Moloch München Eine Stadt wird verkauft

BayernHeim

B
Titelbild: © Oswald Baumeister / Gesellschaft für ökologische Forschung e.V. []

Aktualisiert 30.7.2023

Von Söder initiierte „Offensive Wohnungsbau“. Der damalige bayerische Finanzminister Markus Söder (CSU) hat den skandalösen Verkauf des staatseigenen Wohnungsunternehmens GBW AG (heute: Dawonia) der Bayerischen Landesbank mit rund 34.000 Wohnungen im Jahr 2013 an die Patrizia AG zu verantworten. Quasi als Kompensation präsentierte der jetzige Ministerpräsident Söder am 18.7.2018 die BayernHeim GmbH. Söder versprach, dass BayernHeim bis 2025 rund 10.000 Wohnungen schaffen wird.1
Das stand am 8.3.2022 noch auf der Webseite des bayerischen Bauministeriums: „Am 18. Juli 2018 wurde die staatliche Wohnungsbaugesellschaft BayernHeim GmbH als dritte staatliche Wohnungsbaugesellschaft in Bayern gegründet. Bis 2025 soll das Unternehmen 10.0 des Bauministeriums00 Mietwohnungen für Haushalte schaffen, die sich am Markt nicht selbst angemessen mit Wohnraum versorgen können.“2
Am 2.7.2018 hat der damalige Staatsminister für Wohnen, Bau und Verkehr, Hans Reichardt (CSU) bekannt gegeben, dass 2700 Wohnungen vor der Realisierung stehen: 15 Projekte in elf Kommunen, darunter auch München mit 150 Wohnungen im Bereich der ehemaligen McGraw-Kaserne. Die BayernHeim hat zwar ein Stammkapital von 50 Millionen Euro, will aber Gelder aus der Wohnbauförderung beantragen, steht damit also in Konkurrenz zu kommunalen und genossenschaftlichen Wohnungen, die diese Gelder auch nutzen. Deshalb entsteht durch BayernHeim keine zusätzliche Wohnung in Bayern, äußerte MdL Jürgen Mistol (Grüne); für ihn ist die BayernHeim „überflüssig wie ein Kropf“.3

Ziele verfehlt (1) Im Dezember 2020 lautet das Resultat für die BayernHeim: Statt der bei der Gründung versprochenen 2000 neuen Wohnungen bis zum Jahr 2020 sind es 71 fertige Wohnungen geworden, die sich alle in der Münchner Hansastraße befinden – und wovon die BayernHeim keine einzige selbst gebaut hat. Die seit Februar 2020 (bis 23. Februar 2022) amtierende Staatsministerin Kerstin Schreyer (CSU) versuchte sich an einer Erklärung: Der Bau von Wohnungen setze ein Baurecht voraus, das für die staatlichen Grundstücke noch nicht existiere. Um die 2900 Wohnungen seien in Vorbereitung, die für 2025 versprochenen 10.000 Wohnungen könnten realisiert werden. Jürgen Mistol (MdL, Grüne) äußerte dazu: „Groß angekündigt, nichts dahinter.“ MdL Sebastian Körber (FDP): „Das Vorhaben war von Anfang an zum Scheitern verurteilt.“4
Siehe oben: Söder hat 2013 die staatseigene GBW AG an die Patrizia AG verscherbelt: mit 33.000 Wohnungen.

Ziele verfehlt (2). Söders Vorgabe für 2025 waren 10.000 neue Wohnungen der BayernHeim. Ende Januar 2022 hatte die BayernHeim 234 (angekaufte) Wohnungen im Bestand; 522 Wohnungen sind im Bau. MdL Sebastian Körber (FDP) ist Vorsitzender des Bauausschusses und bezeichnete die BayernHeim „als eines der vielen Luftschlösser unter Söders Prestigeprojekten“: Das Unternehmen sollte aufgelöst und die bereit gestellten Mittel zinsverbilligt als Zuschüsse an Genossenschaften und kirchliche oder kommunale Wohnungsbauunternehmen abgegeben werden. Die bis 23.2.2022 amtierende Bauministerin Kerstin Schreyer (CSU) prognostizierte noch Ende Januar 2022, dass mit der BayernHeim „ganz viel passieren“ würde; eine Auflösung wäre verantwortungslos.5

