Moloch München Eine Stadt wird verkauft

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Titelbild: © Oswald Baumeister / Gesellschaft für ökologische Forschung e.V. []

Aktualisiert 15.7.2023

Mai 2014: Ende der Villa Flick. 2006 starb Multimilliardär Friedrich Karl Flick (* 1927), der Sohn des in den Nürnberger Prozessen als Naziverbrecher verurteilten Friedrich Flick (1883 – 1972). Friedrich Karl Flick wurde vor allem durch den bis dato größten Schmiergeldskandal Deutschlands bekannt: Er hatte Politiker von CDU, CSU, FDP und SPD von 1969 bis 1980 bestochen. Flick hatte zeitlebens Angst vor Attentaten und ließ sich 1979 für etwa 28 Millionen DM in der Pienzenauerstraße 111 im Herzogpark eine Bunkervilla (oder einen Villenbunker) bauen: 150 Räume mit 2100 Quadratmetern Wohnfläche, größte Sicherheitsvorkehrungen mit Direktnotruf zur Polizei, Leibwächtern, Wachtposten, Notstrom-Dieselaggregat, Fenster und Türen mit Panzerglas, ein Schutzbunker mit 28 Quadratmeter, bombensichere Decke über der Tiefgarage. Im Winter beheizte Freiflächen sorgten u. a. für Stromkosten von 20.000 Euro im Monat.
Der Investor M-Concept Real Estate hat das Areal für geschätzte 30 bis 40 Millionen Euro gekauft. Bis 2015 werden dort Luxuswohnungen in der Anlage „The One“ mit 146 bis 430 Quadratmeter gebaut (Büro Landau und Kindelbacher Architekten) – zum Quadratmeterpreis von bis zu 20.000 Euro.1
Webseite: https://m-concept.de/neues/m-concept-alle-wohnungen-der-muenchner-ex-flick-villa-verkauft/

Nächstes Projekt von M-Concept Real Estate. Ecke Englschalkinger Straße und Freischützstraße stand das Hotel Kent aus den siebziger Jahren, das im Juni 2014 abgerissen wurde. An der Englschalkinger Straße 245 werden nun 34 Luxuswohnungen von M-Concept Real Estate bis Ende 2015 gebaut mit 45 bis 134 Quadratmeter. M-Concept Real Estate hat auch noch zehn Luxuswohnungen in zwei Häusern im Herzogpark geplant und von der Bayerischen Hausbau das ehemalige Gasthaus im Grüntal gekauft, wo ebenfalls Eigentumswohnungen gebaut werden.2

Agnesstraße 48 im Leerstand. Die drei Eigentümer der Agnes48 UG verkauften ihre Anteile. Am 29.5.2019 wurde der bisherige Geschäftsführer der Agnes48 UG, Michael Frank, abgelöst durch den Leiter der M-Concept Real Estate, Stefan Mayr.3

Riskanter Kauf. Stefan Mayr ist Chef der Unternehmensgruppe M-Concept und Geschäftsführer von Agnes 48 UG. Diese hat im März 2021 einen neuen Bauantrag für Aufstockung und Sanierung eingereicht und dann das Gebäude weiterverkauft. Als aktueller Käufer tritt die Eisbach Immobilienverwaltung GmbH & Co. KG aus Starnberg mit Geschäftsführer Bernd Nunn auf: Der Verkaufspreis soll 35 Millionen Euro betragen. Am 29.9.2021 beschloss der Münchner Stadtrat mit großer Mehrheit, das Vorkaufsrecht im Fall Agnesstraße 48 auszuüben – aber nicht zum aufgerufenen Preis, bei dem es sich um einen „fingierten Verkauf“ handeln soll, sondern im Rahmen einer „Kaufpreislimitierung“ für 22,7 Millionen Euro. Diesen Marktwert hatte das städtische Bewertungsamt ermittelt. Zu Hilfe kommt der Stadt das im Mai 2021 vom Bundestag verabschiedete „Baulandmobilisierungsgesetz“: Die Stadt muss nun nicht mehr den zwischen Verkäufer und Käufer abgesprochenen Preis bezahlen, da hier der Marktwert deutlich überschritten wurde. Käufer und Verkäufer werden nun die Rechtslage prüfen.4

Taktische Rückabwicklung. Das Vorkaufsrecht für die Agnesstraße 48, das der Münchner Stadtrat 2021 geltend gemacht hat, wird nunmehr ausgehebelt. Agnes48 UG, eine 2019 von M-Concept gekaufte Firma, war der vorherige Eigentümer. 2021 hat M-Concept die Agnesstraße 48 für 35 Millionen Euro an die Starnberger Eisbach Immobilienverwaltung GmbH & Co. KG verkauft, nach dem die Stadt einschritt (siehe oben). M-Concept will diesen Kauf nun rückabwickeln: Damit könnte das städtische Vorkaufsrecht nachträglich ausgehebelt werden.5

Juni 2022: Neues von M-Concept. 2015 hat ein Erbe das Areal Alramstraße14/Aberlestraße in Sendling mit Supermarkt für 30 Millionen Euro an den Investor Eurytos Wohnbau aus Vaterstetten verkauft, der 2017 einen Vorbescheid der Stadt für den Abriss und den Neubau von Wohnungen und Einzelhandel erhielt. Daraufhin verkaufte Eurytos im Juli 2017 für 73 Millionen Euro (plus 273 Prozent) an die 14 Alramstraße gmbH & Co. KG, ein Unternehmen von M-Concept aus Grünwald.6

