Moloch München Eine Stadt wird verkauft

Siemens-Hochhaus

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Titelbild: © Oswald Baumeister / Gesellschaft für ökologische Forschung e.V. []

Aktualisiert 15.6.2022

Das Siemens-Hochhaus: Es liegt in Obersendling an der Baierbrunner Straße 54, wurde 1961 bis 1963 nach Plänen von Hans Maurer gebaut und hat 23 Stockwerke. Mit 75 Meter Höhe war es zu der Zeit das höchste Münchner Bürohochhaus und steht inzwischen unter Denkmalschutz. Bis 2001 hatte Siemens dort seinen größten Einzel-Standort. Das Projekt „Isar Süd“ sah zwei weitere Hochhäuser vor, wurde aber im November 2004 durch ein Bürgerbegehren gestoppt. Siemens verkaufte das Gebäude Anfang 2006 an die Hubert Haupt Immobilien Holding, die vier Jahre versuchte, das Hochhaus wieder als funktionierendes Bürogebäude zu sanieren. Der Turm sollte vollständig entkernt und energetisch saniert werden.1

Weiterer Verkauf. Die Haupt-Tochter PBS Immobilien GmbH verkaufte es im Jahr 2011 an die ISARIA Tower GmbH. Ein Architektenwettbewerb für den Umbau als Wohngebäude „South One“ wurde im Mai 2015 abgeschlossen; das Siegerbüro war Meili, Peter Architekten. Es waren 270 Eigentumswohnungen mit einem Verkaufserlös von 189 Millionen Euro geplant. 2018 wurde „South One“ beendet, 2019 verkaufte die ISARIA Tower GmbH das Siemens-Hochhaus an den Schweizer Immobilieninvestor Empira AG. (Aus Wikipedia: Siemens-Hochhaus))23 Die ISARIA AG gehört inzwischen zum Konzern Deutsche Wohnen.4

Campus Süd: BA 19 gegen Haupt. Die Hubert Haupt Immobilien Holding hat über den Zeitraum von vier Jahren Pläne für die Nutzung des Siemens-Hochhauses als Büronutzung entwickelt, aber die Nachfrage nach Büroflächen war hier nicht vorhanden. Nun plant Haupt im Siemens-Hochhaus etwa 230 Wohnungen zum Preis von 3000 bis 8000 Euro/qm, dazu nach dem SoBoN-Modell den entsprechenden Anteil an geförderten Wohnungen. Neben dem Hochhaus baute die Patrizia AG eine neue Wohnanlage mit 1000 Wohnungen. Der BA 19 plädierte dagegen für einen Abriss des Hochhauses.3

Oktober 2015: Mehr als 1000 Wohnungen. Auf dem ehemaligen Siemens-Gelände in Obersendling sollen über 1000 Wohnungen in sieben zwölfgeschossigen Hochhäusern mit Geschäften, Kitas und sozialer Infrastruktur nach Plänen von Rapp und Rapp entstehen. Das Siemens-Bürohochhaus aus den sechziger Jahren soll in ein Wohngebäude mit 270 Einheiten (Meili, Peter Architekten) umgebaut werden. Das Hochhaus hat kürzlich die Firma Isaria Tower GmbH von der PBS Immobilien GmbH gekauft, einem Unternehmen der Hubert Haupt Immobilien Holding.5

Juni 2017: Campus Süd – Patrizia will aussteigen. Die Patrizia AG wollte auf dem ehemaligen Siemens-Gelände zwischen Baierbrunner Straße, Hofmannstraße und Siemensallee mit etwa 11,5 Hektar über 1000 Wohnungen bauen. Den Wettbewerb gewann das Büro Rapp + Rapp mit Lützow 7. Sieben Wohntürme mit zwölf Stockwerkern sollten gebaut werden. Die Pläne stießen im Viertel auf viel Unwillen.6

Juli 2019: Büro statt Wohnungen. Die Bauwirtschaft reagiert ähnlich wie ein großer Öltanker: Der Bremsweg ist beachtlich. Wenn Wohnraum bessere Gewinne verspricht, planen die Investoren von Büros auf Wohnungen, um und wenn Büros mehr Gewinne versprechen, dann umgekehrt. Im Sommer 2019 war Büroraum interessanter: mit Folgen. Das frühere Siemens-Hochhaus an der Baierbrunner Straße 54 in Obersendling sollte zunächst in Wohnraum umgebaut werden: So hatte es Investor Hubert Haupt geplant, der es 2005 gekauft hat. Gleiches wollte der nächste Eigentümer, die Isaria Wohnbau AG, die dann an die Empira AG aus dem Schweizer Ort Zug verkaufte: Nun wird wieder Büroraum geplant. Ähnlich sieht es auf dem ehemaligen Siemens-Gelände Campus Süd (Hofmann-Höfe) aus, wo 1000 Wohnungen geplant waren.7

