Moloch München Eine Stadt wird verkauft

Münchenbau

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Titelbild: © Oswald Baumeister / Gesellschaft für ökologische Forschung e.V. []

Aktualisiert 5.6.2022

Projekte. Derzeit baut oder plant die Münchenbau Bauträger GmbH in München u. a. Eigentumswohnungen „Belvedere“ in Pasing/Obermenzing, Reihenhäuser in Untermenzing (auf einem Biotop sollen 27 Reihenhäuser entstehen, siehe unten), Eigentumswohnungen in der Steinerstraße in Sendling (siehe unten), Büroflächen „Lichthöfe“ in der Maxvorstadt. (www.muenchenbau.com, abgerufen 19.1.2021) In Planung ist das Projekt in Moosach, siehe unten.

Moosach: Zwischen Thorner, Thurgauer und Feldmochinger Straße liegt ein Acker, östlich der Feldmochinger Straße und der Triebstraße liegt ein zweiter Acker. Das Planungsreferat hat für die 7,4 Hektar einen Bebauungsplan aufgestellt. Bis zu 600 Wohnungen mit 1300 Bewohnern sind vorgesehen mit Kitas, einer Grundschule, Sozialeinrichtungen.1
Nachtrag Mai 2022: Die Stadt plant derzeit rund 550 Wohnungen, Kitas, eine Grundschule und soziale Infrastruktur. Auf dem Areal des  benachbarten Botanikums sind Ateliers und Veranstaltungsräume geplant.2

SoBoN: von 40 auf 50 Prozent. Drei Viertel des Grundes für Wohnungsbau gehört der LH München, ein Viertel der Münchenbau Bauträger GmbH. Die bisherige SoboN-Lösung von 2017 sieht 40 Prozent geförderte oder preisgedämpfte Wohnungen vor. 2020 gab es vom Planungsreferat Pläne, diesen Anteil auf 50 Prozent zu erhöhen, und diese Wohnungen werden nicht mehr von Investoren gebaut, sondern von der Stadt, um längere Zeiträume als die bisherigen 25 Jahre Absicherung zu ermöglichen. Die Änderung soll im 1. Quartal 2021 kommen. Der Münchenbau-Gründer Friedrich Neumann lehnt die Neuordnung im Hinblick auf sein eingegangenes Engagement in Moosach ab. Er habe die Grundstücke unter der Voraussetzung von 40 Prozent SoboN-Anteil gekauft: Bei 50 Prozent stimme die Kalkulation nicht mehr. Das Planungsreferat argumentierte, dass es von der Leitungsebene keine Zusage gegeben hätte. Der „Ausschuss Immobilienwirtschaft“ des Wirtschaftsbeirats Bayern lehnte die neue Regelung „als Teilenteignung privater Wohnungsbauer“ und vor allem seine Rückwirkung auf bestehende Projekte strikt ab.3

