Moloch München Eine Stadt wird verkauft

März 1990

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Titelbild: © Oswald Baumeister / Gesellschaft für ökologische Forschung e.V. []

März 1990: SZ-Forum zur Kommunalwahl. Angesprochen wurde die zentrale Frage der Wohnungsmisere. OB Georg Kronawitter (SPD) verwies auf die „Spitzenleistung“ beim Wohnungsneubau der Stadt, die aber immer größere Schwierigkeiten habe, geeignete Flächen zu finden. Man könne die Stadt nicht völlig zubetonieren. Die Instrumente Erhaltungssatzung und Zweckentfremdungsverordnung müssten konsequenter genutzt werden. Dazu müsste die Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentumswohnungen endlich verboten werden. Auch müsste der derzeit erlaubte Mietensprung von 30 Prozent in drei Jahren auf 10 Prozent gekürzt werden. Kronawitter forderte, dass nicht noch mehr Arbeitsplätze im jetzt schon überhitzten „Dampfkessel“ München geschaffen werden. Auch Angehörige des schlecht bezahlten Dienstleistungsbereiches müssten sich München noch leisten können. OB-Kandidat Hans Klein (CSU) forderte die Ausweisung von mehr Flächen als Bauland und die Nachverdichtung bestehender Areale. Wohnungsknappheit treibe die Preise in die Höhe. In der Vergangenheit habe die Stadt eindeutig zu wenig beim Wohnungssektor gemacht OB-Kandidatin Heidrun Kasper (FDP) forderte eine Aktivierung des privaten Wohnungsbaus und die Ausweisung von mehr Bauland zusammen mit dem Umland sowie keine Verzögerungen bei den Baugenehmigungen. Die Mittel für den sozialen Wohnungsbau würden falsch eingesetzt, da sich große Wohnungsbaugesellschaften wie die Neue Heimat auf öffentlichem Grund einkaufen und später die Wohnungen zu Höchstpreisen veräußern: Damit seien sie die größten Spekulanten. Sabine Csampai (Die Grünen) will die Ursachen der Wohnungsnot beseitigen: Durch das „ungebremste Wachstum“ wird die angestammte Bevölkerung verdrängt unter dem Motto: „Arme raus, Reiche rein.“ Preiswerte Wohnungen müssen erhalten und geschaffen werden, leere Wohnungen zwangsbelegt werden. Die Industrie müsse Wohnungen für ihre Mitarbeiter bauen. Csampai sprach sich auch gegen die Verlegung der Messe nach Riem aus, da man dann dort Platz für 10.000 Wohnungen nach ökologischen und sozialen Kriterien hätte.1

  1. Dürr, Alfred, Loerzer, Sven, Die Zukunft der Stadt – Journalisten und Leser fragen OB-Kandidaten, in SZ 3.3.1990 []
Moloch München Eine Stadt wird verkauft

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