Aktualisiert 17.10.2022
Bereits 1965 schieb Alexander Mitscherlich: „Die Ideen- und Lieblosigkeit, mit der Häuser gebaut werden, verrät eine tiefe Freudlosigkeit des Besitzes, der doch zugleich so gierig zu mehren versucht wird.“1
Das ist heutzutage keinen Deut besser, sondern noch weit schlimmer geworden.
Steiflichter: – Investoren-Pandemie herrscht spätestens seit der Null-Zins-Politik (oder gar Strafzinsen) der Banken in deutschen Groß- und Mittelstädten. – Auch landwirtschaftlicher Grund fällt unter das Investitionsgelüste: Acker, Wälder, Grünflächen sind nur noch eine Kapitalanlage, siehe Aldi-Konzern etc. – Beim Wort „Investor“ sollte man nicht an einen Krösus mit Heiligenschein denken, nicht an einen Mäzen, nicht an einen Menschenfreund; sondern zum Beispiel an Donald Trump: mit allen Konsequenzen.
Berliner Immo-Heuschrecken. Ähnlich wie (das teurere) London ist das (noch etwas billigere) Berlin Ziel der weltweiten Immo-Branche. Der grüne EU-Abgeordnete Sven Giegold hat die Strukturen des Berliner Immo-Marktes in einer Studie des Steuerexperten Christoph Traufetter untersuchen lassen. Internationale Konzerne sind hier längst tätig – mit Steuersparmodellen. Die britische Milliardärs Familie Pears hat 2019 3000 Berliner Wohnungen gekauft: dank eines vielfältigen Steuergeflechts zu minimalen Steuern. Der US-Immobilienriese Blackstone Properties kaufte und kauft sich ebenfalls in Berlin ein. Die Studie nennt folgende Stationen: Berlin, Luxemburg, Cayman Islands, Jersey, Delaware- Interne Zinszahlungen von bis zu 25 Prozent der Mieteinnahmen und Zinssätze bis zu zehn Prozent reduzierten die zu versteuernden Einnahmen auf einen Bruchteil.
2014 zeigten die „Lux-Leaks“ Recherchen verschiedener Zeitungen und dem Internationalen Netzwerk investigativer Journalisten den verschlungenen Weg des Immo-Geldes. 2019 ergaben neuere Nachforschungen von SZ, NDR und WDR, dass Luxemburg nach wie vor Steuern optimieren hilft.2
Der diskrete Charme der Investoren. Grundsätzlich sind Investoren und Immobilienfirmen für Presse und Öffentlichkeit eher nicht zu erreichen oder können wegen vertraulicher Angelegenheiten leider gerade keine Stellung abgeben. So stand in der SZ stand am 3.2.2021 ein Bericht über den Investor Ralf Büschl: Er stand aber nicht für ein Interview zur Verfügung. Weitere Beispiele sind Alfons Doblinger, die Vertreter der Max-Emanuel-Immobilien GmbH (Hohenzollernkarree) oder wie im Fall Herzogstraße 84 privaten Investoren.
„Investorenbezogene Bauleitplanung“ im Oberland. Ein mit Baufragen betrauter Kommunalbeamter einer Gemeinde mit knapp 30.000 Einwohnern im Voralpenland sprach in einem konkreten Fall von „investorenbezogener Bauleitplanung“, wie mir ein langjähriges Gemeinderatsmitglied mitteilte.
Bauhaus kontra Hausbau. In der Miami-Vice-Folge Niemand lebt ewig fällt der Satz: „Er kennt ja nicht einmal den Unterschied zwischen Bauhaus und Hausbau.“ Der Satz könnte durchaus von einem Investor stammen.
Vgl. auch z. B.: Eggarten, Paketposthalle, München-Preisliste etc.