Aktualisiert am 9.9.2023
Der Öffentliche Personen-Nahverkehr (ÖPNV) kommt in München seit Langem durch die zuziehende Bevölkerung an seine Grenzen. Aber auch die Beförderungszahlen vom Umland zu den Arbeitsplätzen in München steigen permanent: Die sündteure Zweite S-Bahn-Stammstrecke begann mit 2 Mrd. Euro und liegt derzeit bei 7,2 Mrd. Euro. Dabei hat sie nicht mehr als einen Placebo-Effekt zu bieten. Die neu geplanten Stadtviertel Freiham, SEM Nord, SEM Nordost sowie große Wohngebiete wie das Areal der Bayernkaserne überfordern zunehmend den ÖPNV.
U-Bahn-Historie. Am 29.1.1964 wurde im Stadtrat die U-Bahn-Strecke Freimann-Sendling beschlossen; der erste Spatenstich hierzu war am 1.2.1965. Am 19.10.1971 fuhr der erste U-Bahn-Zug zwischen Goetheplatz und Kieferngarten. Die Bauzeit betrug sechs Jahre und acht Monate. 1996 befördert die U-Bahn täglich über 900.000 Fahrgäste.1
Oktober 2016: Der Zweite-Stammstrecken-Wahn. Am 25.10.2016 wurde der Finanzierungsvertrag zwischen Freistaat und Bund unterschrieben. Am 5.4.2017 soll der offizielle Spatenstich erfolgen. Der nächste Milliarden-Auftrag für die Bauwirtschaft, die zweite S-Bahn-Stammstecke, ist sieben Kilometer lang und wird der S-Bahn keine große Entlastung bieten, Ab dem Halt Donnersberger Brücke verläuft die neue S-Bahn-Strecke parallel zu den neuen Bahnhöfen Hauptbahnhof , Karlsplatz/Stachus und Marienhof und dann ohne weiteren Halt bis zum Ostbahnhof. Bis Ende 2026 soll der zweite Tunnel in Betrieb genommen werden. Regionalzüge aus Augsburg oder Ingolstadt können den Tunnel nicht benutzen, da die Doppelstockwagen zu hoch oder die Bahnsteige für normale Bahnzüge zu hoch sind.
Die Kostensteigerungen sind beachtlich: Um 2005 wurden die Kosten auf rund 1,5 Milliarden geschätzt. 2011 war man bei über zwei Milliarden Euro angelangt. Die Kosten im Jahr 2016 lagen dann bei 3,2 Milliarden Euro.
Kritik gab es u. a. an den Kosten, am 15-Minuten-Takt auf der neuen Strecke, am fragwürdigen Brandschutz und an den endlosen Umsteigewegen. Die drei neuen Bahnhöfe liegen 40 Meter unter der Oberfläche, und am Hauptbahnhof müssen Fahrgäste von U 4 und U 5 erst einmal auf die obere Verteilerebene und dann wieder 40 Meter nach unten zur neuen Stammstrecke.2
Trambahnen sollen ÖPNV entlasten und neue Wohngebiete verbinden. SEM Nord und SEM Nordost, Bayernkaserne, Parkstadt Solln, Neuperlach Zentrum und Hadern sollen mit neuen Trambahnlinien an den Münchner ÖPNV angeschlossen werden. Grün-Rot will dies mit einer Machbarkeitsstudie untersuchen lassen. Die MVG könnte ab 2023 mit dem Bau beginnen.3
„München erstickt im Verkehr.“ So lautet eine gängige Beschreibung. Richtiger wäre: München erstickt sich selbst im Verkehr. Wer Arbeitsplätze sät, wird Verkehr ernten.
30 Jahre U-Bahn-Referat. 1964 wurde das U-Bahn-Referat als „Amt zur Förderung unterirdischer Massenverkehrsanlagen“ gegründet. Bis 1994 wurden sechs Milliarden DM investiert: Davon hat die Stadt 28 Prozent aufgebracht, der Rest stammte von Bund und Freistaat. Derzeit gibt es 73 Kilometer U-Bahn-Tunnels mit 76 Bahnhöfen; täglich werden 850.000 Fahrgäste befördert. 20 Kilometer U-Bahn mit 16 Bahnhöfen sind im Bau.4
Februar 2020: Die Belastungsstadt. Mindestens 25.000 Neubürger und 7500 Arbeitsplätze in Freiham fordern ihren Preis: Verkehrsprobleme ohne Ende. Die letzten Wohnungen sollen Ende 2035 fertiggestellt werden, die Verlängerung der U 5 frühestens auch. Eine S-Bahn-Station in Freiham und eine in Aubing gibt es. Die Straßenerschließung ist schlecht. Von den 25 Stadtbezirken hat Aubing-Lochhausen-Langwied mit 80 Prozent in den nächsten zwei Jahrzehnten das höchste Bevölkerungswachstum.5
Sechs neue Trambahn-Trassen? So viele will die grün-rote Rathauskoalition in Planung geben. Tram-Verbindungen vom Hauptbahnhof zur Bayernkaserne und der SEM Nord, vom Deutschen Museum nach Neuperlach bis vielleicht später nach Putzbrunn, eine Südtangente vom Waldfriedhof zum Ostbahnhof, eine Linie von der Kreillerstraße nach Haar, eine Verbindung in die Parkstadt Solln, eine Linie zur SEM Nordost.3
Wie schon oben: Wer Wohnungen und Arbeitsplätze sät, wird Verkehr ernten.
