Aktualisiert 20.2.2023
Münchner Sonderregeln zur Mietbegrenzung. Eine Stadt darf keine Miet-Obergrenze festlegen; München versucht deshalb mit Sonderregeln, die Explosion der Mieten einzudämmen. Ein Mehrfamilienhaus von 1967 in Bogenhausen mit 327 qm sollte einem Neubau mit 506 qm weichen. Das Münchner Sozialreferat teilte der Eigentümerfamilie mit, dass für den Neubau eine Mietobergrenze von fünf Prozent über dem Mietspiegel gilt: Das wären weniger als zwölf Euro pro qm. Damit rentiere sich laut dem Bauherrn der Neubau nicht, bei dem über 20 Euro/qm verlangt werden könnten. Die Eigentümer verklagen nun die Stadt. Rudolf Stürzer von Haus + Grund sieht Bundesrecht verletzt, da für Neubauten u. a. hohe energetische Anforderungen bestünden, die nicht über den Mietspiegel zu realisieren seien. Beim Abbruch eines Mietshauses erteilt das Sozialreferat Auflagen, die vom Stadtrat im Oktober 2019 zum 1.1.2020 verschärft wurden. Bei einem Abriss müssen Mietwohnungen wieder durch Mietwohnungen ersetzt werden. Dorothee Schiwy, Münchner Sozialreferentin, begründet das Vorgehen mit der Realität: „Der Verlust von günstigem Wohnraum in Innenstadtlagen verändert Zug um Zug ganze Viertel.“1
Immer mehr vom Einkommen für die Miete. Der Mieterverein München hat bei der RIM Marktforschung GmbH eine Umfrage in Auftrag gegeben: 705 Haushalte wurden im Herbst 2020 befragt. Inzwischen müssen 40 Prozent der Münchner Mieter über 35 Prozent ihres Haushaltseinkommens für die Miete aufbringen, 19 Prozent sogar über 45 Prozent. Und jeder sechste Mieter befürchtet eine Kündigung wegen Eugenbedarf.2
Februar 2023: München-Statistik – Reiches München, armes München. Im „Bericht zur Wohnungssituation in München“ des Planungsreferats steht, dass die Münchner Bevölkerung im Durchschnitt nach Abzug der regelmäßigen Kosten etwa 30.000 Euro jährlich zur Verfügung hat: Das ist Platz 1 in Deutschland (Gesamtdurchschnitt bei 24.000 Euro. Allerdings liegt die Spanne innerhalb Münchens zwischen 18.000 und 43.000 Euro. Wenig überraschend und in Korrelation mit den Wohnungspreisen: Die höchsten Pro-Kopf-Werte liegen in der Altstadt und im Lehel, die niedrigsten im Münchner Osten (Messestadt Riem), im Westen (Freiham) und im Norden (Am Hart, Freimann). Im Durchschnitt hatte der Münchner im Jahr 22021 39,9 qm Wohnfläche zur Verfügung: in der Altstadt fast 46 qm, in Milbertshofen nur 27,7 qm.3
Die Einwohnerzahl lag bei 1.593.581 (Ausländeranteil 28,4 %), die Zahl der Haushalte bei 853.623. Die Registrierung für Sozialwohnungen lag bei 19.4404
Salopp formuliert: Gut verdienende Zuzügler verdrängen Ansässige.
Zur Stadtinfo: – Überblick Wohnungsmarktbeobachtung: https://stadt.muenchen.de/infos/wohnungsmarktbeobachtung-muenchen.html; – Wohnungsmarktflyer: – https://stadt.muenchen.de/dam/jcr:1019ba5d-03f6-4aa7-874e-1a1c3001cec8/LHM_Wohnungsmarktflyer2021_web.pdf; Wohnungsbauatlas: https://stadt.muenchen.de/dam/jcr:7aa34193-f9d5-417a-9201-885a55ec20d8/LHM_Wohnungsbauatlas_2022_web.pdf; – Wohnungsmarktbarometer: https://stadt.muenchen.de/dam/jcr:32e38424-d0d8-43f5-a84a-ce1823401b0b/LHM_Wohnungsmarktbarometer2021.pdf; – Bericht zur Wohnungssituation in München 2018 – 2019: https://stadt.muenchen.de/dam/jcr:bf07e710-ba3d-4545-a2c9-eec0f2a3ab49/LHM_Bericht%20zur%20Wohnungssituation_1819_Web.pdf; – Verdrängungsprozesse in der Landeshauptstadt München: https://stadt.muenchen.de/dam/jcr:3e0fbedb-961e-43a9-9449-1a551d035f9b/LHM_Verdraengung_Abschlussbericht.pdf
- Hutter, Dominik, „Das hat drastische Auswirkungen“, in SZ 22.6.2020 [↩]
- Hoben, Anna, Was nach der Miete übrig bleibt, in SZ 19.11.2020 [↩]
- Karowski, Sascha, Großer Überblick: Wo Münchens reichste Bürger leben – eklatante Unterschiede zwischen Stadtvierteln, in tz.de 6.2.2023 [↩]
- im Vergleich zu 2019 ein Plus von 54,8 %). 75 % wohnen zur Miete. Die Zahl der Single-Haushalte liegt bei 55 %. Zwischen 2017 und 2021 wurden jährlich etwa 7800 Wohnungen hinzugebaut. 2021 gab es 36.550 genehmigte Wohnungen, die aber nicht im Bau waren (der so genannte „Bauüberhang“). Der qm-Preis der Neubauwohnungen lag bei durchschnittlich 10.700 Euro (plus 7,1 % im Vergleich zu 2019); im Bestand waren es 9300 Euro (plus 15 %). Der Mietpreis bei Neubauwohnungen lag bei 21,62 Euro (im Bestand bei Neuvermietungen 19,96 Euro). Der Umzugstrend spiegelt die finanziellen Verhältnisse wieder: Über 100.000 Menschen ziehen jährlich nach München und wohnen vor allem zentral; Umzüge innerhalb von München erfolgen vor allem in Stadtrandlagen. ((Krass, Sebastian, So wohnt München, in SZ 9.2.2023 [↩]