Moloch München Eine Stadt wird verkauft

Haus Heilig Geist

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Titelbild: © Wolfgang Zängl / Gesellschaft für ökologische Forschung e.V. []

Zur Geschichte der Heiliggeistspital-Stiftung seit 1208 siehe: Sozialreferat, Stiftungsverwaltung, 800 Jahre Heiliggeistspital-Stiftung, München, Oktober 20081
Zwischen 1904 und 1907 wurde am Dom-Pedro-Platz nach Plänen von Architekt Hans Grässel ein Neubau für Altenheimbewohner errichtet. 1984 gab es 450 Plätze, vornehmlich in Einzelzimmern. Am 1.1.1996 wurde das Heiliggeist-Heim in die Verwaltung München-Stift eingegliedert. Am 6.10.2006 beschloss der Stadtrat eine Grundsanierung des Gebäudes und den Umbau bis 2010 zu einem Altenpflegeheim mit 225 Plätzen.1

September 2008: Heimliche Luxuswohnungen der Gewofag. Das von der städtischen Münchenstift Altenheim Haus Heilig Geist am Dom-Pedro-Platz in Gern (im Besitz der Heiliggeistspital-Stiftung) aus dem Jahr 1907 musste, wie oben erwähnt, saniert werden. Die Sanierung sollte laut dem damaligen Geschäftsführer Gerd Peter 28,4 Millionen Euro kosten. Diese Summe soll durch einen Immobiliendeal mit der städtischen Wohnbaugesellschaft Gewofag hereinkommen: Zur Finanzierung wurden Gebäude und Grund verkauft. Vor der Sanierung lebten 320 Senioren und Seniorinnen im Altenheim. Nach dem Umbau sollen es nur noch 235 sein.
Laut Bautafeln an der Taxis- und der Hanebergstraße hat die Bauwerk Capital GmbH & Co. KG aus München mit dem Projekt Gern 64 eine luxuriöse Eigentumswohnanlage mit insgesamt 196 Wohnungen geplant. Bauherrin der gesamten Wohnanlage war aber die städtische Gewofag, die sich mit dem Vertriebspartner Bauwerk Capital mehr Image für die Luxus-Immobilie verspricht. „Gern 64“ hat vom Heiliggeist-Spital einen Teil des großen Grundstücks und Gebäude für Neubauten und Sanierung von Gebäuden erworben. Für Grundstück und Baukosten mussten 75 bis 80 Millionen Euro aufgebracht werden.

Drei Bauabschnitte: Es wurden von der Gewofag drei Bauabschnitte geplant: Der denkmalgeschützte Nordflügel des Altenheims („Freiraum“) wird bis Ende 2009 für 17 Eigentumswohnungen mit 174 bis 427 Quadratmeter (insgesamt 3664 Quadratmeter) umgebaut. Der Werbetext: „Hochherrschaftliches Wohnen im Denkmal“. An der Taxis-/Hannebergstraße im Nordwesten werden auf dem freien Grundstück im zweiten Bauabschnitt bis Frühjahr 2010 neue mehrgeschossige Häuser mit 125 Wohnungen gebaut mit 48 bis 205 Quadratmetern. Der dritte Bauabschnitt an der Braganzastraße und im Innenhof im Osten sieht u. a. den Neubau von 54 Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen vor. „Lebensraum“: 125 Wohnungen mit 9736 m; „Individualraum“ mit 3664 qm; „“Freiraum“ (Altbau) mit 3664 qm23
Die Preise pro Quadratmeter lagen 2010 (!) zwischen 3774 und 6423 Euro. Eine Zwei-Zimmer-Wohnung mit 53 qm wurde für rund 200.000 Euro angeboten, eine mit 210 qm kostete fast 1,4 Millionen Euro.

Bezirksausschuss überrumpelt. Der BA 9 Neuhausen – Nymphenburg wurde völlig überrascht: Dort dachte man, die Gewofag errichte Sozialwohnungen. Wie die BA-Vorsitzende Ingeborg Staudenmeyer (SPD) berichtete, waren nur zehn Prozent für untere Einkommensschichten eingeplant. Beim Wohnungsschlüssel der 196 neuen Wohngebäude wurde getrickst: Eigentlich waren 30 Prozent Sozialwohnungen vorgeschrieben: Es waren aber nur zehn Prozent – die fehlenden 20 Prozent wurden mit den Betten im Spital verrechnet. Begründung der damaligen Gewofag-Chefin Gordona Sommer für das Grundstückgeschäft: „Es entstehen Wohnungen für alle Käuferschichten.“ Und schließlich diene der Bau der Luxuswohnungen zur Querfinanzierung der gemeinnützigen Zwecke der Gewofag.4
Aus einem Brief von Sozialreferentin Dorothee Schiwy vom 14.2.2021 zur Heiliggeistspital-Stiftung: „Das Vermögen der Stiftung und das der Landeshauptstadt sind aufgrund der gesetzlichen Vorgaben streng getrennt.“5

Vgl.: Kies

  1. https://www.muenchen.info/soz/pub/pdf/254_LHM_800JahreHeiliggeistspitalStiftung.pdf [] []
  2. https://www.bauwerk.de/projekte/gern64.html. Vermutlich ist die zweimal angegebene Zahl von 3664 qm einmal falsch []
  3. Schmidt, Wally, Irritierendes Vertriebsmodell, in SZ 12.9.2008 []
  4. Aus Altenheim werden Luxus-Wohnungen, in tz.de 14.2.2010 []
  5. http://rettet-den-wuermtaler-wald.de/wp-content/uploads/2020/02/Antwort_Stiftung_StadtMue_kein-Flaechentausch_ForstKasten-1.pdf []
Objekt-Nr. 26640

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