Moloch München Eine Stadt wird verkauft

Baugemeinschaften

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Titelbild: © Oswald Baumeister / Gesellschaft für ökologische Forschung e.V. []

„Eine Bauherrengemeinschaft (auch Baugruppe oder Baugemeinschaft) ist der Zusammenschluss mehrerer privater Bauherren, die gemeinsam – zur Eigennutzung oder Vermietung – Wohnungen, einzelne Mehrfamilienwohnhäuser, Gewerbe- oder Gemeinschaftsräume planen, bauen oder umbauen. Die Nutzer können so, im Gegensatz zum Immobilienkauf von einem Bauträger, bereits in der Planungsphase eigene Wünsche mit einbringen, welche am Wohnungsmarkt nicht erfüllbar sind. Dennoch werden, im Gegensatz zum individuell erstellten Einfamilienwohnhaus, die Vorteile eines Mehrfamilienwohnhauses oder einer Reihenhausanlage (diese im Gemeinschaftseigentum nach WEG) genutzt. Auch ist es möglich, Einfluss auf die Zusammensetzung der späteren Hausgemeinschaft zu nehmen.“ (Aus Wikipedia)
Zum Teil überschneiden sich die Begriffe Baugemeinschaft und Baugenossenschaft.

Genossenschaftswohnungen Freiham: keine Bewerbung (1). Die LH München fördert Baugenossenschaften als Mittel, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. In Freiham wollte sie 20 bis 40 Prozent ihrer Flächen an Genossenschaften verkaufen, die dort etwa 1000 Wohnungen errichten sollten. Für einen ersten Bauabschnitt waren sechs Grundstücke eingeplant: von 2.9 Millionen (36 Wohnungen) bis 13,6 Millionen (147 Wohnungen). Die „Münchner Mischung“ hätte eine Mischung aus EOF-Wohnungen (einkommensorientierte Förderung), Wohnungen nach dem München-Modell (Mieter mit mittlerem Einkommen) und Konzeptionellem Mietwohnungsbau (KMB) ergeben. Die Stadt verkauft zum gängigen Verkehrswert; dazu dürfen für den Zeitraum von 60 Jahren die Wohnungen nicht in Eigentum umgewandelt werden, und die Mieten liegen innerhalb des Mietspiegels. Diese Vorgaben sollten mäßigend auf die Grundstückspreise wirken: Inzwischen sind diese aber für Genossenschaften zu hoch. Anfang 2016 lag der Quadratmeter Geschoßfläche noch bei 940 Euro. In der Freihamer Ausschreibung waren schon 1420 Euro angesetzt. Christian Stupka hat neugegründete Genossenschaften bei der Stattbau München GmbH beraten und riet diesen inzwischen ab, bei solchen Preisen zu kaufen, da die Insolvenz drohe. Außerdem sind wegen des Münchner Baubooms die Angebote der Baufirmen inzwischen bis 40 Prozent höher als in den bisherigen Kostenberechnungen vorgesehen. Laut OB Dieter Reiter darf die Stadt Grundstücke nicht unter Wert respektive Verkehrswert verkaufen. Das Bewertungsamt soll nun die Grundstückspreise neu überprüfen. Im Planungsreferat will man zusammen mit Wohnungs- und Bauministerium überprüfen, ob die Bayerische Gemeindeordnung dies erlaube.1

Genossenschaftswohnungen Freiham: keine Bewerbung (2). Die SPD-Stadtratsfraktion will die Freihamer Grundstücke für Genossenschaften neu ausschreiben und den Wohnungsmix so verändern, dass der Konzeptionelle Mietwohnungsbau (KMB) von 42,5 auf 25 Prozent sinkt. Die Differenz soll dem München Modell zugerechnet werden. Dadurch sollen die Grundstückspreise niedriger werden. Außerdem möchte die SPD den Bodenpreis vom spekulativen Grundstücksmarkt entkoppeln.2 Im zweiten Versuch sind dann die sechs Grundstücke zum halben Preis weggegangen.

Zusatz-Förderung in München. Baugemeinschaften in München haben 34 Projekte mit fast 700 Wohnungen in die Wege geleitet. Aber die extrem hohen Bodenpreise hemmen die weitere Entwicklung. In Freiham (siehe oben) gab es nur zwei Interessenten für fünf städtische Areale, weil der Verkehrswert für die Grundstücke so hoch lag und die Stadt ihre Grundstücke nicht ohne Grund günstiger verkaufen darf. Gleichzeitig hat der Stadtrat beschlossen, dass 20 bis 40 Prozent bei großen städtischen Siedlungsprojekten an Genossenschaften und Baugemeinschaften vergeben werden.3

  1. Hoben, Anna, Genossenschaften kapitulieren vor Grundstückspreisen, in SZ 20.6.208; Hoben, Anna, Die Stadt muss dem Markt trotzen in SZ 20.6.2018 []
  2. Effern, Heiner, Neue Chance für Genossenschaften, in SZ 5.7.2018 []
  3. Krass, Sebastian, Gemeinsam, aber chancenlos, in SZ 10.1.2019 []
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