Moloch München Eine Stadt wird verkauft

Concrete Capital

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Titelbild: © Oswald Baumeister / Gesellschaft für ökologische Forschung e.V. []

Aktualisiert 27.2.2023

Concrete Capital, Kardinal-Faulhaber-Straße, München
Das ist eine Neugründung von Hubert Haupt, einem Münchner Projektentwickler, der in 20 Jahren einen Immobilienumsatz von über einer Milliarde Euro erreichte. Geschäftsführer ist Peter Fritsche: „Über 15 Jahre Erfahrung in Top-Unternehmen der Immobilienbranche (u.a. LaSalle Investment Management, Hubert Haupt Immobilien Holding)“1 „CONCRETE Capital ermöglicht ausgewählten Investoren den Zugang zu spannenden Großprojekten. Mit jahrelanger Erfahrung, einem feinen Gespür für Standorte und den dazu passenden Ideen entwickeln wir Immobilien aller Assetklassen und führen sie zu nachhaltigen Erfolgen.“2

Hotel Vitalis. Concrete Capital hat das Hotel Vitalis 2018 gekauft und die Projektgesellschaft KKS Grundbesitz GmbH gegründet. Diese plant nach dem Abriss des Hotels am Nordbad im Karree Kathi-Kobus-Straße 22-24 einen Neubau mit drei vier- bis fünfstöckigen Wohngebäuden und 140 bis 170 Wohnungen und einem Mietshaus. Dazu müsste ein weiteres Gebäude am Theo-Prosel-Weg 11 – 13 abgerissen werden, das mehrheitlich der KKS gehört und das mit 35 Miet- und drei Eigentumswohnungen in einem guten Zustand ist. Fritsche hat einen „Ombudsmann“ für den Kontakt zu den Mietern installiert. Nur acht „Altmieter“ haben einen unbefristeten Vertrag; diesen wird Ersatzwohnraum versprochen. Und den drei Wohnungseigentümern soll ihr Eigentum abgekauft werden. Die Mieter wehrten sich gegen den Abriss ihres Hauses. Der BA Schwabing-West unterstützte sie und hat einstimmig gegen den Entwurf von Fritsche gestimmt. Dazu kam eine fragwürdige Planung für die Grünflächen mit Bäumen auf dem Tiefgaragendach.3 Der BA Schwabing West befürwortete den Abriss des Hotels, lehnte aber aus Gründen des Mieterschutzes den Abriss des Mietshauses ab. Im Gegensatz dazu hat die LBK die Planungen mit dem Abriss genehmigt.4
Nachtrag Februar 2023: Die Fraktion Linke hat im BA hier einen sektoralen Bauplan vorgeschlagen, der aber mit breiter Mehrheit vom Stadtrat abgelehnt wurde: Damit können die Investoren agieren, wie sie wollen. Die Planungen von Concrete Capital liegen inzwischen bei 170 Wohnungen und 11.000 qm Wohnfläche. Ihr Architekturbüro ist Landau/Kindelbacher, das für Luxus-Wohnanlagen bekannt ist. Die LBK hat die Baugenehmigung bereits erteilt. Der Abriss hat begonnen, die Fertigstellung ist für 2026 geplant. Concrete-Capital-Geschäftsführer Peter Fritsche zufolge betrug die Deckenhöhe im Hotel Vitalis nur 210 cm und damit unzulässig für Wohnraum. Mit der eingeschossigen Tiefgarage könne man auch den Stellplatzschlüssel nicht erfüllen: Die über hundert neuen Wohnungen erfordern eine zweigeschossige Tiefgarage.
Der Stellplatzschlüssel wirkt hier als Gebäude- und Vegetationskiller.
Zum Ausgleich der CO2-Bilanz installiere man Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach, deren Strom z. B. die allgemeine Beleuchtung in Fluren und Treppenhäusern versorge. Laut Fritsche orientiere man sich bei den Preisen der Eigentumswohnungen an der Nachbarschaft. (Concrete Capital hat in das Grundstück rund 75 Millionen Euro investiert; bei Baukosten um die 55 Millionen Euro sind dies Gesamtkosten von 130 Millionen Euro – plus Planung und Kreditzinsen. 11.000 qm Wohnfläche bei der Lage entsprechend 20.000 Euro ergäben 220 Millionen Euro. Falls ein Teil der Wohnungen vermietet werden, werden vermutlich Höchstpreise verlangt.5
Sebastian Krass schrieb zum Projekt von Concrete Capital in der Kathi-Kobus-Str. 22: „Der Investor reißt Unmengen an Beton ab, um dann mit Unmengen an Beton neu zu bauen.“6

