Nach dem Abriss von älteren Siemens-Bürobauten im Gebiet an der Machtlfinger und Geisenhausener Straße sowie einem stillgelegten Betonwerk der Firma Katzenberger sollen hier etwa 200 Wohnungen und Büroraum, Einzelhandelsgeschäfte sowie Kulturstätten und Kitas gebaut werden. Die geplanten drei Hochhäuser mit zunächst knapp 100, später 80 Meter Höhe stießen nicht auf Zustimmung im BA Thalkirchen – Obersendling – Forstenried – Fürstenried – Solln, dessen Vorsitzender Ludwig Weidinger (CSU) im September ein Gespräch mit den Investoren führen will. Nach dem SPD-Ortsverein entspricht der lokale Nutzungsmix dem Rahmenplan Obersendling „und nicht den Wünschen der Investoren zur Gewinnmaximierung“; es dürften keine Bezugsfälle für ein zusätzliches Baurecht entstehen.1
März 2021: Die drei Eventmanager Michi Kern, Lissie Kieser und Gregor Wöltje werden im 7500 Quadratmeter großen Areal des ehemaligen Katzenberger Betonwerks als Zwischennutzung das „Sugar Mountain“ in der 2000 Quadratmeter großen Fabrikfläche installieren.2 Das Gelände mit insgesamt 5 Hektar zwischen Boschetsrieder und Machtlfinger Straße, Geisenhausener Straße und Helfenrieder Straße gehört der Horus Sentilo Projektentwicklungs GmbH. 200 Mietwohnungen, Büroflächen, eine Marktfläche und Kulturelles sind hier geplant. Drei Hochhäuser mit 99 Meter wurden inzwischen auf etwa 70 Meter gekürzt.34
Volle Dröhnung. Das ehemalige Gelände des Betonwerks Katzenberger soll mit Bürobauten für 5000 Arbeitsplätze, 280 Wohnungen, dazu ein Hotel, Gewerbe und infrastrukturelle Einrichtungen sowie drei Hochhäusern mit 80 Meter. Das Büro KPAC Architekten entwarf die Bebauung für den Hauptinvestor Salvis AG. Der BA 19 Thalkirchen – Obersendling – Forstenried – Fürstenried – Solln bekundete seinen Unwillen und lehnte mehrheitlich die Planung ab – die Hochhäuser auch mit Verweis auf die fehlende Hochhausstudie. Der BA rügte auch das Planungsreferat: Eine Bürger- und Behördenbeteiligung wurde in die Sommerferien und in die Weihnachtszeit gelegt und fand praktisch nicht statt. Die Bebauungsdichte wurde im BA sehr kritisiert, dazu beträgt der Anteil der Wohnfläche unter zwölf Prozent: Gewünscht wurden mindestens 20 Prozent. Der BA wünschte auch eine Öffnung des Geländes zum Stadtviertel und einen Grünzug sowie mehr Sport und Kultur. Die zwölf Grünen-Mitglieder im BA verteidigten dagegen die Bebauung: Die Hochhäuser seien unproblematisch und verminderten eine höhere Versiegelung. Johanna Vocht (Grüne): „Wir sehen den Bebauungsplan als Chance für eine zukunftsgerechte, nachhaltige und ambitionierte Quartiersentwicklung.“5
Normalerweise sind BA-Mitglieder wesentlich vernünftiger als Stadträte. Wie man sieht, ist das kein Gesetz.
BayernLB ins Gewerbeband Sendling? Die BayernLB wird vermutlich auf das ehemalige Betonwerk Katzenberger ziehen. Dort entstehen nach Plänen von KCAP Architekten für die Investoren Salvis Beteiligungsgesellschaft mbH und Athos Büros für etwa 5000 Arbeitsplätze, 280 Wohnungen und Hotels sowie diversen Versorgungseinheiten. Streitpunkt im BA sind drei 80 Meter hohe Hochpunkte. Die Maklerfirma Colliers verkündete, dass ein Mietvertrag mit der BayernLB schon verhandelt werde. Es handelt sich um fast 40.000 Quadratmeter Bürofläche: Bei 20 qm pro Arbeitsplatz wäre dies Raum für 2000 Arbeitsplätze. (Derzeit arbeiten 2700 Mitarbeiter im Zentrum.) Dort kostet derzeit der Quadratmeter 40 Euro und mehr; in Obersendling wird mit rund 25 Euro gerechnet. Ein Geschäftsführer von Colliers, Markus Wittmann, ist Geschäftsführer und mit 30 Prozent Miteigentümer bei der Salvis Beteiligungsgesellschaft mbH, der wiederum 50 Prozent an der Horus Sentilo Projektentwicklungsgesellschaft gehört.6
Nachtrag September 2022: Drei neue Hochhäuser in Obersendling. Der Münchner Investor Salvis plant drei Hochhäuser mit 80 Meter Höhe und rund 170.000 qm Geschoßfläche an der Kreuzung Boschetsrieder Straße / Machtlfinger Straße. Auf dem Gelände war früher ein Siemens-Gebäude und ein Betonwerk (Zwischennutzung: Sugar Mountain). Hier sollen 5000 Arbeitsplätze, 220 Wohnungen, ein Hotel, Gewerbeflächen und Kulturflächen entstehen. Zunächst war die Bayerische Landesbank interessiert, zog jedoch zurück. Der Planungsausschuss des Stadtrats hat das Projekt im September 2022 gegen die Fraktionen von ÖDP/München-Liste und Die Linke/Die Partei beschlossen. Die zwei Architekturbüros KCAP Rotterdam und Cobe Kopenhagen sollen einen Gemeinschaftsentwurf vorlegen. Der Investor versprach einen höheren Anteil an recycelten Baumaterialien. Das gesamte Areal mit 50.000 qm soll mit einer Tiefgarage komplett unterbaut werden. Stadtrat Paul Bickelbacher (Grüne) hat den Investor gebeten, wenigstens die Möglichkeit für einen „richtigen Baum“ vorzusehen. Rot-grün will nun den Investor zu einem höheren Anteil von Photovoltaik-Anlagen auf 60 Prozent der Dachfläche verpflichten.7
Der übliche Münchner Hochhaus-Kuhhandel oder besser Ablass-Handel: Ein riesiges Areal wird komplett unterkellert – mit entsprechenden negativen Folgen bezüglich Versiegelung, und als Kompensation soll der Bauherr mehr PV aufs Dach packen. Und das Verhältnis 5000 Arbeitsplötze zu 220 Wohnungen spricht Bände. Aber vielleicht werden es ja aufgrund der kommenden Wirtschaftskrise gar keine 5000 Arbeitsplätze…
Vgl. auch: Hochhaus-Entscheid, Hoch
- Wolfram, Jürgen, Sorgenvoller Blick nach oben, in SZ 10.8.2020 [↩]
- https://www.sugarmountain-munich.com/ [↩]
- Hermanski, Susanne, Hier blüht Kultur, in SZ 6.3.2021 [↩]
- Hermanski, Susanne, „Hoffnung ist ansteckend“, in SZ 6.3.2021 [↩]
- Wolfram, Jürgen, „Keine Aufwertung, sondern eine Verschandelung“, in SZ 13.1.2022; von Steinberg, Eva, Alle wollen mehr Wohnungen, in Abendzeitung 13.1.2022 [↩]
- Krass, Sebastian, Bayerische Landesbank plant Umzug nach Obersendling, in SZ 17.2.2022 [↩]
- Krass, Sebastian, Beton vor den Bergen, in SZ 28.9.2022 [↩]
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