Moloch München Eine Stadt wird verkauft

Januar 1990

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Titelbild: © Oswald Baumeister / Gesellschaft für ökologische Forschung e.V. []

Januar 1990: Der spätere OB Christian Ude (1993 – 2014) war 1990 Herausgeber des Buches „Münchner Perspektiven – wohin treibt die Weltstadt mit Herz?“ Das Nachwort mit dem Titel „Perspektiven und Alternativen für ein München von morgen“ von OB Georg Kronawitter (1972 – 1978, 1984 – 1993) ist am 9.1.1990 in der SZ erschienen: „Die Immobilienspekulation blüht wie nie zuvor. Wer am meisten bezahlt, erhält den Zuschlag. Der Profit erschlägt den Planer!“ – Zu den Vergabekriterien der letzten Flächenreserven schrieb Kronawitter unter anderem: – „Welche Bereiche sind vorweg als unverzichtbare Frei- und Grünflächen zu sichern und zu schützen, weil sie für die Lebensqualität aller Bürgerinnen und Bürger so unverzichtbar sind wie die Luft zum Atmen?“ Hinzu kommen Flächen zur Verbesserung der sozialen und kulturellen Infrastruktur und für weitere Wohnbereiche. „Erst zuletzt (und nicht wie bisher zuerst) kann und darf sich die Frage nach weiteren Flächen für Industrie und Gewerbe stellen sowie die Frage nach weiterer Verdichtung in bestimmten Bereichen.“ Kronawitters Empfehlung: “Der Freistaat Bayern und die Wirtschaft müssen dafür sorgen, dass Arbeitsplätze zu den Menschen ins Umland gebracht werden und nicht umgekehrt.“
Hallo, Herr Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU): Warum machen Sie aktuell genau das Gegenteil?!
Kronawitter zitiert den Stadtdirektor Wigand Kahl: „… es kann nicht mehr darum gehen, noch mehr Wirtschaftswachstum anzustreben. Wer Politik für München machen will, muss vielmehr zunächst für mehr Ökologie sorgen, muss (…) das ökologische Gleichgewicht der Stadt wiederherstellen.“ – „Die Stadt braucht rund 200.000 preiswerte Wohnungen, damit alle jene, die in unabdingbar notwendigen, aber niedrig bezahlten Dienstleistungen beschäftigt sind, in München nicht nur arbeiten, sondern auch wohnen, leben, Familie mit Kindern, kurz Bleibe und Heimat haben können.“ – „Wir müssen die Stadt vor dem drohenden Verkehrsinfarkt schützen.“ – „Weitere Tiefgaragen im Zentrum dürfen nicht mehr zugelassen werden.“ – „Werden unsere großen Städte nur weiterhin dem freien Spiel der Kräfte und der hemmungslosen Boden- und Mietenspekulation ausgeliefert, wird ein Zuhause für alle Bürger auch in München immer weniger möglich.“1
Man bedenke: Das waren Erkenntnisse vom Anfang 1990 – heute schreiben wir 2021. Der Herausgeber dieses Buches, Christian Ude (SPD), war von 1993 bis 2014 Oberbürgermeister: in der Periode, in der der Ausverkauf der Stadt München einen Höchststand erreichte, der bis heute anhält.

  1. Alle Zitate: Kronawitter, Georg, Perspektiven und Alternativen, in Ude, Christian Hrsg., Münchner Perspektiven, München 1990; abgedruckt in SZ 9.1.1990 []
Moloch München Eine Stadt wird verkauft

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