Ärger um neuen U-Bahn-Betriebshof. Am 10.6.2021 protestierten vor der Sitzung des BA 16 Ramersdorf-Perlach etwa 35 Anwohner gegen Pläne für einen neuen U-Bahn-Betriebshof in Neuperlach-Süd. Ein zweiter Betriebshof wird aufgrund der künftigen Stadtentwicklung nötig, um die Versorgung des ÖPNV durch die MVG bzw. die SWM zu ermöglichen. Dort soll auch zum Ärger der Anwohner ein 24-Stunden-Betrieb des Bremstest-Gleises ablaufen. 700 Unterschriften gegen den Neubau gibt es bereits, die von Anwohnern und der BI „Saubere Luft für Neubiberg und Waldperlach“ gesammelt und an die Stadträte weitergeleitet wurden.6
Moloch München überfordert das U-Bahn-Netz. Am 19.10.1971 wurde die Münchner U-Bahn offiziell mit den Linien U 3 und U 6 eröffnet. 1980 kam die zweite U-Bahn-Stammstrecke für U 1 und U 2 hinzu. Aktuell beträgt die Netzlänge 103 Kilometer mit 100 Bahnhöfen. 2029 soll die U 5 bis Pasing verlängert werden, später nach Freiham. Die U 6 soll bis 2026 nach Martinsried verlängert werden – für 130 Millionen Euro (davon kommen 95 Prozent vom Freistaat), siehe auch unten. Die U 4 soll nach 2035 bis Englschalking verlängert sein. Zur Erschließung der geplanten SEM Nord müsste die U 1 verlängert werden. Die Anbindung der SEM Nordost wäre ähnlich provisorisch wie derzeit die Freiham-Anbindung.7
2019 nutzten 439 Millionen Fahrgäste die U-Bahn. Gleichzeitig hinkt die technische Infrastruktur hinterher. In den 70er Jahren wurde der U-Bahn-Betriebshof Fröttmaning gebaut, in den 80ern erweitert. Nun wird ein zweiter Betriebshof mit 92.000 qm am Standort Neuperlach Süd an der Arnold-Sommerfeld-Straße geplant, den der Stadtrat im Juli 2021 gegen den Widerstand der dortigen Anwohner beschlossen hat. Die geplanten nächtlichen Bremsentests auf einer 900 Meter langen Strecke erhöhen nicht gerade die Akzeptanz.8
Wer hätte das gedacht: Die unbegrenzte Ansiedlung von Arbeitsplätzen erfordert den unbegrenzten Bau von Wohnungen. Der unbegrenzte Zuzug von Neubürgern überfördert die soziale, technische und finanzielle Infrastruktur der Stadt München. Alles vorhersehbar, alles bewusst in die Wege geleitet. Wie lautet der leider überaus wahre Titel einer Publikation des Referats für Stadtplanung und Bauordnung: München wie geplant.
Nachtrag November 2022: Die Planung verzögert sich durch langwierige Untersuchungen zum Lärmschutz, deren Überarbeitung durch Intervention von zwei Bürgerinitiativen und des BA Ramersdorf – Perlach erforderlich wurde. Die Planungen gehen u. a. von einer Abstellanlage für 30 Züger, eine Waschhalle, eine Werkstatthalle und ein 900 Meter langes Bremstestgleis, das im 24-Stunden-Modus betrieben werden soll und dessen Lärmentwicklung die Anwohner befürchten. Schon bald stellte sich heraus, dass zusätzliche Schallschutzmaßnahmen nötig sind, hatte die MVG im Februar 2022 eingeräumt.9
Weiterer Ausbau des ÖPNV. Am 8.12.2021 stellten der Mobilitäts- und der Wirtschaftsausschuss die Weichen für den weiteren Ausbau des Münchner ÖPNV. In den folgenden Jahren sollen hier etwa 530 Millionen Euro investiert werden, davon 342 Millionen Euro in den Ausbau des Trambahn-Netzes sowie in einen neuen Trambahn-Betriebshof an der Ständlerstraße. Die MVG prüft eine Anbindung des Werksviertels mit einer neuen U-Bahn-Station: Der Takt der U 5 soll nach 2030 auf fünf Minuten verdichtet werden – dadurch wird ein Not-Halt mit Bahnsteig und Aufzügen nötig, sodass gleich ein neuer U-Bahnhof geplant werden kann. Bis 2026 sollen zwei neue Trambahnlinien fahren, u. a. eine Westtangente vom Romanplatz bis zur Aidenbachstraße. Die Trasse der Trambahn 23 von Schwabing Nord zur Domagkstraße soll einen Zweig bis zum U-Bahnhof Kieferngarten bekommen und einen Abzweig über die Heidemann- und Knorrstraße bis zum U-Bahnhof am Hart (Tram-West- und Nordtangente). Damit wäre auch das FIZ von BMW angebunden.10
Damit wird BMW aber mit Sicherheit weiter auf den Ausbau Schleißheimer Straße – A 99 drängen.
Nachtrag: Am 15.12.2021 stimmte der Stadtrat dem „ÖPNV-Bauprogramm“ zu; ein Beschluss wird dann bei der Aufstellung des Haushaltes 2022 getroffen. Das Bauprogramm beinhaltet auch die oben angegebenen Ausbauten des Trambahn-Systems. ((Schubert, Andreas, Mehr Tempo für die Bahn, in SZ 16.12.2021))
Dezember 2021: U-Bahn nach Freiham. Zunächst wird die U 5 nach Pasing verlängert. Der Bund Naturschutz hatte protestiert, dass in der Gotthardstraße 530 Bäume mit einem Stammdurchmesser von über 80 Zentimeter gefällt werden müssten. Baureferentin Rosemarie Hingerl berichtete, es seien „nur“ 384 Bäume, die wegen der Deckelbauweise gefällt würden. Der Stadtrat hat am 15.12.2021 einstimmig für den Bau der Trasse votiert. Die Bauzeit wird auf sechs bis acht Jahre geschätzt. Danach soll die U 5 mit 4,7 Kilometer Länge weiter nach Freiham gebaut werden.
Die Strecke ist 3,2 Kilometer lang und soll (derzeit) eine knappe Milliarde Euro kosten. Der Bund soll nach Vorstellung der Stadtverwaltung 75 Prozent der Kosten übernehmen, der Freistaat weitere 15 Prozent: Zehn Prozent entfielen für die Stadt übrig. Bislang gab es aber nur eine Zusage des früheren Verkehrsministers Andreas Scheuer (CSU). Das Baureferat schätzte inzwischen die Zuschüsse auf maximal 150 bis 200 Millionen Euro. Der Fahrgastverband Pro Bahn warnte deshalb vor einem „Milliardengrab“.11 – Von der Gotthardstraße bis zur Von-der-Pfordten-Straße sollen auf 1,2 Kilometer 384 von etwa 530 Bäumen gefällt werden: Mitte Januar 2022 waren bereits 90 Prozent abgesägt.12
Ein Sachzwang zieht den nächsten nach sich. Der Moloch München fordert seinen Preis.
