Moloch München Eine Stadt wird verkauft

Geyerstraße 22

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Titelbild: © Oswald Baumeister / Gesellschaft für ökologische Forschung e.V. []

Eine Tote durch „Sanierungen“. In der Geyerstraße 22 im Glockenbachviertel ist die 46-jährige Mieterin Astrid S. gestorben, weil Bauarbeiter einen Kamin abgerissen haben und das Gas des Durchlauferhitzers nicht mehr abziehen konnte: Die Bewohnerin wurde ohnmächtig und ertrank in ihrer Badewanne. Die Bewohner der Geyerstraße 22 berichteten von vielen weiteren gefährlichen Mängeln: freie Elektrokabel im Keller in Kopfhöhe, im 4. Stock quer über die Treppe, Einsatz der Feuerwehr im Oktober 2003, weil das Treppenhaus oben ohne Absturzsicherung offen war, Wassereinbruch durch Regen, Blockierung eines Fluchtweges für einen Kindergarten im Rückgebäude. Der Sprecher der Eigentümergemeinschaft Geyerstraße 22, Werner B., verwehrt sich gegen den Vorwurf der Entmietung. Sein Bauleiter Thomas H. war verärgert über die angebliche Hetze in den Medien und verwandte das Wort „Rufmord“. H. nannte die Mieter auch „sozial ausgegrenzte Elemente“, die ihre Prominenz in den Medien genießen würden. H. war auch verantwortlicher Bauleiter im Wohnhaus Donnersbergerstraße 42, bei dem im Februar 2005 ein Teil der Fassade einbrach und auf die Straße stürzte. (Vgl. Februar 2004 und Februar 2005)

Mieterbeirat für Ende der „Turbosanierungen“. Der Münchner Mieterbeirat forderte nach dem Tod der Mieterin ein Umwandlungsverbot von Miet- in Eigentumswohnungen in München und kritisierte die „Rücksichtslosigkeit der Turbosanierer“, für die Bewohner nur ein Störfaktor seien. Ein berührender Bericht in der SZ schilderte im Januar 2006 das Schicksal des Lebensgefährten von Astrid S., der danach monatelang in Kliniken behandelt werden musste. Er lebte dann nach wie vor in seiner alten Wohnung in der Geyerstraße 22. In zwei Räumen brach die Decke herunter, die Toilette im Treppenhaus war unbenutzbar, es gab seit zwei Jahren kein Warmwasser. Die Wohnung wurde inzwischen verkauft: Der neue Eigentümer hat ihm gekündigt, der Räumungsprozess läuft. Die Staatsanwaltschaft führt den Ingenieur Thomas H. nicht mehr als Beschuldigten.1234567

  1. Kastner, Bernd, Tödliche Entmietung, in SZ 3.2.2004 []
  2. Kastner, Bernd, Geyerstraße 22 – die Angst der Mieter, in SZ 5.2.2004 []
  3. Kastner, Bernd, Noch ein Mangel in der Geyerstraße 22, in SZ 7.2.2004 []
  4. Mieterbeirat gegen „Turbo-Sanierer“, in SZ 11.2.2004 []
  5. Näger, Doris, „Es wird saniert ohne Rücksicht auf Verluste“, in SZ 17.2.2005 []
  6. Kastner, Bernd, Gefangen in der Vergangenheit, in SZ 27.1.2006 []
  7. Bröckelnde Fassade war keine Gefahr in SZ 21.4.2006 []
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