Doch Büros. Die Empira AG will das Hochhaus als Büroflächen beibehalten und zwei Nebengebäude im Norden und Süden bauen. Eine Schadstoffsanierung wurde durchgeführt, nun soll noch eine Fassadensanierung erfolgen. Der BA 19 (Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln) wies auf die weiteren großen Bauvorhaben in der Umgebung hin.8

Campus Süd: Das war ursprünglich ein Gemeinschaftsprojekt der Hochhaus-Umwandlung und eines neuen Quartiers. „Das zirka 11,5 Hektar große Planungsgebiet liegt im 19. Stadtbezirk (Bezirksteil Obersendling) und erstreckt sich nördlich der Siemensallee, westlich der Baierbrunner Straße und östlich der Gleisweilerstraße und Hofmannstraße.“9
Auf dem Campus Süd wollte die Patrizia AG ein neues Quartier mit 1000 Wohnungen, sozialen Einrichtungen und Geschäften errichten. Den Wettbewerb gewannen Rapp + Rapp Amsterdam mit Lützow7 Garten- und Landschaftsarchitekten, Berlin.10113 Im Juni 2017 wurde bekannt, dass die Patrizia AG das Siemens-Gelände an der Hofmannstraße verkaufen will.6 Im Juli 2017 hat die Rock Capital Group aus Grünwald das Campus Süd-Gelände von der Patrizia AG gekauft und will hier 1300 Wohnungen errichten. Die Rock Capital Group hat bereits mit den Projekten „Gmunder Höfe“ und „Südlicht“ Areale mit 200.000 qm in Planung.1213

Grundsanierung geplant. Die Schweizer Empira AG plant eine Komplettsanierung des Hochhauses mit dem Architekturbüro Henn, die ihre Pläne am 12.3.2021 in der Stadtgestaltungskommission präsentierten. Fraglich ist, ob die Fassadensanierung den Denkmalschutz gefährdet. Das Landesamt für Denkmalpflege hatte 2002 aus zwei Gründen den Denkmalstatus vergeben: die Großform in klarer Geometrie und die besondere Fassadengestaltung. Auf der Süd- und Nordseite sollen zwei Bürogebäude angebaut werden, die auf Kritik stießen, da sie den Solitärcharakter des Hochhauses stören würden.
Auf dem Nachbarareal entstehen 1300 Wohnungen („Campus Süd“, „Hofmann-Höfe“).14

35 Prozent massivere Bebauung. Die Rock Capital Group Grünwald hatte bis auf das Siemens-Hochhaus das frühere Siemens-Areal an der Hofmannstraße und Baierbrunner Straße erworben. Ein erster Masterplan der Patrizia AG lag 2016 vor. Der neue Plan von Rock Capital erhöhte die Geschossfläche von 114.000 auf 154.000 qm. Geplant sind 1370 Wohnungen, Gewerbeflächen und große Tiefgaragen. SPD, Grüne und ÖDP im BA 19 wollten aber keinen Stellplatzschlüssel 1 Wohnung gleich 1 Stellplatz, sondern einen niedrigeren Schlüssel zuungunsten der Stellplätze. Die CSU-Fraktion lehnte dies ab. Der BA forderte dazu einen besseren ÖPNV, da durch 3300 Bewohner plus 950 Arbeitsplätze im Campus Süd und 3500 Arbeitsplätze im benachbarten Siemens-Hochhaus die ÖPNV-Nachfrage steil nach oben gehen wird. Die U-Bahn-Stationen der U 3 Aidenbachstraße und Obersendling sind 800 und fast 1000 Meter entfernt. Der BA will durch das hohe Baurecht auch langfristig geförderten und gesicherten Wohnraum.15

Kein Denkmal mehr. Nach den geplanten Umbauten sagte ein Vertreter des Architekturbüros Henn, dass sich der Denkmalstatus wegen der überarbeiteten Fassade nicht halten lasse. Das Hochhaus solle aber im Kern erhalten bleiben und zwischen 1500 und 2000 Arbeitsplätze haben. Die Stadtplanungskommission lobte die Überarbeitung.16