Nachtrag November 2022: Im GVFG 2026 läuft die U 5 in der Kategorie C – als angemeldetes Projekt. Die mögliche Fördersumme beträgt 666,75 Millionen Euro, das sind 75 Prozent der förderfähigen Kosten. Die Gesamtkosten liegen (Stand November 2022!) bei 988 Millionen Euro. Der Freistaat würde dann 15 Prozent mitfinanzieren (rund 133 Millionen Euro), die Stadt wäre mit 189 Millionen beteiligt. Die mögliche Verlängerung der U 5 um knapp fünf Kilometer bis Freiham könnte bis etwa 2035 fertiggestellt sein.13
Holzen für die U 6. Die einen Kilometer lange Erweiterung der U 6 von Großhadern zum Campus Martinsried sollte zunächst 70, dann im Oktober 2020 rund 130 Millionen Euro kosten. Der Spatenstich soll nun am 1.11.2020 erfolgen, die Fertigstellung ist für 2025/2026 geplant.14
Der Spatenstich zum Baubeginn der U 6 nach Martinsried im Sommer 2022 ist jetzt erst 2023. Die Kosten wurden Ende der Neunziger Jahre auf 50 Millionen geschätzt, vor 20 Jahren auf 70, dann auf 170 Millionen Euro: 2023 liegen sie bei 212 Millionen Euro (siehe unten). Zwischen den Stationen Klinikum Großhadern und dem Campus Martinsried wurden vor 15 Jahren 300 teure Baumschulenbäume und Sträucher gepflanzt: Jetzt wurden sie für den U-Bahn-Bau abgeholzt: Die offene Bauweise erfordert eine Grube von 980 Meter Länge und 15 Meter Breite. Ihr Holz wurde „entsorgt“. Der BN beklagte die Abholzung. Für die Gemeinde Planegg wäre das Umsetzen zu „unwirtschaftlich“ gewesen: Nicht einmal als Totholz hätten sie bleiben dürfen. Den nächsten Kahlschlag erwartet der Planegger Gemeinderat Peter von Schall-Riaucour (FDP) auf der Verbindung Gotthardstraße zum Bahnhof Pasing.15
Das Wachstum des Molochs München kostet nicht nur Geld.
Nachtrag August 2022: Inzwischen wurden alle Bäume gefällt und deren Wurzelstöcke entfernt. Die Kosten von etwa zwei Millionen Euro für den Bahnhof Martinsried muss die Gemeinde Planegg aufbringen.16
Nachtrag November 2022: Die Aushubarbeiten für die 990 Meter lange Strecke (für 170 Millionen Euro) zwischen dem U-Bahnhof Klinikum Großhadern und dem Campus Martinsried haben begonnen. Auf 40.000 qm Fläche muss ein Zwischenlager für Kies und Bauschutt angelegt werden. Die 1000 Meter werden in offener Bauweise erstellt. Ende 2025 wird die Baustelle verfüllt, ab 2027 rechnet man mit dem Probebetrieb. Am 6.3.2023 will Ministerpräsident Markus Söder (CSU) den symbolischen ersten Spatenstich durchführen.17 Und schon liegen die Kosten für die knapp 1000 Meter der U 6 statt bei 175 bei 212 Millionen Euro, wie der Geschäftsführer der Projektmanagementgesellschaft, Dimitri Steinke, dem Planegger Gemeinderat am 21.11.2022 bekannt gab und lapidar anfügte, ein Kilometer U-Bahn liege eben bei etwa 200 Millionen Euro.18
Lärmschutz beim Betriebshof. Die MVG lässt das Lärmschutzgutachten für den U-Bahn-Betriebshof in Neuperlach überarbeiten. Der BA Ramersdorf – Perlach hatte eine Einhausung gefordert. Die BI „U-Bahn-Betriebshof Süd“ forderte eine völliger Neubewertung des Standorts, da die Anforderungen an den Betriebshof inzwischen weit höher sind als zu der Zeit, in der der Standort Neuperlach Süd ausgewählt wurde.19
Nachtrag April 2022: Die SWM beharren „aus betrieblichen Gründen“ auf einen 24-Stunden-Betrieb, selbst an Sonn- und Feiertagen und verwies auf „schallschutztechnische Berechnungen“ im Vorfeld. Dieses Lärmschutzgutachten wird gerade überarbeitet und wird im 2. Quartal 2022 fertig sein. Dies hat eine Anfrage der CSU-Stadtratsfraktion ergeben mit dem Titel: „Einhaltung der Zusagen der SWM zum geplanten U-Bahn-Betriebshof Neuperlach zum Schutz der Anwohner“. Inzwischen haben sich zwei Bürgerinitiativen gegen den Betriebshof gebildet. Die BI U-Bahn-Betriebshof unterstellte den SWM, sich die Genehmigung unter anderen Anfangsbedingungen „erschlichen“ zu haben und forderte eine neue Standortsuche, die auch den Landkreis München umfassen soll. Auch der BA Ramersdorf – Neuperlach kritisierte die Baupläne und forderte eine Einhausung des Abnahmegleises.20
Kein „Trambahn-Gipfel“. Den hatte das Mobilitätsreferat abgelehnt. Dann stellte der BA Ramersdorf – Perlach 33 Fragen an das Referat, um Fragen der Bürger zur Tram zwischen Ostbahnhof und Neuperlach beantworten zu können. Hierzu soll es eine Machbarkeitsstudie geben. Die Planung leidet unter Finanzierungsschwierigkeiten. BA-Vorsitzender Thomas Kauer (CSUZU) klagte: „In bald vierzehn Jahren Bezirksausschuss habe ich es noch nicht erlebt, dass ein Referat ein einstimmig erbetenes Informationsgespräch so hartnäckig ablehnt.“ Drei weitere Machbarkeitsstudien behandeln die Strecke Berg am Laim – Daglfing, Amalienburgstraße – Freiham und Moosach – Ludwigsfeld – Dachau. Ein Jahr später soll es sogar vier Machbarkeitsstudien geben.21
Die Nordtangente. Im ersten Abschnitt der neu geplanten Trambahn-Nordtangente soll die 1,2 Kilometer lange Strecke Elisabethplatz, Franz-Joseph-Straße und Münchner Freiheit erschlossen werden. Die Abschnitte zwei und drei sollen durch den Englischen Garten bis Johanniskirchen führen. Eine Diskussionsveranstaltung zur Vorstellung des Projekts durch die BAs Schwabing – West und Schwabing – Freimann wurde von Tumulten begleitet. Die Nutzerzahlen des Mobilitätsreferats und der MVG wurden von Anwohnern als viel zu hoch angezweifelt. Zur Finanzierung des Projektes wurden seitens der Stadtverwaltung keine Angaben gemacht. Stadtrat Thomas Schmid (CSU) äußerte: „Wir fragen seit anderthalb Jahren nach den Kosten. Die CSU-Stadtratsfraktion ist gegen diese Tramtangente.“ MVG und Mobilitätsreferat äußerten sich dazu nicht. Am 13.5.2022 organisiert die MVG eine weitere Veranstaltung, bevor das Projekt im Stadtrat diskutiert wird.22
Endpunkt Johanneskirchen: Das deutet auf eine (ungenügende) verkehrliche Erschließung der SEM Nordost hin.