2020 hat der Bauträger M-Concept an der Ecke Alramstraße 14 und Aberlestraße ein Grundstück mit 4810 Quadratmeter zwölf Meter tief abgraben lassen für „130 herrliche Eigentumswohnungen“, einem Supermarkt, einer Kita und einer mehrgeschossigen Tiefgarage mit 150 Stellplätzen. Die LBK hat den 2021 eingereichten Plan im Mai 2022 genehmigt. Der örtliche BA Sendling störte sich aber am „Concierge-Service“ und befürchtete eine weitere Gentrifizierung ihres Viertels.7

Pressemitteilung von M-Concept, 22.1.2020: „M-CONCEPT Real Estate erhält Baugenehmigung für Wohn- und Geschäftsensemble 14 ALRAM im Münchner Stadtteil Sendling. Projektentwickler realisiert etwa 150 Eigentumswohnungen sowie moderne Gewerbeflächen auf früherem Supermarkt-Gelände.
München, 22. Januar 2020. Die Lokalbaukommission der Landeshauptstadt München hat dem Bauträger und Projektentwickler M-CONCEPT Real Estate im Dezember 2019 die Baugenehmigung für das Wohn- und Geschäftsensemble 14 ALRAM erteilt. Das urbane Projekt entsteht auf einem rund 5.000 Quadratmeter großen Grundstück im Münchner Stadtteil Sendling. „Mit 14 ALRAM schaffen wir mitten in Sendling hochwertigen Wohnraum – auf einem bisher reinen Gewerbegrundstück,“ sagt Stefan Mayr, Geschäftsführer von
M-CONCEPT.8
Nachtrag Oktober 2022: M-Concept meldete den Beginn der Vermarktung für 128 Wohnungen, die laut Beschreibung als „Ensemble für alle Generationen“ geplant sind. Ein Apartment von 40 qm kostet rund 600.000 Euro, eine Dachterrassenwohnung mit 280 qm etwa zwei Millionen Euro.9

Aus der Webseite von M-Concept8 14 ALRAM – Eigentumswohnungen und Einzelhandel im südlichen Zentrum Münchens. Auf dem rund 4.810 m² großen Grundstück in beliebter Lage entstehen 128 herrliche Eigentumswohnungen in einem eleganten Mehrfamilienhaus sowie eine großzügige Tiefgarage. Im Erdgeschoss sind Einzelhandels- und Gewerbeflächen geplant. (…) 14 ALRAM bedeutet Wohnen auf höchstem Niveau. (…) 14 ALRAM wird die neue Adresse für 128 attraktive Stadtwohnungen sein: Die 1- bis 5-Zimmer-Wohnungen bieten durchdachte Grundrisse auf 40 m2 bis zu 280 m2 Fläche für Singles, Paare und Familien – als dauerhafter Wohnsitz oder als temporäres Stadtdomizil. IM VERTRIEB

„Sendlinger Loch“: neuer Badesee? Das 15 Meter tiefe Loch soll eigentlich längst ein lukratives Immobilieninvestment von M-Concept sein, mit etwa 18.000 Euro pro qm und Concierge-Service. Hier sollen drei Untergeschosse entstehen für einen Supermarkt und Tiefgaragen. Im Februar 2022 erteilte die Stadt die Baugenehmigung. Gleichzeitig bekam der Immobilienmarkt größte Schwierigkeiten durch die gestiegenen Zinsen. Im September 2022 verkaufte M-Concept die erste Wohnung; im Mai 2023 gab es erst fünf Reservierungen, M-Concept bekommt aber erst bei einer Vorverkaufsquote von 30 Prozent den Bankkredit. Die Bauzeit wird auf 28 Monate geschätzt. Der BA Sendling hat einen Antrag gestellt, dass die Stadt das Grundstück kauft. BA-Vorsitzender Markus Lutz (SPD) wünschte sich, dass M-Concept doch besser in Bogenhausen baue als in Sendling, wo es viele Genossenschaftswohnungen gibt.6

  1. Hengst, Björn, Der Letzte macht das Licht aus, in spiegel.de 17.10.2013; Dürr, Alfred, Ein Luxusbunker wird geschleift, in SZ 4.5.2014 []
  2. Steinbacher, Ulrike, Das Hotel Kent ist Geschichte, in SZ 5.6.2014 []
  3. https://www.northdata.de/?id=5428189691, abgerufen am 2.2.2021 []
  4. Draxel, Ellen, Hoben, Anna, Krass, Sebastian, Kampfansage an Spekulanten, in SZ/ 30.9.2021 []
  5. Krass, Sebastian, Stadt läuft mit Vorkaufsrecht ins Leere, in SZ 27.6.2022 []
  6. Krass, Sebastian, Ratzesberger, Pia, Pack den Rettungsring ein, in SZ 7.7.2023 [] []
  7. Raff, Julian, Nur die Pumpe tut ihr Werk, in SZ 14.6.2022 []
  8. https://m-concept.de/, abgerufen 15.7.2023 [] []
  9. von Steinburg, Eva, Sendling: Wohnen für zwei Millionen Euro, in Abendzeitung 18.10.2022 []
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