Biotop als Baugrund. Die 8300 qm große Grünfläche an der Allacher- und Pfarrer-Grimm-Straße ist seit 1998 als Biotop ausgewiesen. Die Stadtverwaltung hat diese Einstufung aber nie vollzogen: Gleichzeitig erklärte sie Anwohnern, dass die Grünfläche kein Baugrund sei. 2013 hat die Johann Friedl und Eugen Haaf GmbH & Co. KG das Areal als Baugrundstück von der Deutschen Bahn gekauft und im Dezember 2019 an die Münchenbau Bauträger GmbH weiterverkauft. Diese will darauf 27 Reihenhäuser mit 2900 qm Wohnfläche, 34 Tiefgaragen-Stellplätze und eine Kita bauen. Knapp zehn Anwohner klagen seit Herbst 2020 gegen diese Pläne wegen Unzumutbarkeit und Baudichte und haben ein eigenes Verkehrsgutachten initiiert.4
Auf dem Gelände gibt es streng geschützte Insekten wie die Blauflügelige Ödlandschrecke, Tagfalter (Idas-Bläuling) und Reptilien (Zauneidechsen)
Münchenbau hat sich gegenüber der Unteren Naturschutzbehörde verpflichtet, Artenschutzmaßnahmen für die streng geschützten Insekten und Reptilien durchzuführen. Dafür soll eine 2100 qm große Ausgleichsfläche nach CEF (Continuous Ecological Functionality) zur Verfügung gestellt werden, die auf Kosten von Münchenbau 25 Jahre von einer Fachkraft betreut wird. Die Kosten für das Ausgleichsgrundstück lägen laut Neumann bei 100.000 Euro, die jährliche Pflege bei 3000 Euro.4
Nachtrag April 2021: Vor Gericht. Ein Nachbar hat die Stadt vor dem Verwaltungsgericht München verklagt, die Baugenehmigung aufzuheben. Die Arbeiten für 27 Reihenhäuser und einer Tiefgarage mit 30 Stellplätzen haben längst begonnen. Laut Gericht geht es um die Abwicklung des zusätzlichen Verkehrs. Die Ganzenmüllerstraße ist nur 3,50 Meter breit. Dazu will Münchenbau sechs statt vier Gruppen im Kinderhaus.5

Sendling, Steinerstraße. An der Steinerstraße 16-18 standen auf dem 7900 Quadratmeter großen Grundstück die Gebäude der Neuhof-Schulen, die auf das nahe ehemalige Gelände der Firma Deckel umgezogen sind. Sie wurden im Sommer 2020 abgerissen. Hier wird Münchenbau 288 Wohnungen, 294 TG-Stellplätze eine Kita und ein Café errichten. „Wir planen für Sie ein charmantes Ensemble mit ca. 280 außergewöhnlichen Eigentumswohnungen in fünf Bauabschnitten: Die Fertigstellung des ersten Abschnittes ist für Sommer 2023 geplant.“6
Der BA 6 Sendling hatte im Vorfeld die Verwaltung kritisiert, dass kein Bebauungsplan aufgestellt wurde und damit keine SoboN vorgeschrieben werden kann. Außerdem wurde die hohe Nachverdichtung bemängelt. Dem Eigentümer von Münchenbau, Friedrich Neumann, waren diese Bedenken neu. Die Nutzung von 21.800 Quadratmetern sei angemessen, die künftigen Mieten marktkonform.7
Nachtrag April 2021: Die Planung übergab Neumann an Hild und K Architekten. Der erste von fünf Bauabschnitten soll 2023 fertig sein. Münchenbau gibt eine Quadratmeter-Miete von 20 Euro an und nannte diese „günstig“.8

Moosach: Wettbewerb. Die Eigentümer München Bau Holding und Terrafinanz Projekt 2 GmbH hatten für die 2,6 Hektar einen Wettbewerb ausgeschrieben. Der erste Preis ging an das Büro O&O Baukunst GmbH Köln. Östlich und westlich der Feldmochinger Straße sind fünf- bis siebengeschossige Hochpunkte geplant, daneben niedrigere Wohnhäuser. Co-Working-Spaces und Dienstleister ergänzen die Wohnnutzung. Der Bebauungsplan soll bis 2024 erstellt sein.2

  1. Naujokat, Anita, Fürs Botanikum wird es eng, in SZ 6.10.2020 []
  2. Naujokat, Anita, Harte Schale, weicher Kern, in SZ 19.5.2022 [] []
  3. Krass, Sebastian, Der Aufstand der Bauträger, in SZ 16.12.2020 []
  4. Naujokat, Anita, Zunächst geht es um die Eidechsen, in SZ 15,10.2020 [] []
  5. Naujokat, Anita, Schlimmer als gedacht, in SZ 30.4.2021 []
  6. https://www.muenchenbau.com/projekte/steinerstrasse/ []
  7. Lotze, Birgit, Wie üblich, in SZ 18.11.2020 []
  8. Lotze, Birgit, „Die 15-Minuten-Stadt wird kommen“, in SZ 7.4.2021 []
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