Moloch München Eine Stadt wird verkauft

Baron von Finck

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Titelbild: © Oswald Baumeister / Gesellschaft für ökologische Forschung e.V. []

Aktualisiert 4.9.2022

August Georg Heinrich von Finck, (häufig August von Finck senior genannt; * 18. Juli 1898 in Kochel am See; † 22. April 1980 in Möschenfeld) war ein deutscher Bankier. Er war der Sohn und Nachfolger von Wilhelm von Finck. August von Finck gehörte zu den frühen Bewunderern Adolf Hitlers und hat mit seiner damaligen Privatbank Merck Finck & Co zahlreiche Banken im Rahmen der Arisierung jüdischen Eigentums übernommen. Unter diesen waren auch die Banken J. Dreyfus & Co. aus Berlin sowie S. M. v. Rothschild aus Wien.“ (Aus Wikipedia) von Finck war NSDAP-Mitglied. Laut Autor David de Jong („Braunes Erbe“) hat von Finck „die S. M. von Rothschild-Bank in Wien für 42 Millionen Reichsmark unter Wert gekauft“.1 Nach dem Krieg unterstützte von Finck die CSU.
Dessen Sohn August Francois von Finck junior (* 1930, † 2021) war Investor und früherer Bankier. „Von Finck erbte von seinem Vater u. a. Beteiligungen an der Münchner Löwenbräu (seit 2004 Custodia Holding AG). 1990 verkaufte er die Bank Merck Finck & Co und konzentrierte sich danach auf Beteiligungen an Schweizer Unternehmen. Seit 1992 verfügt er über die Aktienmehrheit an der schweizerischen Restaurant- und Hotelgruppe Mövenpick (Hauptaktionär). Später folgten Beteiligungen am Maschinenbauer Von Roll, an Alusuisse-Lonza, dem Rüstungshersteller Oerlikon-Bührle, der Warenprüf-Holding Société Générale de Surveillance (SGS in Genf) und dem Feuerfestunternehmen RHI AG in Wien. Anfang 2006 machte von Finck mit einer indirekten Beteiligung in Höhe von 25,1 % an dem deutschen Baukonzern Hochtief, Schlagzeilen; diese wurde im März 2007 wieder veräußert.“ (Aus Wikipedia)
von Finck gründete 2007 die Bank von Roll und hielt u. a. Anteile am Warenhauskonzern Arcandor. Er verkaufte die Privatbank Merck & Finck und 2018 seine Mövenpick-Anteile.Er betrieb bis zu seinem Tod die Bebauung des Kapellenfeldes.
Vgl.: Hachinger Tal

Löwenbräu AG, Agricola, Monachia … „Nach und nach sicherte sich August von Finck über die Agricola Verwaltungsgesellschaft KG etwa 90 % des Grundkapitals der Löwenbrauerei, die damals als größter privater Grundstückseigentümer in München galt. Mit Wirkung zum 30. September 1982 wurden die nicht-betriebsnotwendigen Immobilien, die in der Tochtergesellschaft Monachia Immobilien GmbH & Co. zusammengefasst waren, in die neu gegründete Monachia Immobilien AG eingebracht … (…) Die Agricola verkaufte ihr Aktienpaket an der Monachia für 260 Millionen DM an die Allianz SE und die Hochtief AG. (…) 1992 wurde die Brauerei in eine Holding überführt. (…) Die Holding Gesellschaft wurde 1995 von Löwenbräu Holding AG in Custodia Holding AG umfirmiert.“ (Aus Wikipedia) 1997 spaltete von Finck die Löwenbräu AG auf. Die Spaten-Löwenbräu-Gruppe wurde 2003 an die belgische Inbrew-Gruppe verkauft. Diese fusionierte 2004 mit dem Konkurrenten Interbrew zur InBev.

Franziskaner soll Shopping Mall werden. Baron von Finck kündigte dem Restaurant Franziskaner, das „nur“ etwa 30 Euro Miete pro Quadratmeter entrichtet. Der Laden Louis Vuitton im Post-Palais gegenüber muss das Zehnfache zahlen. Deshalb muss der Franziskaner Ende 2022 zumachen. Von Finck will eine Shoppingmall einbauen. Eine seiner Immobilienfirmen, die Amira Verwaltungs AG, hat das Franziskaner-Gebäude 2017 übernommen. Ihre Mehrheit wurde vor kurzer Zeit an seinen Zweitgeborenen Maximilian übertragen.2

Von Finck und Gauweiler. Von Finck war ein Jagdfreund von Franz Josef Strauß und unterstützte schon früh Peter Gauweiler. Von 2008 bis 2015 schickte der damalige MdB Gauweiler (CSU) Rechnungen für Beratungshonorare über mehr als zwölf Millionen Euro an Milliardär von Finck, aus denen die detaillierten Leistungen nicht hervorgingen. Darunter waren auch Gutachterkosten von Juraprofessoren, mit denen Gauweiler gegen die Rettungsschirme für Griechenland agierte.3 Von Finck hatte auch in den neunziger Jahren Manfred Brunner (Ex-FDP) beim Aufbau des rechten Bund freier Bürger mit 8,5 Millionen Euro unterstützt, ebenso die Alternative für Deutschland. Gauweiler bildete seit 2019 mit Alfred Sauter (CSU) eine Kanzlei, der 2020 mit Millionendeals im Maskenhandel 2021 in Verruf geraten war.

