Moloch München Eine Stadt wird verkauft

Palais an der Oper

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Titelbild: © Oswald Baumeister / Gesellschaft für ökologische Forschung e.V. []

Zur Historie. Ab 1747 wurde das größte Adelspalais der Stadt München im Barockstil durch Graf Ignaz von Toerring Jettenbach erbaut. König Ludwig I. kaufte das Palais von Toerring für 180.000 Gulden. Leo von Klenze baute ab 1834 die Arkadenhalle zum Opernplatz als Hauptpostamt um, das es 1838 bezog. 1858 baute Friedrich von Bürklein den Seitenteil am Hofgraben. Im 2. Weltkrieg und beim Wiederaufbau wurden viele Barockteile vernichtet. 1953 wurde das Postamt München I eröffnet. Das erhaltene Barock-Portal wurde in die Schalterhalle verlegt. Die neuen Rundfenster wurden „Einschusslöcher“ genannt.1

Das neue Palais. 2005 verkaufte die Deutsche Telekom den Gebäudekomplex an die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und die Accumulata Immobilien Development GmbH aus München. Das Barockpalais wurde wieder an den Haupteingang verlegt. Die Fassade steht unter Denkmalschutz und blieb als einzige stehen: Das Innere wurde komplett entkernt. 50.000 Kubikmeter Bauschutt wurden seit 2010 abgefahren, 40.000 Kubikmeter Erdreich für die Tiefgarage ausgebaggert, 16.000 Kubikmeter Beton und 2800 Tonnen Baustahl verbaut. Die Entwürfe stammten von Hilmer und Sattler und Albrecht, den Bau leitete die Accumulata Immobilien Development GmbH, die Vermietung lief über die LBBW. 27 Wohnungen (80 bis 240 qm) mit insgesamt 2900 qm wurden im 5. und 6. Stock eingebaut, über 52 Euro soll der Quadratmeter Wohnraum zur Miete kosten. 11.128 qm Bürofläche gibt es im 1. bis 4. Stock. Für den Einzelhandel stehen 3700 qm und für die Gastronomie 1500 qm zur Verfügung. Im Erdgeschoss (mit Untergeschoss) residieren u. a. der Luxusladen Maison Louis Vutton, das Rolex-Uhrengeschaft Jörg Bucherer und das Restaurant Das Kuffler.123

Das teure Palais. Als Beispiel 1 nannte die Abendzeitung im November 2012 eine Drei-Zimmer-Wohnung mit 87 qm für 4604 Euro Monatsmiete kalt (rund 52 Euro/qm); der Tiefgaragenplatz kostet 375 Euro. (Der Hartz-IV-Satz liegt bei 382 Euro). Beispiel 2 ist eine Zwei-Zimmer-Wohnung mit 70 qm für 3446 Euro (knapp 50 Euro/qm); hier kostet der Stellplatz 325 Euro.14

Projektleiter war Accumulata. Aus https://www.accumulata.de/palais-an-der-oper/ zu Palais an der Oper: „Luxus für höchste Ansprüche“. Projektart: Projektentwicklung und Realisation; Fertigstellung: 2013; Mietfläche: rd. 23.000 qm; Architekten: Hilmer Sattler Architekten, Ahlers Albrecht. Unsere Rolle: Bauherr und Investor; Partner: LBBW Immobilien GmbH; Käufer: „Verkauf an ein Family Office“5

Ist Arkadij Rotenberg der Eigentümer? Die Abendzeitung, die Tagesschau, der Spiegel und andere nannten 2013 den russischen Oligarchen und ehemaligen Judolehrer von Wladimir Putin, Arkadij Rotenberg als gut getarnten Eigentümer des Palais.6
Vgl. hierzu: Der Spiegel: https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-90438206.html
Tagesschau: https://www.tagesschau.de/ausland/oligarchen-russland-eu-101.html; Abendzeitung München: https://www.abendzeitung-muenchen.de/muenchen/muenchens-luxus-immobilie-das-palais-an-der-oper-art-184357

Recherchen der Pandora Papers. Das Recherche-Team der SZ und von internationalen Journalisten hat Neues zum Palais an der Oper zusammengetragen.7 Der Russe Ruslan Goryukhin gründete mit Arkadj Rotenberg 2012 über eine Offshore-Konstruktion die Opera Real Estate GmbH & Co. KG, die 2012 das Palais an der Oper für über 300 Millionen Euro von der LBBW gekauft haben. Hinter der Opera Real Estate GmbH & Co. KG verbarg sich laut Panama Papers ein Konstrukt aus vier Firmen aus Luxemburg und zwei Gesellschaften von den British Virgin Islands. Mit solchen Konstruktionen lassen sich beliebig über Kredite und Zinsen Gewinne verschleiern und Steuern sparen. Goryukhin teilte über eine Anwaltskanzlei mit, dass seine Firmengründung nicht aus Gründen der Steuervermeidung erfolgt sei. Goryukhin war nach eigenen Angaben aus Rotenbergs SGM-Konzern ausgeschieden und lebt nun in der Schweiz, wo er an etwa hundert Briefkastenfirmen beteiligt ist.8

  1. Müller, Thomas, Münchens Luxus-Immobilie: Das Palais an der Oper, in abendzeitung-muenchen.de 13.1.2013 [] [] []
  2. Bock, Willi, Palais an der Oper: 4600 Euro für 87 Quadratmeter, in abendzeitung-muenchen.de 8.11.2012 []
  3. Bernstein, Martin, Vom Imperator zum Investor, in SZ 3.2.2018 []
  4. Bock, Willi, Palais an der Oper: 4600 Euro für 87 Quadratmeter, in aberndzeitung-muenchen.de 8.11.2012 []
  5. https://www.accumulata.de/projects/palais-an-der-oper/ []
  6. http://www.nolympia.de/kritisches-olympisches-lexikon/rotenberg-arkadij-boris/ []
  7. https://projekte.sueddeutsche.de/artikel/politik/die-russische-spur-in-die-maximilianstrasse-e522938/?ieditorial=3 []
  8. Bovensiepen, Nina, Much, Mauritius, Pfaff, Isabell, Russisch Shoppen, in SZ 5.10.2021 []
Objekt-Nr. 10920

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Synonym verwendet:
Opernpalais
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