Nachtrag Mai 2022: Der BA Schwabing – West verwies auf den für Radfahrer gefährlichen Gleisverlauf in der engen Nordendstraße. Der BA Schwabing – Freimann begrüßten grundsätzlich den Ausbau des ÖPNV; die Nordtangente mache aber nur Sinn, wenn damit die Trambahnnetze West, Nord und Ost verbunden würden. Außerdem müsse der Charakter der „Prachtmeile Leopoldstraße“ auch nach dem Umbau noch erkennbar sein. Kritisiert wurden auch der Wegfall von 78 Kurzzeitparkplätzen an der Leopoldstraße und die geplante Auflösung von 184 Stellplätzen an der Franz-Joseph-Straße.23 – Pro Bahn und der AK attraktiver Nahverkehr kritisierten den Trambahnverlauf auf der Straße zusammen mit dem Autoverkehr als Fehlplanung und demonstrierten am 30.5.2022 dagegen. Sie forderten z. B. ein Rasengleis in der Mitte der Leopoldstraße: Dadurch entfiele aber eine Auto-Fahrspur pro Richtung, was wiederum die Verwaltung ablehnt.24
Nachtrag Juni 2022: Trambahn-Salamitaktik. Das Mobilitätsreferat hat mit der MVG die Strecke vom Elisabethplatz bis nach Johanneskirchen in drei Planungsabschnitte aufgeteilt. Der erste bis zur Münchner Freiheit wurde am 1.6.2022 im Ausschuss debattiert. Der BA-Vorsitzende von Schwabing – Freimann, Patric Wolf (CSU), berichtete, dass sein Gremium eine Stellungnahme einstimmig abgelehnt hatte, da zuerst die Zustimmung des Freistaats zur Strecke durch den Englischen Garten abgewartet werden solle: „Eine Rumpf-Tangente hat keinen Sinn.“25 – Im Juni 2022 soll der Stadtrat über die Nordtangente entscheiden. Der BN begrüßte grundsätzlich den Ausbau des ÖPNV, protestierte aber gegen die Baumfällungen im Englischen Garten: Der ÖPNV dürfe kein „Baumkiller“ werden.26
Nachtrag Juli 2022: Die grün-rote Koalition will die Trambahn in der Leopoldstraße auf 700 Metern auf zwei eigenen Gleisen führen: Dies würde den Wegfall von zwei Fahrspuren bedeuten. Damit verschiebt sich die Planung um ein Jahr. Der Mobilitätsreferent Georg Dunkel wollte zusammen mit der MVG keine eigenen Trambahngleise. Dazu ist für die Trambahn-Planung durch den Englischen Garten die Einwilligung des Freistaats nötig, die nicht vorliegt. Nun bekommt das Mobilitätsreferat 40 neue Stellen, um die Verkehrswende durchzusetzen.27
Festakt mit Kostenausblick. Am 28.4.2022 luden S-Bahn München, MVG und MVV zum Festakt 50 Jahre A-Bahn München. Ingo Wortmann von der S-Bahn München (und Präsident des Verbands deutscher Verkehrsunternehmen) nannte die Zahl von 40 Milliarden Euro, die bis 2040 im Raum München für den klimagerechten Ausbau des ÖPNV gebraucht würden OB Dieter Reiter (SPD) erwähnte die 270 Millionen Euro, mit der die Stadt München jährlich den MVV bezuschusst.28
Und der geplante Bevölkerungszuwachs bis 2035 auf dann über 1,8 Millionen Einwohner wird weitere kostspielige Ausbauten des ÖPNV dringend nötig machen.
Auch der Verkehrs-Moloch München wächst.
Neue Bahnhöfe für die U 9. Die Sendlinger U-Bahnhöfe Poccistraße und Implerstraße werden aufgelöst, dafür gibt es nach 2030 einen neuen Bahnhof zwischen Implerstraße und der Gleisharfe für U 3 und U 6 und die neue Linie U 9. Für diesen neuen Bahnhof hat der Planungsausschuss am 4.5.2022 den geplanten Neubau eines Supermarkts an der Implerstraße 17 gestoppt. Die U 9 soll über den Esperantoplatz zum Hauptbahnhof und zu den Bahnhöfen Pinakotheken und Elisabethplatz bis zur Dietlindenstraße führen. Die U 9 könnte um 2040 in Betrieb gehen; ihre Kosten wurden 2019 bereits mit 3,5 Milliarden Euro beziffert. Mit der U 9 sollen die überlasteten Strecken von U 2, U 3 und U 6 in der Innenstadt entlastet werden. Stadtbaurätin Elisabeth Merk stellte den Zusammenhang zwischen der Entlastung der U 2 und der Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme SEM Nord her: „Die zusätzlichen Kapazitäten auf der Linie U 2 sind Vorbedingung für eine Siedlungsentwicklung im Bereich Feldmoching und Ludwigsfeld“, stand in der Vorlage des Planungsreferats.29
Die neuen Siedlungen erfordern neue Verkehrswege, neue technische und soziale Infrastruktur usw. Der Moloch München wächst weiter.