Ziele verfehlt (3). Auch bei der Pressekonferenz am 3.2.2022 versicherte Kerstin Schreyer, das Ziel von 10.000 Wohnungen der BayernHeim bis 2025 sei zu erreichen. Um das Problem mit der Grundstücksfindung zu lösen, habe man eine eigene Abteilung gegründet. Bislang hat BayernHeim kein einziges Grundstück bebaut, das dem Freistaat Bayern gehört. Sebastian Körber von der FDP warf der BayernHeim erneut Steuerverschwendung vor und forderte ihre Auflösung. Für MdL Jürgen Mistol (Grüne) war Schreyers Optimismus „nicht nachvollziehbar“.6

Ziele verfehlt (4). Nun hat auch der Oberste Rechnungshof (ORH) BayernHeim gerügt. Seit der Gründung im Juli 2018 wurde „keine einzige Wohnung neu geschaffen“, stand im neuen ORH-Jahresbericht, der am 5.4.2022 veröffentlicht wurde. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gab für BayernHeim bis 2025 das Ziel von 10.000 neuen Wohnungen an. Der ORH: Es wurde keine Wohnung selbst gebaut, sondern es wurden nur Objekte gekauft. Bis Ende 2021 waren dies gerade einmal 848 Wohnungen – und nur 234 bezugsfertig. BayernHeim gibt selbst an, bis 2025 nicht 10.000, sondern nur 1567 bezugsfertige Wohnungen fertigzustellen; bis 2030 könnten es um 3300 sein. Der vierte Bauminister seit Söders Amtsantritt, Christian Bernreiter (CSU), nannte die Zahl von 3460 Wohnungen in Bestand, Bau und Planung und sah BayernHeim „auf einem guten Weg“. Der ORH-Bericht würde veraltete Zahlen nennen und verkenne die aktuelle Lage.7

„Krachend gescheitert“. Am 26.4.2022 hat die von der FDP beantragte Debatte zu BayernHeim im Landtag zu heftiger Kritik geführt. MdL Sebastian Körber (FDP) äußerte, Söder sei mit seiner BayernHeim-Gründung „krachend gescheitert“ und riet zur sofortigen Liquidierung. MdL Jürgen Mistol (Grüne) sah den Verfassungsauftrag für bezahlbaren Wohnraum nicht erfüllt. SPD-Fraktionschef Florian von Brunn fragte nach: „Was soll so eine Wohnungsbaugesellschaft, die keine einzige Wohnung baut?“ Der ORH hatte schon im letzten Jahresbericht das Unternehmen BayernHeim kritisiert: „Bei der Umsetzung hapert es schwer.“ Das Bauministerium unter dem neuen Chef Christian Bernreiter (CSU) addierte Bestand, Bau, Planung und Entwicklung der BayernHeim-Wohnungen und kam auf die Zahl 3460. Bernreiter nannte die Kritik des ORH „praxisfern“. Er verwies auf die  drei staatlichen Gesellschaften BayernHeim, Stadibau und Siedlungswerk Nürnberg, die zusammen fast 20.000 Wohnungen halten.8
Zur Erinnerung: Unter dem damaligen bayerischen Finanzminister Markus Söder wurde 2013 die staatliche Wohnungsbaugesellschaft GBW AG (heute Dawonia) mit über 32.000 Wohnungen an die Patrizia AG verschleudert.
In einem SZ-Kommentar erinnerte Maximilian Gerl an die Ankündigung von Söder, dass die BayernHeim bis 2025 10.000 neue Wohnungen bauen würde. Zum 1.1.2022 waren es 848, wie der ORH anmerkte – und diese wurden gekauft, nicht gebaut. Der Zuzugsüberschuss von üblicherweise 50.000 Menschen im Jahr und Corona-bedingt noch von 33.238 Personen im Jahr 2020 machen Bayern zum Einwanderungsland. „Komplexe Vorschriften, knapper Boden, Immobilien als Spekulationsobjekt, Mangel an Fachkräften und Rohstoffen – lösen kann die Staatsregierung das alles alleine nicht. (…) Stattdessen rotierte Söder lieber munter im Bauministerium durch, inzwischen sitzt dort mit Christian Bernreiter der vierte Minister seit 2018.“9

