Moloch München Eine Stadt wird verkauft

Mietentwicklung München

M
Titelbild: © Oswald Baumeister / Gesellschaft für ökologische Forschung e.V. []

Schon 1992: Bodenkosten als Preistreiber. Der Verband Freier Wohnungsunternehmen nannte Mitte September 1992 eine durchschnittliche Kostenmiete für Wohnungsneubauten in München von 54 DM pro Quadratmeter, die eigentlich gezahlt werden müsste. Schuld an dieser so hohen wie unrealistischen Zahl seien die Grundstückskosten. Die städtische Gesellschaft für Gemeinnützige Wohnungsfürsorge (Gewofag) verlangt dagegen für ihre 8500 Sozialwohnungen 6,80 DM pro Quadratmeter. Beim neuen Wohnprojekt im Münchner Westen hat die Stadt das Areal zum Quadratmeterpreis von 150 DM verkauft. In den 139 Millionen DM Baukosten kommen 60 Prozent von öffentlichen Subventionen und 12 Millionen DM über Kredite.1

München international günstig. Im Jahr 2006 lag der Mietpreis für Neubauten bei 11,30 Euro, für den Bestand ab Baujahr 1950 bei 10,30 Euro. Im Herbst 2019 lag der Mietpreis für Neubauten bei 19,10 Euro, für den Bestand ab Baujahr 1950 bei 17,10 Euro.2 Von 2010 bis Anfang 2020 stiegen die Mieten für Altbauwohnungen um 38 Prozent, für Neubauwohnungen um 46 Prozent. München lockt mit Seen und Bergen, einem modernen Flughafen, der Nähe zum Süden. Dazu kommen Amazon, Apple, Google, Microsoft etc. „Und 25 Euro Wohnungsmiete für den Quadratmeter sind vom Silicon Valley aus betrachtet wenig. Nur: Vielen Münchnerinnen und Münchnern ist es schon jetzt viel zu viel.“3
Die Corona-Pandemie hat 2020 nach eigenen Umfragen (derzeit) bei Immobilienmaklern keine Bremswirkung entfaltet. Nach Auskunft von Notaren war kein Rückgang der Verbriefungen feststellbar.

Mieten steigen auch 2019, aber moderater. Für das Jahr 2019 hat die LH München rund 20.000 Wohnungsangebote ausgewertet. Die durchschnittliche Erstbezugsmiete für Neubauwohnungen liegt bei 20,37 Euro/qm (+ 2,4 Prozent im Vergleich zu 2018). Die Bestandsmiete liegt bei 18,67 Euro (ein Plus von mehr als 4 Prozent). 20 Prozent der inserierten Wohnungen sind möbliert (rund 29 Euro/qm). Neubauwohnungen kosten im Schnitt 9700 Euro/qm, Bestandsimmobilien rund 7900 Euro/qm.4

Corona: Mietpreise steigen. Die Maklervereinigung IVD Süd meldet, dass die Mieten im letzten halben Jahr um 0,6 Prozent gestiegen sind. Für Altbauten (vor 1950) von 13 Euro im Jahr 2010 auf 18 Euro in 2020. Für Bestand ab 1950 von 12,10 Euro im Jahr 2010 auf 17,20 Euro im Jahr 2020, für Neubauwohnungen von 13,20 Euro auf 19,50 Euro. Zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie bemerkt der Leiter des IVD-Marktforschungsinstitutes, Stephan Kippes, dass sich früher 25 Leute um eine Wohnung beworben haben, nun seien es fünf weniger, die in Kurzarbeit seien. IVD-Vorsitzender Martin Schäfer stellte bei Kaufimmobilien eine gute Nachfrage fest; bei Spitzenpreisen fehlten aber ausländische Investoren.5

Corona: Ladenmieten gehen zurück. Stephan Kippes vom Immobilienverband Deutschland-Süd (IVD) konstatierte im Dezember 2020 einen Einbruch der Münchner Ladenmieten innerhalb von sechs Monaten um 6,8 bis 11,1 Prozent. Ein Ladenlokal mit 80 qm in der Fußgängerzone lag im Frühjahr 2020 bei 410 Euro/qm, im September 2020 waren es um die 370 Euro/qm. Vermieter sollten versuchen, zu einer Lösung mit den Mietern zu kommen, da Lehrstand drohe. Gleichzeitig sind die Passantenzahlen in der Münchner Innenstadt von 3082 Personen pro Stunde im September 2019 auf 2292 im September 2020 zurückgegangen, etwa um ein Viertel. Auf dem Markt für Büroimmobilien herrscht seit sechs Monaten Stagnation.6

  1. Wörl, Volker, Turbulenzen im Wohnungsbau, in SZ 17.9.1992 []
  2. SZ 15.2.2020; Quelle: Statistisches Amt München, IVD []
  3. Krass, Sebastian, Niewel, Gianna, In bester Lage, in SZ 10.3.2020 []
  4. Mietpreise steigen moderater, in SZ 17.4.2020 []
  5. Krass, Sebastian, „Es gibt immer noch eine rege Nachfrage“, in SZ 17.6.2020 []
  6. Krass, Sebastian, Ladenmieten brechen ein, in SZ 2.12.2020 []
Moloch München Eine Stadt wird verkauft

Nicht angemeldet > Anmelden