berechtigung dafür. Bürgermeister Christian Ude (SPD) verwies auf 2550 neue Wohnungen auf der Panzerwiese (laut Freistaat 6000), 6000 in Riem, 8500 in Freiham, 2500 beim Laimer Rangierbahnhofgelände. Das „Versagen“ der Wohnungspolitik käme auch von einer allgemeinen Fehleinschätzung von Mitte der achtziger Jahre, der auch die Bauwirtschaft erlegen sei. Es sei aber vorhersehbar gewesen, dass die geburtenstarke Jahrgänge Familien gründen würden. Das Konzept des Wohnraumschutzes habe versagt. Ude äußerte sein Unverständnis, dass zweistellige Milliardenbeträge jährlich für die Subventionierung des Kaufs von Altbauwohnungen fließen würden, ohne dass dadurch neuer Wohnraum entstünde. Allgemein herrsche Einverständnis, dass der hohe Anteil der Bodenkosten ein Grund für die hohen Quadratmeterpreise bei Neubauwohnungen sei.1
Mai 1992: Wohnungssituation wird sich verschlimmern. Der Verband bayerischer Wohnungsunternehmen (VdW), der vornehmlich Baugenossenschaften als Mitglieder hat und um die 468.000 Wohnungen für etwa 15 Prozent der bayerischen Bevölkerung vermietet, stellt ein Manko von etwa 200.000 Wohnungen in Bayern fest. Der Verband bezeichnete es als Skandal, dass 30 bis 50 Prozent der Baukosten wegen des Grundstückspreises entstehen. Dazu wird in Bayern der Bau und kauf von Luxuswohnungen mit sechs bis acht Milliarden DM an Steuerausfällen subventioniert, für die übrige Bevölkerung stehen gerade einmal 1,2 Milliarden DM bereit. Deshalb nannte der VdW dies auf einer Bayreuther Verbandstagung eine „Wohnungspolitik für die Reichen“. Die Subventionierung von rund 60.000 DM pro Wohnung im dritten Förderweg sei ein Irrweg, da dies nach zehn Jahren zu kräftigen Mieterhöhungen bzw. dem Rauswurf der Mieter führe.2