Hartmannshofen als „Lösung“? Die Münchner Sozialreferentin Dorothee Schiwy (SPD) hat im Juni 2022 ein Zweckentfremdungs-Verfahren gegen den Freistaat wegen 29 leerstehender Wohnhäuser in Hartmannshofen eingeleitet und warf der Staatsregierung Verschleppung vor, da München dies bereits mehrfach gerügt habe. Das Bauministerium hat allerdings schon Pläne für eine Nachverdichtung vorgestellt, die vom Planungsreferat abgelehnt worden waren, da sie den Baumbestand und das Stadtklima schädigen würden: Der Geschosswohnungsbau mit seinen Tiefgaragen wäre „brachial“ gewesen und hätte die Siedlung völlig verändert. Eine Sprecherin von Bauminister Christian Bernreiter (CSU) erklärte, man könne sich nicht zu dem laufenden Verfahren äußern; die Frage nach der Anzahl der geplanten Wohnungen beantwortete sie auch nicht. Falls die Stadt den dortigen Charakter der Gartenstadt erhalten wolle, würde dies den weiteren Wohnungsbau erschweren.10
Vgl: Mai 2022
Könnte es nicht sein, dass das bayerische Bauministerium für die verunglückte Söder-Gründung BayernHeim in Hartmannshofen Ausbaupläne realisieren möchte?

BayernHeim als Lückenfüller. Das bayerische Bauministerium hat im Juni 2022 verlautbart, dass BayernHeim als Projektpartner in Fällen einspringen könne und da aktiv werden soll, wo sich andere Investoren wegen zu hoher Kosten zurückziehen müssten.11

Juli 2022: Leere Studentenstadt Freimann. Auch kein Ruhmesblatt für den Freistaat: Aus Brandschutzgründen und Sanierungsstau stehen in der Studentenstadt Freimann aktuell etwa 1500 Wohnplätze leer. Haus 13 – „Rotes Haus“ mit 180 Wohnplätzen hat es im Februar 2021 gebrannt: seither steht es komplett leer. Haus 12 – „Orangenes Haus“: 440 Wohnplätze, seit Ende März 2022 komplett leer. Haus 11 – „Blaues Haus“: 246 Wohnplätze, komplett leer, Sanierung geplant für Ende 2022. Haus 9 – „Hans-Seidel-Haus“, 616 Plätze, seit September 2021 leer. Wenn das Blaue Haus Ende 2022 fertig saniert ist, stehen immer noch 1236 Apartments leer: bei über 12.000 Studierenden auf der Warteliste. Für die Sanierungsarbeiten fehlen dem Studentenwerk Millionen Euro vom Freistaat.12Der „Ratschlag“ vom Wissenschaftsminister. Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) erklärte im August 2022, das Studentenwerk habe bei Übernahme der Studentenstadt im Jahr 2015 gewusst, auf was man sich einlasse. Blume regte an, dass das Studentenwerk überflüssige Grundstücke verkaufen solle und schlug vor, dass die BayernHeim in die Studentenstadt für Sanierung und Neuvermietung einsteigen solle.13
Auch Ratschläge sind Schläge … Vor allem, wenn es um ein gescheitertes Unternehmen wie die BayernHeim geht.
Nachtrag August 2022: Angesichts der kläglichen bisherigen Ergebnisse der BayernHeim bezweifelte SPD-Fraktionschef und MdL Florian von Brunn eine erfolgreiche Sanierung der Strudentenstadt durch den staatlichen Bauträger BayernHeim.14

