Moloch München Eine Stadt wird verkauft

Kulturpark München

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Titelbild: © Wolfgang Zängl / Gesellschaft für ökologische Forschung e.V. []

Aktualisiert 23.10.2023
Wegen diverser Anfragen: Wir haben KEINE Wohnungen zu vermieten.

Bericht in der SZ vom 2.9.2022 über Wolfgang Zängl, Moloch München und Kulturpark München: hier

Kulturpark im Kalender „Industriekultur in München 2023“ hier

Der Kulturpark München in Milbertshofen hat Mieter u. a. aus den Bereichen Kunst, Handwerk, Ökologie. Er entstand aus der alten Vulkanisiermaschinenfabrik Karl Zängl, die ich mit Freunden seit den siebziger Jahren saniert und neu mit Leben erfüllt habe. [1]
Das Firmenareal wird seit Mitte der siebziger Jahre saniert und begrünt. Vergleichsfotos des Fabrikhofs von 1983 und vom Mai 2022 finden sich unter: Eine alte Fabrik wird erhalten
Inzwischen ist das Fabrikgebäude in die Denkmalliste vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege eingetragen: D-1-62-000-11013
Was eher traurig ist: Viele Besucher sind verwundert und sagen: „Dass es sowas heute noch in München gibt.“ Und wo sind die vielen anderen Fabrikareale? In den meisten Fällen abgerissen, an Investoren verscherbelt, mit Luxuswohnungen überbaut.

Frohschammerstraße 14 und 21: Das Fabrikgebäude Frohschammerstr. 14 ist seit Oktober 2021 in der Denkmalliste eingetragen. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hat nun auch die „Fabrikantenvilla“ in der Frohschammerstraße 21 in das Denkmal-Ensemble aufgenommen. D-1-62-000-11013 Ehem. Fabrik der Fa. Vulkanisier-Maschinenbau Karl Zängl, zweigeschossiger Walmdachbau mit Kranhaus und verglastem, erdgeschossigen Vorbau, von Josef Heckl, 1939-41, nach Schäden im Zweiten Weltkrieg wiederholend wiederhergestellt; ehem. Fabrikantenwohnhaus, zweigeschossiger verputzter Walmdachbau mit südseitiger Altane und nördlichem Garagenanbau, in konservativer Formensprache, von Hein Grothe, 1948-50.

Vgl. auch: Grün kaputt: 1983, heute und in Zukunft

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Im August 2019 habe ich einen kleinen Beitrag zum Thema verfasst.
In eigener Sache:
Der Münchner Immobilienmarkt ist kaum noch als normaler Markt zu bezeichnen: Man kann ihn eher mit einem Haifischbecken vergleichen (ohne Haifische beleidigen zu wollen). Vermutlich suchen einige Immobilienmakler inzwischen über Google Earth grüne Inseln im Stadtbereich von München, um deren Eigentümer dann hartnäckig und auch aggressiv mit Kaufangeboten zu bedrängen. Das Totschlagargument Wohnungsnot und die Begehrlichkeit mancher Verkäufer und Vertreter der Bauwirtschaft führen in München zum Abriss intakter Wohngebäude und sogar denkmalgeschützter Villen. Damit geht nicht nur bezahlbarer Wohnraum verloren: Das Fällen uralter Bäume und die systematische Zerstörung der letzten alten Gärten und Grünflächen in der Stadt zählen mit zu den Gründen für den vielbeklagten Artenrückgang mit dem dramatischen Rückgang von Vögeln und Insekten.
Gleichzeitig werden dadurch die Quadratmeterpreise für bebaubare Grundstücke in München und zahlreichen anderen deutschen Großstädten extrem hochgetrieben. Bei Neubauten bleibt oft nur noch ein trauriges Tiefgaragen-Begleitgrün übrig, da jeder Zentimeter gnadenlos ausgenutzt und überbaut wird. So ist kürzlich am Frankfurter Ring ein Grundstück mit etwa 1000 Quadratmeter und einem kleinen Häuschen für rund fünf Millionen Euro verkauft worden. Man kann sich vorstellen, wie dieses Grundstück zubetoniert und für eine größtmögliche Anzahl verkaufbarer Quadratmeter verplant wird: und für teuerste Eigentumswohnungen.
Diese nach unserer Meinung unsoziale und naturzerstörende Entwicklung erleben wir auch bei uns im Kulturpark, wo regelmäßig Hochglanzbroschüren der Immobilienwirtschaft und aufdringliche Telefonanrufe eingehen. Oder Briefe mit dem Inhalt, dass eine begüterte Hamburger (ein Jahr später: Münchner) Familie die Grundstücke Frohschammerstraße 14 und 21 kaufen möchte. Oder man wird heimgesucht von jungen Immobilienmaklern, die den ökologisch wertvollen Garten mit der alten Villa (und den drei Wohnungen) als „leeres Grundstück“ bezeichnen und mit Hinweis auf die allgemeine Wohnungsnot einen Verkauf nahelegen, um einen Totalabriss mit anschließender Neuüberbauung in die Wege zu leiten. Ich habe beiden Herren dann meine Meinung gesagt und sie sehr lautstark verabschiedet.
Deshalb an alle entsprechenden Interessentenkreise: Weder die Frohschammerstraße 14 noch die Frohschammerstraße 21 stehen jetzt oder in Zukunft zum Verkauf. Das Ensemble des Kulturparks soll so vor einer Zerstörung bewahrt werden, um es für die seit Jahrzehnten festgelegten sozialen und ökologischen Verwendungszwecke weiterhin zu erhalten.
Der Kulturpark München ist nur ein sehr kleiner Fels in einer sehr großen Brandung. Dies wird auch so bleiben.
München, im August 2019
Dr. Wolfgang Zängl

Fußnoten und Quellen

  1. www.kulturpark-muenchen.de
Objekt-Nr. 17220

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Moloch München Eine Stadt wird verkauft
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