Aktualisiert1.5.2022
Die Bayerische Landesbank (BayernLB) war in den Hypo Alpe Adria-Skandal verwickelt und musste mit über zehn Milliarden Euro vom bayerischen Staat gerettet werden. Im Gefolge davon verkaufte sie die rund 33.000 Wohnungen ihrer Tochter GBW AG an die Patrizia AG.
Januar 2022: Die nächste Großbank will umziehen. 1982 wurde der Stammsitz der BayernLB am 27.000 qm großen Geviert Oskar-von-Miller-Ring, Brienner- und Türkenstraße fertiggestellt. Nun sucht die BayernLB derzeit eine neue Unterkunft zur Miete. Die offizielle Begründung: Die gerade einmal 40 Jahre alten Bürobauten entsprächen nicht mehr neuen Arbeitsbedürfnissen und könnten zum Beispiel an einen Investor verkauft werden.1
Ins Gewerbeband Obersendling? Die BayernLB wird vermutlich auf das ehemalige Betonwerk Katzenberger ziehen. Dort entstehen nach Plänen von KCAP Architekten für die Investoren Salvis Beteiligungsgesellschaft mbH und Athos Büros für etwa 5000 Arbeitsplätze, 280 Wohnungen und Hotels sowie diversen Versorgungseinheiten. Streitpunkt im BA sind drei 80 Meter hohe Hochpunkte. Die Maklerfirma Colliers verkündete, dass ein Mietvertrag mit der BayernLB schon verhandelt werde. Es handelt sich um fast 40.000 Quadratmeter Bürofläche: Bei 20 qm pro Arbeitsplatz wäre dies Raum für 2000 Arbeitsplätze. (Derzeit arbeiten 2700 Mitarbeiter im Zentrum.) Dort kostet derzeit der Quadratmeter 40 Euro und mehr; in Obersendling wird mit rund 25 Euro gerechnet. Ein Geschäftsführer von Colliers, Markus Wittmann, ist Geschäftsführer und mit 30 Prozent Miteigentümer bei der Salvis Beteiligungsgesellschaft mbH, der wiederum 50 Prozent an der Horus Sentilo Projektentwicklungsgesellschaft gehört.2
Milliarden-Verkauf. 27.000 Quadratmeter in bester Lage in der Maxvorstadt zwischen Oskar-von-Miller-Ring, Brienner Straße, Türken- und Gabelsbergerstraße: Das wird nicht billig. Die massiven Bauten mit 74.000 qm GFZ von 1982, also gerade einmal 40 Jahre alt, werden mit Sicherheit abgerissen. Nur zwei denkmalgeschätzte historische Bauten bleiben stehen: Das Palais Dürckheim (Türkenstraße 4) und das Gebäude der alten Disconto-Gesellschaft (Brienner Straße 16). Verkäufer ist die BayernLB: Deren Gesellschafter Freistaat Bayern (75 Prozent) und Sparkassenverband Bayern (63 Kommunen) können gegen Höchstgebot verkaufen – oder natürlich auch etwas gesellschaftlich Sinnvolles auf dem Areal entstehen lassen. Der FDP-MdL Sebastian Körber erinnerte an den unerfüllten Auftrag der BayernHeim, Wohnraum zu schaffen. (Dieser Auftrag wird wohl unerfüllt bleiben.)3
Wer kauft? Die üblichen Verdächtigen sind Büschl Unternehmensgruppe, Signa, Patrizia AG etc.
Vgl.: Graue Energie
Nachtrag: Umzug abgeblasen. Am 25.3.2022 gab Vorstandsvorsitzender Stephan Winkelmeier bekannt, dass aufgrund der Unsicherheiten durch den Ukraine-Krieg der Umzug abgesagt sei. Dies war wohl kurz vor der Unterschrift geschehen. Das 27.000 Quadratmeter große Grundstück des Stammsitzes soll über eine Milliarde Euro wert sein; das wären mindestens 37.000 Euro pro Quadratmeter.4
Freistaat signalisiert Interesse. Das Bauministerium unter Christian Bernreiter (CSU) könnte sich neue bezahlbare Wohnungen und Büroraum vorstellen, so der bayerische Finanzminister Albert Füracker (CSU). Das 27.000 Quadratmeter große Grundstück gehört der BayernLB, die wiederum zu 75 Prozent im Besitz des Freistaats und zu 25 Prozent des Sparkassenverband Bayern ist. Beim bisher geplanten EU-weiten Bieterverfahren müssten beide Eigentümer gegen Investoren mitbieten. Das Areal wird auf eine bis 1,6 Milliarden Euro geschätzt. Die BayernLB hat ihren Umzug inzwischen auf 2025 verschoben.5
Vgl. auch Dawonia, GBW AG, LWS-Affäre
- Radomsky, Stephan, Der Löwe zieht aus, in SZ 5.1.2022 [↩]
- Krass, Sebastian, Bayerische Landesbank plant Umzug nach Obersendling, in SZ 17.2.2022 [↩]
- Krass, Sebastian, 27.000 Quadratmeter in allerfeinster Lage, in SZ 3.3.2022 [↩]
- BayernLB legt Umzug auf Eis, in SZ 26.3.2022 [↩]
- Krass, Sebastian, Interesse am Grundstück, in SZ 22.4.2022 [↩]