Wird BayernHeim aktiv? Der Freistaat Bayern verfügt aktuell noch über 16.770 Wohnungen. (Zur Erinnerung: Die unter Markus Söder 2013 an die Patrizia AG verkaufte GBW AG hatte um die 33.000 Wohnungen.) Die staatliche BayernHeim soll laut dem bayerischen Bauminister Christian Bernreiter (CSU) aktuell 41 Projekte mit 3700 Wohnungen in Arbeit haben.15

Staatsauftrag für BayernHeim. Beschäftigungstherapie, Subvention oder Vergabe ohne Ausschreibung? Das Bayerische Kabinett hat am 27.9.2022 entscheiden, dass über den Kopf des Eigentümers Studentenwerk hinweg die BayernHeim die maroden Häuser 9 und 12 mit 1056 Apartments sanieren soll. Bezahlen wird der Freistaat: 32,4 Millionen Euro über das Wissenschaftsministerium, 40 Millionen aus dem Bauministerium. Bauminister Christian Bernreiter (CSU) sprach von einem „Rückbau bis zum Rohbau“. Im Vorfeld hat das Studentenwerk vom Freistaat einen Sonderzuschuss von 24,5 Millionen Euro gefordert, um die Sanierung u beginnen: Das hat Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) als „völlig utopisch“ bezeichnet. Nun prüfen die staatlichen Stellen, ob BayernHeim die beiden Wohnheime übernehmen und sanieren soll. Der wissenschaftspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Wolfgang Heubisch, hat es als „Witz“ bezeichnet, dass ausgerechnet Bayernheim dafür verantwortlich sein soll. Das Studentenwerk begrüßt offiziell jede Lösung, um mehr Wohnraum für die Studenten zur Verfügung zu haben.16
Da erheben sich einige Fragen, z. B. ob das Studentenwerk dann überhaupt noch Eigentümer der Studentenstadt-Gebäude ist oder bleibt.

Oktober 2022: Sanierung der Studentenstadt Freimann dauert. Ausschusssitzung des Wissenschaftsausschusses des Bayerischen Landtags: Der Beamte aus dem bayerischen Bauministerium wollte zunächst nicht konkret werden – und nannte schließlich den Termin 2027 für die Fertigsanierung. Die Bitte des Studentenwerks vom August 2022 um 24,5 Millionen Zuschuss zur Sanierung nannte Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) „völlig utopisch“. Nun wollen sein Ministerium und das von Christian Bernreiter (CSU) geführte bayerische Bauministerium 72,4 Millionen Euro für die Sanierung der Häuser 9 und 12 zur Verfügung stellen. Durchführen soll dies die (vermutlich reichlich unterbeschäftigte) Söder-Gründung BayernHeim. Sie soll das Grundstück vom Studentenwerk übernehmen um Fördermittel beantragen zu können. Im Wissenschaftsausschuss des Bayerischen Landtags fragte der stellvertretende Vorsitzende Wolfgang Heubisch (FDP), ob Abriss und Neubau nicht auch eine Möglichkeit seien – wie im Fall Klinikum Großhadern. Der Beamte aus dem Bauministerium sah dies als Option an, falls die Kosten einer Sanierung höher seien als ein Neubau.17

Söder: „neuer Schwung“. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erklärte Ende 2022 bei der Gru7ndsteinlegung des Nürnberger Quartiers Lichtenreuth, die 2018 gegründete BayernHeim sei etwas zäh gestartet, habe nun aber neuen Schwung. Noch vor Oktober 2023 seien zwei Objekte mit 89 Wohnungen in Projektpartnerschaft bezugsfertig. 806 Wohnungen seien im Bau, 3490 Wohnungen in Planung oder Entwicklung. Damit, so Söder, seien 4530 Wohnungen in Arbeit. In Lichtenreuth nahe der TU Nürnberg wird Wohnraum für 6000 Bewohner geplant. BayernHeim ist in die Entwicklung des Quartiers involviert und baut selbst 249 Wohnungen für sozial Schwächere. Von den ursprünglich von Söder angekündigten 10.000 Wohnungen der BayernHeim bis 2025 war nicht mehr die Rede. Der bayerische Bauminister Christian Bernreiter (CSU) erwähnt bei Aufzählungen immer die drei staatlichen Gesellschaften Stadibau, Siedlungswerk Nürnberg und eben BayernHeim. Diese hat seit Herbst 2021 den neuen Geschäftsführer Ralph Büchele (früher fast 20 Jahre bei Roland Berger) und hat in Neuburg an der Donau ein Grundstück für 120 Wohnungen gekauft und dort auch einen Konzeptwettbewerb gewonnen.18