Nachtrag März 2023: Am 7.3.2023 startete die MVG die Vermessungsarbeiten für die U 9 am Esperantoplatz. Bis 2040 soll die 10,5 km lange Trasse zwischen Sendling und Schwabing fertig sein und laut Kämmerei (derzeit) um die zehn Milliarden Euro kosten. Zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) plädierte in diesem Zusammenhang an die Bundesregierung, die Zuschüsse für den ÖPNV stark zu erhöhen, obwohl noch nicht klar ist, ob die neue U 9 überhaupt darunter fällt: Der dazu nötige Kosten-Nutzen-Faktor von mindestens 1,0 wird nicht erreicht. Mit der neuen U 9, den Verlängerungen der U 4 nach Englschalking (SEM Nordost) und nach Freiham würden in München 18 neue U-Bahnhöfe dazukommen und das U-Bahnnetz um 21,5 km verlängert (ca. 20 Prozent).30
Anbindung der Großsiedlungen. Freiham: Die U 5 soll bis Pasing verlängert werden (3,2 km für geschätzte eine Milliarde Euro, 400 unter Baumschutz stehende Bäume an der Gotthardstraße werden gefällt), dann weiter um etwa 4,7 km Mitte der 30er Jahre nach Freiham. Ebenfalls nach Freiham: Trambahnlinie von der Amalienburgstraße nach Freiham. – SEM Nordost: Verlängerung der U 4 vom Arabellapark nach Englschalking; Verlängerung der Trambahnlinie 19 von Berg am Laim nach Daglfing. SEM Nord: Hier werden diverse Varianten beim U- und Trambahnausbau diskutiert.31
Der Moloch München wächst und damit auch der Verkehrsmoloch München.
S-Bahn-Ausbau abgesagt. Heiko Büttner ist Chef der S-Bahn München und verkündete jetzt, dass es keinen zweigleisigen Ausbau von Außenästen wie der S 7 von Ottobrunn bis Aying geben wird. Als Grund nannte er Bürgerproteste und lange Planungszeiten.32
Zusätzlicher Ausbau der Trambahnsystems. Die Trambahn befördert in München mit 13 Linien rund 70 Millionen Personen. Inzwischen ist der alte Trambahn-Betriebsbahnhof veraltet. Es muss ein neuer Trambahn-Betriebsbahnhof auf dem etwa 100 Hektar großen Gelände zwischen Ständlerstraße und Lauensteinstraße neu gebaut werden. Allein die Interimswerkstätten kosten 20 Millionen Euro, die für sechs bis acht Jahre überbrücken sollen. Als Folge muss das bisherige Vereinsgelände des SV Stadtwerke München aufgelassen und für den neuen Betriebsbahnhof verplant werden.33
Nachtrag Oktober 2022: Die Planung der MVG sieht Abstellmöglichkeiten für 100 Straßenbahnen vor. Der neue Tram-Betriebshof soll 2030 fertig sein und um die 450 Millionen Euro kosten. Der Rückbau der Sportanlagen hat begonnen, Bodensanierung und Baumfällungen sind in Planung.34
Nachtrag April 2023: Die SWM will den neuen Betriebshof unbedingt bauen, die Anwohner befürchten nach wie vor den Lärm. Nun will die SWM einen Dialog mit ihnen beginnen. Und die Trambahnzüge wachsen: derzeit von 37 Meter („Avenio“), dann auf 48 Meter (gekoppelte Avenios), in wenigen Jahren neue Modelle mit bis zu 54 Meter. (Deutsche Trambahnen dürfen maximal 75 Meter lang sein.)35
Moloch München wächst auch und gerade im Münchner Norden. BMW-Ausbau des Forschungs- und Innovationszentrums (FIZ) in Milbertshofen: bis 2050 plus 15.000 Arbeitsplätze. Also kommt die BMW-Autobahn. Neufreimann: 5500 Wohnungen und 15.000 Bewohner. Aber auch hier hapert es mit dem ÖPNV: Also verlängert man (als Pseudolösung) u. a die Trambahnlinie 12 vom Scheidplatz über den Parzivalplatz bis zur Parkstadt Schwabing. Täglich sollen bis zu 230 Züge verkehren.36
U 5 für verdoppelte Einwohnerzahl. Die U 5 sollte zunächst zwischen 2035 und 2040 in Betrieb gegen.37 Am 6.12.2022 hat der Bauausschuss rund 100 Millionen Euro für den U-Bahnhof Freiham freigegeben, dessen Inbetriebnahme vorgezogen wurde und nun 2026 sein soll. Um den Zeitplan einhalten zu können, wurden 15 neue Stellen bewilligt.38
Nachtrag März 2023: Wie üblich bei umstrittenen Verkehrsprojekten und langem Berechnen erreichte auch der Weiterbau der U 5 von Neuperlach-Süd an den Ludwig-Bölkow-Campus in Taufkirchen letztlich das notwendige Kosten-Nutzen-Verhältnis. Der Landrat von München-Land, Christoph Göbel (CSU) sieht einen Durchbruch, da die „förderrechtlichen Vorzeichen auf Grün stehen“. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) gaben ihre volle Unterstützung für das Projekt bekannt. Und im Hintergrund nimmt ein weiteres umstrittenes Projekt Gestalt an: Der Landkreis München muss den SWM zusagen, sich an den 20 Millionen Euro Kosten für den U-Bahn-Betriebshof in Neuperlach-Süd zu beteiligen.39
Nachtrag April 2023: Laut Landrat Christoph Göbel (CSU) werden Landkreis München, Freistaat Bayern und die Gemeinden Taufkirchen und Ottobrunn einen „Letter of Intend“ zur Entwicklung des Luft- und Raumfahrtcampus der TUM unterzeichnen. Alle Beteiligten wollen eine Verlängerung der U 5 von Neuperlach-Süd über Ottobrunn zum Campus. Da Teile der Fakultät für Luft- und Raumfahrt gerade an den Flughafen München ausgelagert wurden, betonte man, dies sei nur ein „Interimsstandort“: Der TUM-Campus werde 55 Professorenstellen für bis zu 4000 Studenten haben. Der Kreisausschuss billigte die Erklärung pro TUM-Campus und U-Bahn-Verlängerung einstimmig. Landrat Göbel teilte mit, dass der Ausbau der U 5 knapp das Kosten-Nutzen-Verhältnis liefere, das für die Förderung durch den Bund nötig sei.40
Wie bei den meisten solcher Projekte rechnet man solange schön, bis die Kennziffer über der magischen Zahl 1 liegt: Leider ändert sich dies dann sehr oft schon bei Auftragsvergabe und erst recht bei Baufortschritten: siehe die zweite S-Bahn-Stammstrecke in München!
