Aus Wikipedia: „Die Nordhaide wird überwiegend als Wohngebiet genutzt. Das Quartier entstand auf rund 30 Hektar Fläche. Bis 1990 wurde die Fläche als Truppenübungsplatz genutzt. Insgesamt sind seit 2003 über 2500 Wohnungen für 6500 Menschen entstanden, darunter 545 Plätze in der Studentenwohnanlage am Felsennelkenanger. Das Wohnungsangebot besteht aus einer Mischung von öffentlich geförderten und frei finanzierten Wohnungen. Die Nordhaide verfügt über ein Schulzentrum und mehrere Kindertagesstätten, eine Kinder- und Jugendfreizeitstätte sowie das Kirchenzentrum Dominikus.“
Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm die Stadt München Teile des Oberwiesenfelds zur Ansiedlung eines Flughafens.
Wechselnde Grundstückseigner. Die Stadt München hat in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts „Bauvorratsgelände“ am Feldmochinger Anger im Hasenbergl gekauft. Zwischenzeitlich übernahm sie den Flughafen Oberwiesenfeld und bot als „Ersatzexerzierplatz“ den Feldmochinger Anger an. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt wieder Eigentümerin des Feldmochinger Angers. An der Ingolstädter Straße / Neuherbergstraße wurden 1950 städtische Einfachwohnungen gebaut, die inzwischen gehobeneren Sozialwohnungen gewichen sind. Unter Führung der Neuen Heimat entstand die Großsiedlung Hasenbergl. Ab 1955 wollte die am 5.5.1955 gegründete Bundeswehr das ehemalige Militärgelände wieder reaktivieren, dazu gehörten die Fröttmaninger Heide und der Feldmochinger Anger. Das Areal zwischen Ingolstädter Landstraße und Schleißheimer Straße wurde bald Panzerwiese genannt, weil dort von einer nahen Kaserne aus ein Panzerbataillon übte. Bei der Flughafen München GmbH (FMG) wurde die Stadt neben Staat und Freistaat dritter Gesellschafter und hätte dem Bund eine Einlage bezahlen müssen. Der Flughafen Riem hatte damals eine Fläche von 338 Hektar: Die Bundesfinanzverwaltung erhielt im Rahmen eines Grundstückstauschs 305 Hektar auf dem Feldmochinger Anger, für die sie im Juli 1958 3,95 Millionen DM bezahlte. Mitte der sechziger Jahre wurden die Wohnungsbaupläne der Stadt wieder aktiviert, nachdem der Standortübungsplatz zwischen die B 13 und die B 11 verlegt wurde.1
Januar 1992: Streit um die Bebauung der Panzerwiese. Der damalige Leiter der SZ-Lokalredaktion und des Münchner Stadtanzeigers, Franz Freisleder, zeigte sich empört über die seiner Ansicht nach zu geringe Zahl von 2550 Wohnungen am Rand der Panzerwiese: Auch bei 4000 bis 6000 Wohnungen würden nur 159 von 200 Hektar überbaut. Münchens Wohnungssuchende hätten auf dem alten Truppenübungsplatz eine Schlacht verloren.2
Stoiber greift Stadtrat an. Innenminister Edmund Stoiber (CSU) bezeichnete die Festlegung auf 2550 Wohnungen auf der Panzerwiese als „Schlag in das Gesicht aller Wohnungssuchenden in München“. Er verteidigte den bayerischen Umweltminister und OB-Kandidaten Peter Gauweiler (CSU), der 6000 Wohnungen gefordert hatte.3
Konflikt mit Waigel. Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) will Wohnraum durch „Verdichtungsbau“ in den bundeseigenen Wohnsiedlungen schaffen. Die geplanten 2550 Wohnungen auf der Panzerwiese, die zum Großteil dem Bund gehört, hält Waigel für eine Minimalbebauung und mindestens 2000 weitere Wohnungen für möglich.4
Bundesregierung für mehr Wohnungen. Waigels Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, Manfred Carstens, bezog sich auf den SZ-Artikel von Franz Freisleder (siehe oben) und forderte „eine möglichst weitgehende Ausweitung von Bauflächen“. Die Stadt sei wegen eines Ankaufs noch nicht in Verhandlungen mit dem Bund. Dieser könne bei fehlender Planungssicherheit die Panzerwiese zum sanierungs- oder entwicklungsunbeeinflussten Grundstückswert verkaufen.5
CSU will Verdopplung. Im August 1992 will die Rathaus-CSU mit einem Antrag die Zahl der Wohnungen auf der Panzerwiese auf 5000 verdoppeln: Dabei würde die Ökologie nicht zu kurz kommen.6.