Juli 2021: 1370 Wohnungen. Der Planungsausschuss hat den Billigungsbeschluss für die Bebauung auf dem ehemaligen Siemens-Gelände an der Baierbrunner- und Hofmannstraße neben dem Siemens-Hochhaus in Obersendling gefasst. Der Bestand der bis zu achtstöckigen Gewerbegebäude wird abgebrochen, neu gebaut werden lange siebengeschossige Wohngebäude plus sieben Hochbauten mit 13 Geschossen und 1370 Wohnungen nach den Plänen von Rapp + Rapp, Amsterdam.17

Digitale Infoveranstaltung. Ende Juli 2021 hat der Investor Rock Capital Details zum Projekt präsentiert. 1400 Wohnungen verteilen sich auf „mäandrierende“ Gebäude plus sieben Hochpunkten mit 13 Geschossen. Architektin Birgit Rapp stellte ein „lebendiges Quartier“ vor. Das „Siemens-Wäldchen“ soll in die Grünplanung integriert werden. In der Chat-Veranstaltung wurde befürchtet, dass die Hochpunkte die Frischluftzufuhr unterbrechen könnten. Rapp verwies auf die Distanz der Hochpunkte zueinander. Projektleiter Stephan Rothenburg erklärte, dass Behörden Risiken für die Durchlüftung nicht annehmen. Der Vorsitzende des BA 19, Ludwig Weidinger (CSU), erinnerte an die ablehnende Stellungnahme des BA und einen Nachbesserungsbedarf bezüglich Anbindung an den ÖPNV sowie die Gesamtzahl der Wohnungen.18

BA billigt Empira-Pläne. Henn Architekten hat für das Schweizer Unternehmen Empira AG eine Planung vorgelegt. Der BA 19 hat den Entwurf Anfang Juni 2022 als „insgesamt schlüssig“ beurteilt, die Stadtgestaltungskommission die Pläne als „spannende Weiterentwicklung“. Bis zu 2000 Arbeitsplätze soll es geben, dazu diverse soziale Infrastruktur. Die Dachterrasse soll temporär für externe Besucher geöffnet werden. Der BA 19 lobte den Baumschutz, forderte aber eine Steigerung des ÖPNV-Angebotes. Durch die bodentiefen Fenster verändert sich die Fassadengestaltung derart, dass der Denkmalschutz verloren geht.19

  1. Dürr, Alfred, Gesünder wohnen, in SZ 7.12.2010 []
  2. Wolfram, Jürgen, Obersendling – So soll der Campus Süd aussehen, in SZ 8.10.2015 []
  3. Wenninger, Brigitta, Investor: Politiker verzögern Wohnungsbau, in merkur.de 18.11.2014 [] [] []
  4. https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2020-03/49205828-deutsche-wohnen-erwartungen-fuer-2019-erfuellt-uebernahme-von-isaria-wohnbau-358.htm []
  5. Wolfram, Jürgen, Obersendling – So soll der Campus Süd aussehen, in sueddeutsche.de 8.10.2015 []
  6. Karowski, Sascha, Campus Süd Obersendling Investor, die Patrizia AG, ist vor dem Absprung, in tz.de 8.6.2017 [] []
  7. Wolfram, Jürgen, Der Trend geht zum Büro, in SZ 3.7.2019 []
  8. Wolfram, Jürgen, Zwei Ableger für das Siemens-Hochhaus, in SZ 10.11.2020 []
  9. https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Stadtplanung-und-Bauordnung/Stadt-und-Bebauungsplanung/Wettbewerbe/Campus-Sued.html []
  10. Wolfram, Jürgen, Obersendling – So soll der Campus Süd aussehen, in SZ 8.10.2015 []
  11. Hahn, Vanessa, Stehen hier 1300 Wohnungen auf der Kippe?, in hallo-muenchen.de 9.11.2018 []
  12. Hahn, Vanessa, Stehen hier 1300 Wohnungen auf der Kippe? in hallo-muenchen.de 9.11.2018 []
  13. Krass, Sebastian, München der Zukunft, in SZ 11.12.2020 []
  14. Krass, Sebastian, In den Klotz soll wieder Leben einziehen, in SZ 18.3.2021 []
  15. Wolfram, Jürgen, Zu massiv, zu wenig innovativ, in SZ 16.4.2021 []
  16. Wolfram, Jürgen, Einem Gebäude Respekt gezollt, in SZ 10.6.2021 []
  17. 1370 Wohnungen und vier begrünte Höfe, in SZ 9.7.2021 []
  18. Wolfram, Jürgen, Willkommen, aber doch umstritten, in SZ 31.7.2021 []
  19. Wolfram, Jürgen, Pläne für Siemens-Hochhaus, in SZ 10.6.2022 []
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