Mehr Autos als Einwohner. Die Milliardärsfamilie von Finck verfügt über einige tausend Hektar im Südosten von München. 1895 kaufte Reichsrat Wilhelm von Finck Gut und Weiler Möschenfeld bei Grasbrunn. Hier hatte die Agrar Grasbrunn GmbH & Co. KG, ein Unternehmen der Finck-Gruppe, als Bauherr eine Tiefgarage mit 60 Stellplätzen und darüber 45 Parkplätzen geplant und den Bauantrag eingereicht. Der örtliche Bund Naturschutz befürchtete Schäden an Alleebäumen, anderen alten Bäumen und eine generelle Versiegelung und reichte eine Petition ein, worauf die Tiefgarage um zehn Meter nach Norden verschoben wurde, um eine 80 Jahre alte Linde zu retten. Der SPD-Bürgermeister von Grasbrunn, Klaus Korneder, hatte wohl einen Deal vor: die Genehmigung der Tiefgarage gegen Fahrradweg von Harthausen über Möschenfeld nach Grasbrunn. Die Grünen im Gemeinderat waren gegen den ihrer Ansicht nach überflüssigen Bau, da üblicherweise nur etwa 20 Fahrzeuge (bei 20 Einwohnern) auf dem bestehenden gekiesten Parkplatz stünden. Außerdem gebe es in Möschenfeld bereits eine private Tiefgarage. Alles in allem würde es dann wohl mehr Parkplätze als Einwohner geben. Nach Informationen der SZ war die Tiefgarage für hochwertige Pkw der Möschenfelder gedacht. Gemeinderatsmitglieder befürchteten auch die Planung neuer Wohnprojekte. Mitchell Nelson (Grüne) kritisierte mangelnde Transparenz der Finck-Gruppe und äußerte den Eindruck, dass für diese alles durchgewunken wird.4

Tod mit 91 Jahren. August von Finck verstarb am 28.11.2021. Das Familienunternehmen von Finck wird auf acht bis neun Milliarden geschätzt.5 Laut Forbes betrug es im Februar 2022 8.6 Milliarden Dollar.6

Der nächste Abriss in der Innenstadt. Perusastraße 7: intaktes, modernes Gebäude mit Laden und Büroflächen aus den Siebziger- bzw. Achtziger Jahren. Die Mieter sind zum 31.7.2022 gekündigt. Der Eigentümer, die Unternehmensgruppe Finck, will das Gebäude anreißen und neu bauen lassen. – Das Anwesen Nr. 7 wurde in den 1970-er Jahren gebaut und ist völlig intakt; nun wird es abgerissen. Zum 31.7.2022 mussten die Mieter ausziehen, u. a. das Schuhhaus Thomas, nach 43 Jahren. Das Immobilienimperium von Finck hat weiträumige Pläne von der Residenzstraße bis zur Perusastraße. Die denkmalgeschützte Gaststätte Franziskaner (seit 1447 dort ansässig) sollte ursprünglich eine Shopping Mall werden (siehe oben). 2015 engagieren sich OB Dieter Reiter (SPD) und der damalige Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle und viele andere zunächst erfolgreich gegen die Umbau- oder Abrisspläne. Die von Fincksche Nymphenburg Immobilien AG (vorher Löwenbräu Grundstücksverwaltungs-Gesellschaft mbH) verkaufte 2017 die Perusastraße 5 /Residenzstraße 9 für 97 Millionen Euro an die von Fincksche Amira Verwaltungs GmbH, in deren Besitz sich schon die Perusastraße 7 befand. 2021 wurde die Amira Verwaltungs AG mit der Amira Verwaltungs SE vereint und dann aus dem Handelsregister entfernt. Die Minderheitsaktionäre der Amira Verwaltungs AG wurden gegen Barabfindung hinausgedrängt, sodass die Familie von Finck nun die Amira SE allein bestimmt. Nach dem Tod von August von Finck hat dessen Sohn Maximilian Rudolf von Finck den Sitz im Aufsichtsrat von Amira eingenommen. Er ist der zweitälteste von vier Kindern.7
Die LBK hat im März 2022 den Abbruch der Perusastraße 7 und den Teilabbruch der Perusastraße 9 sowie einen Umbau des Franziskaners genehmigt, von dem Teile abgebrochen werden. Die bisherige Franziskaner-Wirtsfamilie Reinbold bleibt Pächter, die Amira SE der Vermieter. Ein weiteres von Fincksches Objekt ist die FC Bayern Welt an der Weinstraße, für die die Anwesen 7 und 7a abgerissen wurden.7

  1. Interview Niklas Eisenberger, „Die Familien sollten die Verbrechen ihrer Patriarchen transparent machen“, in SZ 28.6.2022 []
  2. Maier, Angela, Streitfall „Franziskaner“ in München: Milliardär August von Finck legt sich mit den Kleinaktionären an, in manager-magazin.de 13.11.2020 []
  3. Deininger, Roman, Glas, Andreas, Ott, Klaus, Der Frontmann des Barons, in SZ 26.3.2021 []
  4. Kilz, Leo, Park and ride, in SZ 15.10.2021 []
  5. Deininger, Roman, Ott, Klaus, Tod eines Patriarchen, in SZ 4.12.2021 []
  6. https://www.forbes.com/profile/august-von-finck/ []
  7. Kramer, Lea, Monopoly an der Perusastraße, in SZ 31.8.2022 [] []
Moloch München Eine Stadt wird verkauft

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