CSU-Kabinett spendiert eine viertel Milliarde Euro. Der bayerische Bauminister Christian Bernreiter (CSU) sagte zu BayernHeim, diese habe „mächtig an Tempo zugelegt“. Damit dieses angebliche Tempo aufrechterhalten werden kann, erhöht die Staatsregierung deren Eigenkapital um 250 Millionen Euro auf dann 750 Millionen Euro. Dabei hat die 2018 vom bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) gegründete Bayernheim noch keine einzige Wohnung selbst fertig errichtet. Die 234 Wohnungen im aktuellen Bestand wurden gekauft, 806 Wohnungen sind im Bau, unter 3500 Wohnungen geplant oder in Entwicklung. MdL Sebastian Körber (FDP) äußerte dazu: „Warum nun ausgerechnet auch noch zusätzliches Geld in die vollkommen unterirdisch agierende BayernHeim hineingepumpt werden soll, ist mir ein absolutes Rätsel.“19

Aktuelle Stunde im Bayerischen Landtag. Am 2.2.2023 hat die SPD für das Debattenformat die Themen Bezahlbarer Wohnraum und BayernHeim gewählt. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) fehlte zu „seinem“ Thema BayernHeim. SPD-Fraktionsvorsitzender Florian von Brunn bezeichnete die BayernHeim als „nicht fit für ihre Aufgaben“. MdL Jürgen Mistol (Grüne) äußerte, die BayernHeim sei „von Anfang an ein sehr behäbiger Scheinriese gewesen“; zu erinnern sei an den Verkauf der GBW AG mit über 30.000 Wohnungen durch den damaligen Finanzminister Söder, der das „Tafelsilber“ verscherbelt habe. MdL Sebastian Körber (FDP) bezeichnete die BayernHeim als „Realsatire“; man könne sich „nicht breitbeinig hinstellen und sagen, die Bayernheim ist etwas Gutes“. Verkehrs- und Bauminister Christian Bernreiter (CSU) ritt die Gegenattacke und äußerte zu von Brunn: „Jeder blamiert sich, so gut er kann“ und unterstellte ihm Wissenslücken. Gleichzeitig würde von Brunns Parteikollegin Klara Geywitz beim Wohnungsbau auf Bundesebene mit ihrer Ankündigung von jährlich 400.000 neuen Wohnungen „auf ganzer Linie scheitern“. BayernHeim habe zusammen mit Stadibau (Staatsbediensteten-Wohnungen) und dem Siedlungswerk Nürnberg insgesamt bis Ende 2023 fast 25.000 Wohnungen in Bestand, Bau und Planung. (Zur Erinnerung: BayernHeim hat aktuell 234 Wohnungen im aktuellen Bestand, die gekauft wurden, 806 Wohnungen sind im Bau und weniger als 3500 Wohnungen geplant oder in Entwicklung, siehe oben. ((Osel, Johann, Walkampf-Scharmützel um die BayernHeim,, in SZ 3.2.2023))