Grüne wollen Naturschutz. Am 30.10.1992 stellten die Grünen im Bayerischen Landtag den Antrag, die Heidelandschaft im Norden – das Gebiet der Panzerwiese, des Hartlholzes und der Fröttmaninger Heide -, als Naturschutzgebiet auszuweisen. MdL Franz Maget (SPD) antwortete, der Münchner Norden sei landschaftlich arm und brauche zwar Freiflächen. Aber noch dringender brauche er mehr Wohnbau. Er appellierte an die CSU, den Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) aufzufordern, Flächen freizumachen für einen Wohnbau auf der Panzerwiese. Außerdem sei die Fröttmaninger Heide schon teilweise stark geschädigt und sollten als Gewerbegebiet und verstärkt für den Wohnungsbau genutzt werden. MdL Otto Lerchenmüller (CSU) wollte die Heideflächen im Norden schützen, dazu müsste aber erst die militärische Nutzung eingestellt werden, bevor man naturschutzrechtlich überplanen könne. Die Fraktionssprecherin der Grünen, Ruth Paulig, warf Umweltminister Peter Gauweiler (CSU) vor, im Wahlkampf die Panzerwiese mit dem Plan von 6000 Wohnungen zu einem Prestigeprojekt gemacht zu haben.7
Der Mittelweg. Im Dezember 1993 erwähnte OB Christian Ude bei einem Pressegespräch einen Kompromiss: den Baubeschluss mit 3700 Wohnungen auf der Panzerwiese.8
Kasernenstil und Gettoisierung befürchtet. Die „Regionale Arbeitsgemeinschaft für Soziales“ (RAGS) hat angesichts der Zeilenbauweise des Architekturwettbewerbs vor einer Bebauung der Panzerwiese im „Kasernenstil“ und einer „Gettoisierung“ der neuen Siedlung gewarnt. Für eine vielfältige Bewohnerstruktur sei eine Mischung aus sozialen (40 Prozent), genossenschaftlichen (30 Prozent) und frei finanzierten (30 Prozent) Wohnungen nötig. Bei einer Zahl von 2200 Kindern und Jugendlichen sei eine Zahl von 108 Krippenplätzen unzureichend.9
Oktober 1998: Bebauung Panzerwiese. An der Ingolstädter Straße im Osten fand im Oktober 1998 das Richtfest für 82 Genossenschafts-Wohnungen statt. Im Westen an der U-Bahn-Station Dülferstraße ist das erste Grundstück verkauft worden. Die Zeitung Stern und die Bausparkasse Schwäbisch-Hall veranstalteten mit der LH München den Architekturwettbewerb „Wohnen in der Stadt“ für die Panzerwiese: Die Ergebnisse wurden Anfang November 1998 in der Obersten Baubehörde (am Franz-Josef-Strauß-Ring 4) vorgestellt10
Erste Bauarbeiten. Die Bundeswehr hat 200 Hektar freigemacht. 170 Hektar sollen zusammen mit der „Fröttmaninger Heide“ unter Naturschutz gestellt werden. Auf 30 Hektar soll die Bebauung mit etwa 2700 Wohnungen erfolgen nach dem „Münchner Modell“: der Quadratmeter Wohnraum soll rund 4700 DM kosten, tausend DM weniger als im frei finanzierten Wohnungsbau.11
Aktueller Stand 2001: Von den 200 Hektar wertvollem Heidegebiet sollen 30 Hektar im Südwesten an der Schleißheimer Straße und im Südosten an der Ingolstädter Straße bebaut werden. Der Kernbereich soll Naturschutzgebiet werden.12 Bis 2006 sollen 2580 Wohnungen auf der Panzerwiese gebaut werden, 500 sind bereits fertiggestellt.13
Keine ökologische Mustersiedlung. Die Massierung von über 2000 Wohnungen auf 30 Hektar am südwestlichen Eck der Panzerwiese verhindert eine ökologisch einwandfreie Bebauung. Es wird mit Fernwärme geheizt, die Flachdächer sind begrünt und die Oberflächen nicht durchgehend versiegelt. Beim Wohnungsbau soll laut ausführender Firma Klaus für die ersten 229 Wohnungen bis auf die Rollläden kein Plastik verwendet werden. Mit dem 2. Bauabschnitt soll Niedrigenergie-Standard erreicht werden. Nicht erlaubt waren Tropenholz, FCKW-haltige Dämmstoffe, PVC und Aluminium. Bei der Wärmedämmung ist der städtische Wohnungsbau-Experte Gerhard Schlundt zu Recht skeptisch, wenn er an den späteren Abbruch und die Altlasten denkt. Ein weiteres Problem sind die Kosten des ökologischen Bauens. Für den Käufer bedeuten diese eine sofort fällige Summe, während sich Einsparungen erst über Jahre aufsummieren.14
- Bleyer, Burkhard, Die Panzerwiese – gestern und heute, in SZ 11.7.1991. Bleyer ist Autor von: Verlauf einer Stadtteilkarriere: München – Milbertshofen mit Kartenband, Münchner Geographische Hefte, Kallmünz/Regensburg 1988 [↩]
- Freisleder, Franz, Verlorene Schlachten auf der Panzerwiese, in SZ 24.1.1992 [↩]
- Rehm, Martin Gegen ‚Blockade-Politik‘ beim Wohnungsneubau, in SZ 28.1.1992 [↩]
- Dürr, Alfred, Panzerwiese soll dichter bebaut werden, in SZ 12.2.1992 [↩]
- Bund für mehr Wohnungen auf der Panzerwiese, in SZ 16.3.1992 [↩]
- Loerzer, Sven, CSU will jetzt 5000 Wohnungen, in SZ 6.8.1992 [↩]
- Eichhorn, Annegrit, Naturschutz oder Wohnungen, in SZ 31.10.1992 [↩]
- Dürr, Alfred, Ude gibt sich die besten Noten, in SZ 18.12.1993 [↩]
- Zehnder, Adalbert, „Getto im Kasernenstil“, in SZ 1.9.1994 [↩]
- Dürr, Alfred, Die Wohnqualität des Umlands nach München holen, in SZ 28.10.1998 [↩]
- Hoch, Angelika, Die ersten Bauarbeiten laufen bereits, in SZ 16.10.1999 [↩]
- Neuschäffer, Christoph, Mit dem Spaten zu neuen Taten in SZ 23.3.2001 [↩]
- Dürr, Alfred, 7000 neue Wohnungen im Jahr, in SZ 21.6.2001 [↩]
- Kronewiter, Thomas, Bedingt umweltgerecht – aber im großen Stil, in SZ 24.8.2001 [↩]
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