Moloch München Eine Stadt wird verkauft

Knorr-Gelände

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Titelbild: © Oswald Baumeister / Gesellschaft für ökologische Forschung e.V. []

Der Knorr-Bremse-Mehrheitseigentümer (und Lufthansa-Großaktionär), Milliardär Heinz Hermann Thiele (* 1941; † 2021) kam 1969 in den Konzern. Dessen zwei Anteilshalter waren erstritten: 1986 verkaufte Jens-Diether von Bandemer seine 71 Prozent an Thiele, der 1987 Vorstandsvorsitzender und 1989 Alleineigentümer. Thiele hielt über eine Holding 60 Prozent am Konzern Knorr-Bremse und war seit 2011 mit Mehrheitsaktionär am Bahntechnikkonzern Vossloh AG. Sein Vermögen wurde auf 16 Milliarde Euro geschätzt. 2018 brachte Thiele die Knorr Bremse an die Börse. Thiele hatte in die OPES Immobilien Gruppe sein privates Immobiliengeschäft eingebracht.

Aus der OPES-Webseite: „Als OPES Grundstücksverwaltungs- und -verwertungs GmbH im Jahr 1989 gegründet, bündelt die OPES Immobilien Gruppe heute die Immobilienaktivitäten von Heinz Hermann Thiele. Seit 2018 wird neben der Verwaltung und Bewirtschaftung von Bestandsimmobilien auch das Baurecht für neue Projekte geschaffen, diese realisiert und in das Portfolio integriert. Zudem wird über gezielte Zukäufe das Portfolio sukzessive hochwertig erweitert. Die OPES bildet auf Basis der finanziellen Stärke und Flexibilität eines Familienunternehmens die gesamte Wertschöpfungskette im Immobilienbereich ab: von der Bauland- und Projektentwicklung über das Asset Management bis hin zur Vermarktung der eigenen Büro-, Hotel- und Wohnimmobilien.1

Neubauten. Auf dem früheren Knorr-Bremse-Areal an der Moosacherstraße befindet sich die renovierte, denkmalgeschützte Knorr-Zentrale. Auf der nord-östlichen Seite südlich der Bahnlinie entlang der Lerchenauer Straße entstanden mehrere Büro- und Verwaltungsgebäude der Knorr Bremse, die hier Forschung und Entwicklung betreibt. Auf der westlichen Seite wurden bereits ein Hotel-Hochhaus, Bürogebäude und ein Wohnkomplex gebaut. In der südlichen Mitte entsteht das neue „OPES Quartier“. Der OPES-Wohnpark besteht u. a. aus Wohngebäuden (auch für Mitarbeiter), Kitas und einem Pflegeheim. 40 Prozent der Wohnungen werden nach SoboN gefördert, 60 Prozent werden marktmäßig vermietet. Dazu kommen ein bis zu 99 Meter hohes Bürohochhaus und ein Bürogebäude.

Nicht über 100 Meter. Seit dem Hochhaus-Entscheid von 2004 besteht in München die magische Grenze von 100 Meter für Hochhäuser. Opes Immobilien wollte auch an der Moosacher Straße 80 um die 115 oder 130 Meter hoch bauen, beließ es dann aber doch bei 98 Metern. Laut Geschäftsführer Jürgen Büllesbach (vorher Bayerische Hausbau) wird das Hochhaus 2025 fertig: Dann werden wohl auch höhere Bauten genehmigt.2

Widerstand gegen 99-Meter-Turm. Im Juli 2019 hatte der Stadtrat ersten Plänen für einen 24-geschossigen Büroturm auf dem Knorr-Bremse-Areal zugestimmt. Die Einwohner-Interessen-Gemeinschaft (EIG) des Olympischen Dorfes hatten am 14.10.2019 Vertreter des Investors Thiele zu einem Gespräch eingeladen. Gebaut werden soll nicht nur der 99-Meter-Turm, sondern ein neues Quartier: 50 Prozent Büros, 50 Prozent Wohnen (500 Wohnungen) mit sozialer Infrastruktur: Kitas, Studentenwohnungen, Pflegeheim, ein Park. In der Versammlung wurde von Nachbarn am vergleichbaren Hotelturm Mo82 Kritik geübt („hässlich, langweilig, scheußlich“). Opes-Geschäftsführer Jürgen Büllesbach lobte dagegen die Entwürfe: „Der Bauherr will, dass Leute an dem Hochhaus vorbeifahren und sagen: Das hat Herr Thiele gebaut.“ Die Leiterin der Unteren Denkmalschutzbehörde Münchens, Mechthild Keßler, verwies auf die Nähe zum unter Denkmalschutz stehenden Knorr-Gebäude und zum Unesco-Weltkulturerbe Olympiapark: Deshalb wurden 78 statt 99 Meter Höhe für den Büroturm vorgeschlagen.3

Wettbewerb entschieden. Am 30.6.2020 gab der Geschäftsführer der OPES Immobilien, Jürgen Büllesbach, die zwei zweiten Preise bekannt: Büro Hilmer Sattler Architekten Ahlers Albrecht München und Ingenhoven Architekten Düsseldorf. Der Entwurf von Hilmer Sattler besteht aus mehreren Wohnblöcken. Der Entwurf von Ingenhofen hat u. a. drei zehn- bis zwölfgeschossige Wohntürme. Der von OPES gesetzte Kostenrahmen liegt bei 300 Millionen Euro.45

Aus der Pressemitteilung OPES Immobilien GmbH vom 15.10.2020: „Die OPES Immobilien GmbH hat das Düsseldorfer Architekturbüro ingenhoven architects zusammen mit WKM Landschaftsarchitekten für die Ausführung des Wohnparks nördlich des Olympiaparks ausgewählt.“6 – Das neue Wohnquartier mit 500 Wohnungen und Apartments, Kitas, Gastronomie, Gewerbe und einem Seniorenheim wurde vom Planungsausschuss und OB Dieter Reiter positiv bewertet, obwohl fraglich ist, ob der Investor Opes ein klimaneutrales Quartier mit einer „Green Building Strategy“ wegen finanzieller Überlegungen umsetzen wird.7

Moosach und Mäander. Die Kunstworte der Münchner Großprojekte werden nicht witziger: Das neue Bürogebäude von Opes an der Moosacher Straße heißt Mo’Ander. Hinter dem als Schallschutz konzipierten Büroriegel sollen 1000 Wohnungen mit 40 Prozent SoBoN-Bindung, zwei Kitas, ein Pflegeheim und ein Hochhaus mit 98 Metern entstehen. OB DieterReiter äußerte beim Richtfest am 12.10.2021, er würde den kritisierten Hochbau gern ohne Bürgerentscheid auf den Weg bringen.8

  1. www.opes-immobilien.de, abgerufen 19.1.2021 []
  2. Krass, Sebastian, Die 100-Meter-Marke wackelt, in SZ 28.1.2019 []
  3. Sobotta, Jerzy, Höhenträume und Höhenangst, in SZ 16.10.2019 []
  4. Krass, Sebastian, Blockstruktur oder Wohntürme, in SZ 1.7.2020 []
  5. Krass, Sebastian, „Materialien müssen nicht vergehen“, in SZ 16.10.2020 []
  6. Opes Immobilien Gruppe, PM 15.10.2020: Architekt Christoph Ingenhoven baut neuen OPES Wohnpark im Münchner Norden []
  7. Viel Schwung, wenig Energie, in SZ 17.6.2021 []
  8. Bergleiter, Ben, Ein erster Baustein, in SZ 14.10.2021 []
Objekt-Nr. 18600

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Synonym verwendet:
OPES Wohnpark
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