Gerangel um das Justizgelände. Das „alte“ Strafjustizzentrum zwischen Nymphenburger Straße und Linprunstraße war nach nur 50 Jahren marode, auch ein Opfer des Baubooms im Gefolge der Olympischen Spiele München 1972. 2024 soll das neue Gebäude am Leonrodplatz eröffnet werden. Der Freistaat ist Eigentümer, aber die Stadt hat die Planungshoheit. Längst ging das Gerangel um das Areal mit 17.500 qm los. Stadträtin Anna Hanusch (Grüne) wünschte sich an diese Stelle eine Mischung aus Gewerbe und Wohnen und strapazierte wieder einmal den vielfältig verwendbaren Begriff des bezahlbaren Wohnraums. Die staatliche Imby soll eine Machbarkeitsstudie bezüglich Wohnraums für staatliche Geringverdiener initiiert haben. Das bayerische Innenministerium hatte 2020 sündteure Räume im Angerhof angemietet (knapp 12.000 qm für 39,50/qm, Kaltmiete monatlich 463.098 Euro, Vermieter Patrizia AG; vgl.: Februar 2020) und würde gern stattdessen mit einer Dependance an die Nymphenburger Straße umziehen. Das vom Innenministerium ebenfalls avisierte Areal an der Seidlstraße wird vermutlich an Apple vergeben.20
März 2023: Doch Wohnnutzung. „Der Freistaat Bayern wird auf dem Grundstück des Strafjustizzentrums an der Nymphenburger Straße in München Wohnraum schaffen. (…) Stadibau und BayernHeim GmbH werden ein mögliches Baurecht mit der Stadt München abstimmen und die Wirtschaftlichkeit überprüfen.“21

Strafjustizzentrum zu Wohnraum? Die bayerische Staatsregierung hat laut Bauminister Christian Bernreiter (CSU) beschlossen, dass auf dem Gelände „ausschließlich Wohnraum“ entstehen soll. BayernHeim und Stadibau sollen das mögliche Baurecht mit der Stadt klären. Untersucht werden soll, ob eine Umnutzung der bestehenden Gebäude für Wohnraum möglich ist.22

BayernHeim bekommt staatlichen Auftrag. In der Studentenstadt Freimann wurde am 16.5. das Sophie-Scholl-Haus eröffnet, ein frisch saniertes Wohnheim mit 250 Plätzen. Auch die beiden lange leer stehenden großen Häuser 8 und 12 mit mehr als 1000 Apartments sollen saniert werden. Sie sind vom Studierendenwerk an die staatliche BayernHeim übergeben worden, die sie bis 2027 bzw. 2028 (für 150 Millionen Euro) instand setzen will. In der Studentenstadt stehen im Moment 1300 Apartments leer. Zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) kritisierte den Freistaat, den sie bei der Wohnraumversorgung in der Pflicht sieht. Die Stadt werde den Freistaat unterstützen, wenn er die Studentenstadt nachverdichten wolle. So könnten über 1200 Wohnungen entstehen. Nach der Warteliste des Studierendenwerks suchten im vergangenen Herbst 15.000 junge Menschen einen Wohnraum in München.23 – Die Studenten beurteilen den Auftrag an die staatliche BayernHeim kritisch, die bis 2028 für 150 Millionen Euro insgesamt 1056 Wohnplätze sanieren soll.24.

Söder will BayernHeim fördern. Auf dem 2,35 Hektar großen Areal der früheren McGraw-Kaserne sollen zunächst 257 Wohnungen und 297 Apartments für Staatsbeschäftigte gebaut werden. Laut Bauminister Christian Bernreiter (CSU) sollen diese bis 2026 bezugsfertig sein. Die Stadibau würde 2023 etwa 870 Wohnungen bauen; die BayernHeim bis Ende 2023 etwa 2000. Bernreiter zur Kritik an der von Söder (wohl als missglückte Kompensation zum Verkauf der GBW AG mit 32.000 Wohnungen geschaffene) BayernHeim: „Ich weiß gar nicht, was es da zu kritisieren gibt.“ 25