Förderung des ÖPNV im Freistaat. Der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) will den ÖPNV in Bayern fördern. Bis 2030 sollen sich dessen Fahrgastzahlen im Vergleich zu 2019 verdoppeln. Dazu müssten rund 12,5 Prozent der 129 Milliarden Straßen-Kilometer pro Jahr in Bayern mit Bussen und Bahnen zurückgelegt werden. Die Zahl der Busse in Bayern soll von aktuell 13.000 auf 20.000 steigen, die und ab 2040 „emissionsfrei“ verkehren sollen.
Damit ist hauptsächlich ein Elektroantrieb gemeint, der in der Realität überhaupt nicht CO2-frei ist, genauso wenig wie der von Elektroautos.
Der ÖPNV soll klimaschonend, digital und vernetzt werden, z. B. mit dem Ticketkauf per Smartphone. Die Landtags-Opposition kann beim ÖPNV hingegen keine Steigerungen erkennen. Der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, MdL Markus Büchler, bezeichnete Bernreiters Ausführungen als „Verkehrspolitik der 1970er Jahre.41
Auch hier wieder ein wachstumskritischer Einwand: Wenn die Mobilität in einem Ballungsgebiet wie München oder in einem Bundesland wie Bayern insgesamt zu hoch ist, wird auch ein Ausbau des ÖPNV nicht weiterhelfen.
Trambahn-Ausbau stockt. 2021 beschloss der Münchner Stadtrat u. a. vier Neubaustrecken für die Trambahn: die Westtangente, die Trasse im Münchner Norden und die Nordtangente mit der Trasse nach Johanneskirchen. Die damalige Schätzung der Baukosten lag bei 531 Millionen Euro; heute liegt sie bei über 602 Millionen Euro. Die Westtangente wird 145 Millionen Euro kosten (plus 34). der Trambahn-Betriebsbahnhof an der Ständlerstraße liegt bei 209 Millionen Euro (plus 16), die Nordtangente bei 49 Millionen Euro (plus 14), die Trasse Münchner Norden bei 70 Millionen Euro (plus 10). Mit den 700 Metern Gleise für die Tram durch den Englischen Garten soll 2027 begonnen werden. Mit dem dritten Bauabschnitt bis Johanneskirchen soll 2024 begonnen werden.42
Damit will man wohl Tatsachen schaffen für die umstrittene SEM Nordost mit 30.000 Bewohnern!
Neubau beim S-Bahn-Betriebswerk Steinhausen. Zwischen Bogenhausen und Trudering-Riem soll ein neues S-Bahn-Werkstattgebäude zwischen Hüllgraben im Norden und der Bahntrasse im Süden errichtet werden. Hier ist eine wichtige Kaltluftleitbahn Münchens. Das etwa 500 Meter lange Gebäude für die neuen, über 200 Meter langen S-Bahn-Züge würde auf einer Grünfläche entstehen, das im Umweltatlas Bayern als Biotopfläche ausgewiesen ist, aber als Bahnfläche gilt. Das früher 15 Hektar große Gelände war eine der größten Grünflächen der Stadt und wurde ab 2014 für das Gewerbegebiet an der Grasbrunner Straße überbaut: Der Bund Naturschutz hatte vergeblich dagegen gekämpft.43
MVV wächst noch weiter ins Umland. 2022 existierte der MVV 50 Jahre. 2023 kommen zum MVV-Gebiet der südliche Landkreis Bad Tölz – Wolfratshausen und am 10.12.2023 vermutlich noch die Landkreise Miesbach und Rosenheim hinzu. Später könnten die Landkreise Weilheim – Schongau Garmisch-Partenkirchen, Landshut und Landsberg in das MVV-Gebiet eingegliedert werden.44
U 4, die „Schörghuber-Linie“. Die damals neue U-Bahn führte zu den großen Schörghuber-Bauprojekten Arabellapark an einem Ende und zur Theresienhöhe und zum Heimeranplatz am andern Ende.45
Bei den Olympischen Winterspielen 1998 in Nagano schaffte es der japanische Milliardär Yoshiaki Tsutsumi, dass die japanische Regierung den Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen bis zu seinem Winterressort verlängerte. Eine Büschl-Linie oder eine Benko-Linie wird es nur deshalb nicht geben, weil die jeweiligen Bauprojekte der beiden Investoren zentral liegen.
Ausbau für den Moloch München. Die Deutsche Bahn will 1,5 Milliarden Euro bis 2030 in die S-Bahn im Münchner Raum investieren. Drei Bereiche sollen gefördert werden: eine Qualitätsinitiative, Angebotsverbesserungen („Programm 14 plus“) und die Digitalisierung des Münchner Bahnknotens. U. a. sind geplant: Sendlinger Spange zwischen Stammstrecke und Rangierbahnhof, zusätzliche Gleise im S-Bahn-Außenbereich, digitalisiertes Stellwerk am Ostbahnhof, zusätzliche modernisierte und neue S-Bahn-Züge, zwei neue S-Bahn-Werke in Langwied im Westen und Steinhausen im Osten.46
Und auch diese 1,5 Milliarden Euro werden die Gier vom Moloch München nach immer mehr ÖPNV nicht stillen.
