Moloch München Eine Stadt wird verkauft

Lokalbaukommission

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Titelbild: © Oswald Baumeister / Gesellschaft für ökologische Forschung e.V. []

Position der LBK. Position und Aktivitäten der LBK ziehen sich durch die ganze Chronologie und das ganze Kritische Immobilien-Lexikon. Die LBK winkt unter den Stichworten Wohnungsnot und Arbeitsplätze aktuell fast alles an Bauvorhaben durch, auch wenn die letzten Grünflächen versiegelt und die letzten landwirtschaftlichen Flächen im Stadtgebiet bebaut werden. Dies hat sich in den letzten Jahren noch verschärft. Nicht zuletzt rühmt sich das Referat, die SEM Nord und die SEM Nordost aktiv weiter zu treiben.

Aktuelles Organigramm Referat für Stadtplanung und Bauordnung: Referatsleitung: Prof. Dr. (Univ. Florenz) Elisabeth Merk; Hauptabteilung I Stadtentwicklungsplanung: Arne Lorz; Hauptabteilung II Stadtplanung: Michael Hardi; Hauptabteilung III Stadtsanierung und Wohnungsbau: Ulrike Klar; Hauptabteilung IV Lokalbaukommission: Cornelius Mager.1

Früher war es anders. 1994 nannte der Bund Deutscher Baumeister und Architekten (BDB) die LBK eine „Bauverhinderungsbehörde“. Sie hätte aufgrund behördlicher Richtlinien und Satzungen weder die Frauenkirche noch das Rathaus oder das Maximilianeum genehmigt.
Die Arbeitsweise der LBK sei für vielfältige Negativ-Schlagzeilen verantwortlich. Baubewerber sollten beraten und nicht drangsaliert werden, wie Stadtrat Theo Schwetzler (CSU) monierte. Cornelius Mager, der Sprecher von Stadtbaurätin Christiane Thalgott (und seit 2003 Leiter der LBK), fand die Kritik an der LBK ungerecht, da immer nur die Negativbeispiele auftauchten und wies den Vorwurf der Bauverhinderungsbehörde mit einer interessanten Begründung zurück: Man habe von 1970 bis 1990 185.000 Wohneinheiten genehmigt und seit 1980 jährlich zwischen 200.000 und 300.000 qm Bürofläche ermöglicht.2
Damit werden gleichzeitig wieder entsprechende Quadratmeter im Wohnungsbau fällig.

Kritik an der LBK. Schon 1994 bescheinigte die Unternehmensberatung McKinsey der Lokalbaukommission ein bürokratisches Management mit den Prinzipien Amtsautorität und Hierarchie. Stadtbaurätin Christiane Thalgott erwähnte 1997 stolz, dass die Bearbeitungszeit für Bauanträge von 164 auf 137 Tage gesenkt werden konnte. Ab 1.1.1998 werde auf EDV umgestellt. Der Vizepräsident der Bayerischen Architektenkammer, Erwin Wrba, berichtete von seinem Neubau einer Klinik in Nymphenburg, wo auch eine kleine Cafeteria geplant war. Für sie musste Wrba in der Betriebsbeschreibung angeben: die Öffnungszeiten, die Zahl der Beschäftigten, die angebotenenn Getränke und ob Pizza zum Angebot gehöre.3

April 2017: Informations-Veranstaltung zur SEM Nord. Bei der ersten Informations-Veranstaltung der Stadt brachte Steffen Kercher, der beim Planungsreferat Abteilungsleiter für Sonderaufgaben ist, gleich einen Kracher: „Unser Ziel ist es, dass die Landwirtschaft in Feldmoching eine Zukunft hat.“ Er hielt die Zahl von 60.000 neuen Bewohnern im Rahmen der SEM Nord für zu hoch. (Feldmoching hatte Ende 2020 um die 62.000 Einwohner: Ein Zuzug von 60.000 wäre eine Verdopplung der Einwohnerzahl!) Nächster Knüller von Kercher: „Kein Mensch hat Interesse daran, 500 Eigentümer zu enteignen und auch kein Interesse, der Landwirtschaft ihre Flächen wegzunehmen.“
Das erinnert fast schon an Walter Ulbricht, der im Juni 1961 sagte: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“ Wo sollen denn die 900 Hektar für die SEM Nord herkommen, wenn nicht von den Bauern?
Der CSU-Bundestagsabgeordnete Bernhard Loos schlug einen Bebauungsplan anstatt eines SEM-Verfahrens vor. MdL Joachim Unterländer sprach der SEM Nord eine demokratische Legitimation ab, da sie von der Bevölkerung abgelehnt wird. Kercher kündigte stattdessen Münchens sattsam bekannte Einbeziehung der Bevölkerung an, zum Beispiel durch Bürger-Stammtische.4
Vgl.: Partizipationsspektakel

Der Hinterhof des Nachbarn. Der Leiter der Lokalbaukommission, Cornelius Mager äußerte zum Kampf der Bewohner der Breisacher Straße 3 und 7 (mit Hinterhöfen ohne Bäumen) gegen die Fällung von drei alten Bäumen im Hinterhof der Breisacher Straße 5: „Es zeigt sich, der Baum in Nachbars Garten ist immer der Schönste.“5
Vgl.: Hinterhöfe

Vergleiche auch: Karree Schleißheimer Straße, Bambergerstraße, Gernotstraße; Merk, Elisabeth; Partizipations-Spektakel, Referat für Stadtplanung und Bauordnung

  1. Abgerufen am 25.1.2022 []
  2. Wessel, Claudia, Der Dom wäre niemals genehmigt worden, in SZ 1.2.1994 []
  3. Ramelsberger, Annette, Ton, Steine, Scherben, in SZ 28.8.1997 []
  4. Schramm, Simon, Öl auf die Wogen, in SZ 26.4.2017 []
  5. Krass, Sebastian, Stäbler, Frank, Die Zeichen stehen auf Fällung, in SZ 3.12.2020 []
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