Kritik vom Obersten Bayerischen Rechnungshof. Der Oberste Bayerische Rechnungshof hatte im jüngsten Jahresbericht 2022 geschrieben: „Die BayernHeim GmbH hat mehr als drei Jahre nach Gründung noch keine Wohnung selbst neu geschaffen. Stattdessen hat sie nur wenige Wohnungen erworben, die ohnehin errichtet worden wären. Mit dem Ankauf von Wohnungen, die bereits den Bestimmungen der staatlichen Wohnraumförderung unterliegen, verfehlt die BayernHeim GmbH ihre Zielsetzung, Wohnraum neu zu schaffen. (…) Die BayernHeim hatte zum Jahresende 2021 einen Bestand von 234 bezugsfertigen Wohnungen. Keine dieser Wohnungen befindet sich auf einem staatlichen Grundstück. Die BayernHeim hat diese von Dritten erworben. (…) Mit dem Ankauf solcher Wohnungen, die bereits den Bestimmungen der staatlichen Wohnraumförderung unterliegen, tritt sie in Konkurrenz zu privaten Mitbewerbern. Insgesamt verfehlt die BayernHeim damit ihre Zielsetzung, Wohnraum neu zu schaffen.“26

  1. https://www.stmb.bayern.de/wohnen/gesellschaften/bayernheim/index.php []
  2. https://www.stmb.bayern.de/wohnen/gesellschaften/bayernheim/index.php []
  3. de Ponte, Wolfgang, BayernHeim eine Mogelpackung? Opposition zerlegt Söders Wohnungsbau-Projekt, in merkur.de 3.7.2019 []
  4. Glas, Andreas, Osel, Johann, 71 statt 2000, in SZ 3.12.2020 []
  5. Osel, Johann, Söders Vorgabe für Wohnungsbau verfehlt, in SZ 1.2.2022 []
  6. Tausche, Nadja, „Wir sind in der Lage, dieses Ziel zu erreichen“, in SZ 4.2.2022 []
  7. Osel, Johann, Rechnungsprüfer rügen Bayernheim, in SZ 6.4.2022 []
  8. Osel, Johann, Baustelle Bayernheim, in SZ 27.4.2022 []
  9. Gerl, Maximilian, Wohnungen statt Worte, in SZ 27.4.2022 []
  10. Krass, Sebastian, Stadt wirft Freistaat Zweckentfremdung vor, in SZ 14.6.2022 []
  11. Gerl, Maximilian, Das Nullsummenspiel, in SZ 18.6.2022 []
  12. Kastner, Bernd, Brandschutz: mangelhaft, in SZ 14.7.2022 []
  13. Kastner, Bernd, Stillstand in der Geisterstadt, in SZ 16.8.2022 []
  14. Kastner, Bernd, Zuschuss oder Mieterhöhung – Streit um Studentenstadt, in SZ 29.8.2022 []
  15. DPA, Mieten sollen unverändert bleiben, in SZ 28.9.2022 []
  16. Steinbacher, Ulrike, 70 Millionen Euro für marode Wohnheime, in SZ 28.9.2022 []
  17. Krass, Sebastian, In fünf Jahren könnten Studenten einziehen, in SZ 27.10.2022 []
  18. Glas, Andreas, Osel, Johann, Söders Dilemma beim Wohnungsbau, in SZ 2.1.2023; Osel, Johann, SPD will „Neustart“ im Wohnungsbau, in SZ 4.1.2023 []
  19. Osel, Johann, Bernreiters Wohnbau-Booster, in SZ 17.1.2023 []
  20. Krass, Sebastian, Justiz-Grundstück als Zankapfel, in SZ 24.10.2022 []
  21. PM 1.3.2023: Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr, Nachnutzung des Strafjustizzentrums an der Nymphenburger Straße []
  22. Krass, Sebastian, Strafjustizzentrum bekommt Bewährung, in SZ 2.3.2023 []
  23. Kastner, Bernd, Bayernheim saniert Studentenwohnheime, in SZ 17.5.2023 []
  24. Ruff, Julian, Münchens Mietbrennpunkte, in SZ 26.5.2023 []
  25. Stäbler, Patrik, Spatenstich für Hunderte neue Wohnungen, in SZ 27.7.2023 []
  26. https://www.orh.bayern.de/berichte/jahresberichte/aktuell/jahresbericht-2022/staatsministerium-fuer-wohnen-bau-und-verkehr/1315-tnr-59-bayernheim-gmbh.html []
Moloch München Eine Stadt wird verkauft

Nicht angemeldet > Anmelden