Vgl.: Zweite S-Bahn-Stammstrecke
Landkreis Freising soll angeschlossen werden. Der Freisinger Kreistag will seit Jahren die Verlängerung der U6 von Garching in den Freisinger Landkreis und den Flughafen München. Zwei CSU-Politiker, MdL Florian Herrmann und der Kirchheimer Bürgermeister Maximilian Böltl fordern dies nun im Vorfeld der bayerischen Landtagswahl im Oktober 2023.47
Bis nach Fürstenfeldbruck … Die U-Bahn über Germering, Puchheim, Eichenau, Emmering nach Fürstenfeldbruck: Das sieht eine Beschlussvorlage vor, über die der Planungsausschuss des Münchner Stadtrats im Herbst 2023 beschließen muss. Der nötige Flächenerwerb soll in Zusammenarbeit der LH München mit den Kommunen erfolgen. Gleichzeitig werden Freiräume geplant. In Freiham hat der Zweckverband den kommunalen Anteil durch Zukauf von 30 auf 50 Prozent erhöht. Der Geschäftsführer des Zweckverbandes Freiham, Stefan Diemling, sieht im Freiraum „das Sahnehäubchen“. Aber um an diese Flächen zu kommen, „muss man beißen“. Zum geplanten Freihamer See äußerte Diemling: „Wir haben Druck gemacht und das geboren, was nun westlich der A 99 zwischen Freiham und Germering entstehen soll.“48
Zwei Bürgerinitiativen gegen U-Bahn-Betriebshof in Neuperlach. Die „Bürgerinitiative für Neubiberg“ und die „Bürgerinitiative U-Bahn Betriebshof Süd“ haben in zwei Jahren über 7000 Unterschriften gegen den geplanten Neubau gesammelt. Der neue U-Bahn-Betriebshof zwischen Arnold-Sommerfeld-Straße, Lise-Meitner-Weg und einer Kleingartenanlage soll auf 92.000 qm u. a. Abstellplatz für 30 Züge, eine Werkstatthalle, eine Waschhalle und ein 900 Meter langes Bremstestgleis bieten, das ganztägig genutzt werden soll. Die BIs setzen sich angesichts der Verlängerung der U 5 in den Landkreis München in einem Brief („U-Bahn-Betriebshof neu denken“) an OB Dieter Reiter (SPD) für einen Standort in Taufkirchen ein. Reiter hält in seiner Antwort dagegen den Standort Neuperlach für alternativlos. Nun wartet die MVG auf ein überarbeitetes Lärmschutzgutachten.49
Auch der Ausbau des ÖPNV wird unbezahlbar. Der Stadtrat will den Anteil des ÖPNV am Münchner Verkehrsaufkommen auf 30 Prozent erhöhen. Aber der Münchner ÖPNV leidet unter steigender Personalnot und starken Preiserhöhungen bei Bauleistungen. Ein paar Beispiele: – Neuer Tram-Betriebshof in der Ständlerstraße: geplant 208,6 Millionen Euro, derzeitiger Kostenstand 590 Millionen Euro. – Bau der Tram-Westtangente: Kostenvoranschlag Dezember 2022 144,6 Millionen Euro, derzeitiger Stand 490 Millionen Euro. – Tramausbau Münchner Norden: von 70,4 auf 295 Millionen Euro. – Neuer U-Bahn-Betriebshof in Neuperlach: aktueller Stand 380 Millionen Euro. – Neue U 9 ab Hauptbahnhof: über 560 Millionen Euro.50
Aus Bevölkerungsentwicklung München: Der Demografiebericht des Referates für Stadtplanung und Bauordnung wurde am 2.5.2019 von Stadtbaurätin Elisabeth Merk dem Stadtrat präsentiert. Die Bevölkerung München wird weiter wachsen: Wen wundert es, wenn seitens der Stadt alle Zeichen auf Wachstum gestellt wurden. 2021 verzeichnet der Bericht 1,61 Millionen Einwohner, 2029 1,712 Millionen und 2040 1,85 Millionen. Der Ausländeranteil liegt aktuell bei rund 27 Prozent.51
Das ÖPNV-Personal kann sich die teure Stadt München nicht mehr leisten. Und der Zuzug verschärft die Transportengpässe. Moloch München wächst weiter: geplant bis 2040 auf 1,85 Millionen Einwohner. Danke, Referat für Stadtplanung und Baurecht, danke, grün-rote Stadtratsmehrheit.
Städtische Fällungen ohne Genehmigung. 700 Meter Trambahngleise der Linien 16 und 37 in Johanneskirchen von der Cosimastraße zum S-Bahnhof Johanneskirchen sollen fast 60 Millionen Euro kosten. Die Anwohner erbost vor allem, dass für diese 700 Meter von der MVG 149 Bäume gefällt werden sollen: Von ihnen fallen 89 Bäume unter die Baumschutzverordnung. Es gibt für die Trambahn-Verlängerung noch keinen gültigen Planfeststellungsbeschluss. Wie die stellvertretende Projektleiterin Ruth-Beatrice Lang ausführte, ist es üblich, „reversible“ Vorbereitungsarbeiten auch ohne Genehmigung durchzuführen. 139 Nachpflanzungen seien geplant.52
Was ist eigentlich daran „reversibel“, also rückgängig, umkehrbar zu machen, wenn 149 wertvolle alte Bäume unwiderruflich gefällt werden?
Münchner ÖPNV-Kostenexplosion. – Tram-Westtangente: 8,25 km zwischen Romanplatz und Aidenbachstraße; ursprünglich mit 100 Millionen Euro kalkuliert; im Dezember 2022 mit 144.6 Millionen Euro. Aktuelle Kosten: 490 Millionen Euro. – Tram-Nordtangente: 3 Planungsabschnitte; Erstkalkulation 35 Millionen Euro; Ende 2022: 49 Millionen Euro; aktuelles MVG-Papier vom März 2023: 160 Millionen Euro. – Tram Cosimastraße bis zur S 8 in Johanneskirchen: 700 Meter, 58 Millionen Euro. – Tram 23 Schwabing-Nord – U-Bahnhof Kieferngarten und Tram 24 Heidemannstraße bis U-Bahnhof am Hart: 295 Millionen Euro. – Tram-Betriebshof Ständlerstraße: laut Stadt 209 Millionen Euro; laut MVG: 590 Millionen Euro – plus Zulaufstrecke 24 Millionen Euro. – U-Bahn-Betriebshof Neuperlach – Süd: Kosten ohne Grunderwerb rund 380 Millionen Euro. – U-Bahn U 9: über vier Milliarden Euro (Kämmerei befürchtet bis zu 10 Milliarden Euro). – U 5-Verlängerung nach Pasing: aktueller Stand 889 Millionen Euro; Gesamtkosten 988 Millionen Euro bei ungeklärten Zuschüssen von Bund und Freistaat.53
- Müller-Jentsch, Ekkehard, Die Eroberung des Untergrundes, in SZ 18.10.1996 [↩]
- SZ 26.10.2016 [↩]
- Schubert, Andreas, Die Tram soll’s richten, in SZ 28.11.2020 [↩] [↩]
- Müller-Jentsch, Ekkehard, Wo Milliarden vergraben werden, in SZ 25.5.1994 [↩]
- Krass, Sebastian, Wird die Entlastungsstadt zur Belastung? in SZ 12.2.2020; Freiham wächst, in SZ 23.12.2020 [↩]
- Grundner, Hubert, Stopp-Signal nach dem Gewitter, in SZ 12.6.2021 [↩]
- Schubert, Andreas, Unterirdische Träume, in SZ 22.10.2021 [↩]
- Schubert, Andreas, Ein Fall für die Werkstatt in SZ 22.10.2021 [↩]
- Stäbler, Patrik, Betriebshof verzögert sich, in SZ 17.11.2022 [↩]
- Schubert, Andreas, Hunderte Millionen Euro für die Tram, in SZ 9.12.2021 [↩]
- Schubert, Andreas, Bahn frei für die U 5 nach Pasing, in SZ 16.12.2021 [↩]
- Seipel, Christina, Hunderte Bäume für U-Bahn-Bau gefällt, in SZ 20.1.2022 [↩]
- Schubert, Andreas, 666 Millionen Euro für die lange Leitung, in SZ 3.11.2022 [↩]
- Rutz, Rainer, Kosten für U 6-Ausbau explodieren, in SZ 14.10.2020 [↩]
- Rutz, Rainer, Die U-Bahn kommt später, in SZ 15.1.2022 [↩]
- Rutz, Rainer, Eine Schneise durch den Wald, in SZ 13.8.2022 [↩]
- Rutz, Rainer, Die Bagger rücken an, in SZ 1.11.2022 [↩]
- Rutz, Rainer, Der Brain-Train wird noch teurer, in SZ 23.11.2022; Rutz, Rainer, Nächster Halt: Martinsried, in SZ 3.2.2023 [↩]
- Stäbler, Patrick, Quietschende Bremsen, in SZ 18.2.2022 [↩]
- Stäbler, Patrik, Wartungsarbeiten rund um die Uhr, in SZ 13.4.2022 [↩]
- Stäbler, Patrik, Fragenkatalog ersetzt den Tram-Gipfel, in SZ 22.2.2022 [↩]
- Stolz, Benjamin, Neue Tram und alte Fragen, in SZ 28.4.2022 [↩]
- Draxel, Ellen, Sorgen um die Prachtmeile, in SZ 24.5.2022 [↩]
- Schubert, Andreas, Freie Fahrt durch Schwabing, in SZ 31.5.2022 [↩]
- Neff, Berthold, Tram in Teilen, in SZ 2.6.2022 [↩]
- Anlauf, Thomas, Proteste gegen Baumfällungen, in SZ 14.6.2022 [↩]
- Effern, Heiner, Grün-Rot will separate Tramgleise auf der Leopoldstraße, in SZ 21.7.2022 [↩]
- Schubert, Andreas, Mahnende Worte zum Jubiläum, in SZ 29.4.2022 [↩]
- Steinbacher, Ulrike, Stadt stellt Weichen für neue Großprojekte, in SZ 5.5.2022 [↩]
- Schubert, Andreas, Vorarbeiten für die U 9 gestartet, in SZ 8.3.2023 [↩]
- Schubert, Andreas, So ein Bahnsinn, in SZ 10.6.2022 [↩]
- Mühlfenzl, Martin, Von Empörung bis Achselzucken, in SZ 23.6.2022 [↩]
- Stäbler, Patrik, Schrittmacher für Münchens Trambahnen, in SZ 19.9.2022 [↩]
- Stäbler, Patrik, Konsequenter Schallschutz, in SZ 31.10.2022 [↩]
- Schubert, Andreas, Wo die Tram unter die Räder kommt, in SZ 5.4.2023 [↩]
- Draxel, Ellen, Neue Tram in den Münchner Norden.
Früher hat man gesagt: Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten: Das gilt heute noch. Ebenso gilt damals wie heute: Wer Arbeitsplätze sät, wird Wohnungsnot ernten – und Verkehrsprobleme, Infrastrukturprobleme, soziale Probleme.Keine Kürzungen im ÖPNV. Die MVG hatte im April 2022 deutliche Kürzungen im Nahverkehr angekündigt, da sie wegen Unterfinanzierung in der nächsten Fahrplanperiode 24,6 Millionen einsparen müsse. Die Tarife wurden 2022 um 656,9 Prozent erhöht; laut MVG-Chef Ingo Wortmann wären 22 Prozent nötig gewesen. Dazu kommt nun das 49-Euro-Ticket. Der Stadtrat will diese geplanten Reduzierungen im ÖPNV am 30.11.2022 ablehnen. ((Schubert, Andreas, Stadtrat stoppt Kürzungen beim Nahverkehr, in SZ 30.11.2022 [↩]
- Draxel, Ellen, Varianten für den Westen, in SZ 3.2.2022 [↩]
- Stadt baut neuen U-Bahnhof in Freiham, in SZ 7.12.2022 [↩]
- Mühlfenzl, Martin, Durchbruch bei der U 5, in SZ 10.3.2023 [↩]
- Galler, Stefan, Bekenntnis zur Verlängerung der U 5, in SZ 26.4.2023 [↩]
- Glas, Andreas, „Ein Klick, ein Ticket“, in SZ 9.12.2022 [↩]
- Schubert, Andreas, Tram-Ausbau wird teurer und verzögert sich, in SZ 15.12.2022 [↩]
- Steinbacher, Ulrike, Bahn plant neue S-Bahn-Werkstatt, in SZ 22.12.2022 [↩]
- Schubert, Andreas, Miesbach und Rosenheim werden Teil des MVV, in SZ 2.2.2023 [↩]
- Hofmann, René, Wie die Familie Schörghuber an München verdient hat, in SZ 18.3.2023 [↩]
- Schubert, Andreas, 1,5 Milliarden Euro für die S-Bahn, in SZ 17.3.2023 [↩]
- Becker, Peter, Nur 15 Minuten, in SZ 16.5.2023 [↩]
- Ellen Draxel, Mit der U-Bahn bis Fürstenfeldbruck in SZ 5.7.2023 [↩]
- Stäbler, Patrik, Tausende Unterschriften gegen U-Bahn-Betriebshof, in SZ 8.7.2023 [↩]
- Effern, Heiner, Kein Geld und kein Personal für die Verkehrswende, in SZ 26.7.2023 [↩]
- Krass, Sebastian, Bald 1,85 Millionen, in SZ 3.5.2019 [↩]
- Raff, Julian, Anwohner-Protest gegen MVG-Pläne, in SZ 29.7.2023 [↩]
- Effern, Heiner, Schubert, Andreas, Bleibt die Verkehrswende in München auf der Strecke?, in SZ 18.8.2023 [↩]