Theo-Prosel-Weg 1-3. Neben dem Hotel Vitalis befinden sich zwei fünfgeschossige Wohngebäude am Theo-Prosel-Weg 1 und 3, die im Eigentum der TP Grundbesitz GmbH aus Grünwald sind. Diese will beide Gebäude um ein Geschoss aufstocken und einen dreigeschossigen Gewerbebau um drei Etagen auf dasselbe Niveau heben. Dazu sollen die Hinterhof-Garagen um zwei Bürogeschosse erhöht werden. Konsequenz für die Mieter: Es müssten Fensterfronten zugemauert werden; Küchen plus ein weiterer Raum und das Treppenhaus würden kein Licht von außen mehr erhalten. Der Vorsitzende des Unterausschusses Bauen, Wohnen und Wirtschaft im BA 4 Schwabing West, Markus Meiler (CSU) sieht hier ein Spekulationsobjekt, da auslaufende Mietverträge durch befristete ersetzt werden. Nun sind auch noch für den Theo-Prosel-Weg 5 – 7 Vorbescheidsanträge eingegangen. Damit steht das ganze Karree eventuell als Komplettverkauf zur Disposition, vergleichbar mit dem Hohenzollernkarree.7

Hotel „Motel One“ gegen Hotel „Schiller 5“. Die Firma Concrete Capital des Investors Hubert Haupt will in der Schillerstraße 3 das Motel One bauen: 269 Zimmer, zehn Werkswohnungen, eine Investition von rund 100 Millionen Euro. An der Schillerstraße 5 betreibt die Familie Milchiker das Hotel Schiller 5. Die Milchikers haben einen gerichtlichen Baustopp für das Projekt nebenan erwirkt. Concrete Capital hat Rechtsanwalt Rüdiger Bub engagiert, der den Vorwurf der versuchten Erpressung erhebt. Angeblich hat Familie Milchiker im Oktober 2021 angeboten, gegen 2,8 Millionen Euro oder 1,95 Millionen Euro plus drei Prozent Beteiligung an Concrete Capital eine Petition im Landtag zurückzunehmen. Der Sachstand betrifft das Grundwasser: ob nämlich durch den Neubau auf Nr. 3 ein aufstauendes Wasser Schaden an der Nr. 5 entstehen könnte. Das Referat für Kima- und Umweltschutz hatte die wasserrechtliche Erlaubnis erteilt. Der gerichtliche Baustopp soll Concrete Capital angeblich monatlich etwa 200.000 Euro kosten. Laut Bub würde bei einem Hochwasser ein Schaden von maximal 24.000 Euro entstehen: Somit wird eine „unangemessene Geldsumme“ erpresst. Rechtsanwalt Benno Ziegler vertritt die Milchikers und wirft umgekehrt Concrete Capital vor, nach mehrfachen Niederlagen vor Gericht seinen Mandanten „Geldgier und strafbares Verhalten“ zu unterstellen. Es sei aber Hubert Haupt gewesen, der eine Geldzahlung von 1,5 Millionen Euro angeboten habe, später sogar 2,8 Millionen Euro. Der Neubau auf Nr. 3 beeinträchtige das Vier-Sterne-Hotel auf Nr. 5; das neue Motel erhöhe das Verkehrsaufkommen und verschlechtere die Erreichbarkeit von Schiller 5. Ziegler wies genüsslich auf den Wirecard-Skandal hin: Rechtsanwalt Bub soll jenen den Skandal aufdeckenden Journalisten der Financial Times mit strafrechtlichen Vorwürfen überzogen haben.8
Nachtrag vom Januar 2023: Seit August 2021 bestand ein Baustopp, der Concrete Capital nach eigenen Angaben 200.000 Euro pro Monat kostet. Nun wurde der Streit wegen angeblicher Grundwasserprobleme mit einer hohen Zahlung von Concrete Capital (zunächst angeblich 1,5 Millionen Euro, später 2,8 Millionen Euro, so die SZ) an den Betreiber des Nachbarhotels Schiller 5, die Unternehmerfamilie Milchiker, aus der Welt geschafft.9

Perlach Plaza, Thomas-Dehler-Straße, Neuperlach: „Mit einer Größe von rund 30.000 m² und einem Investmentvolumen von ca. 250 Mio. Euro gehört das Perlach Plaza zu den spannendsten Neubauprojekten der Landeshauptstadt. Das Konzept verzahnt Nahversorgung, Gastronomie und Dienstleistungen, um das bestehende Angebot am Standort gezielt zu ergänzen bzw. Angebotslücken zu schließen. Die markante Gestaltung stammt vom Wiener Architekturbüro AllesWirdGut und vereint Rundbögen, durchdachte Wegevernetzung, einladende Treffpunkte und viel Grün zu einem Ensemble mit südländischem Marktplatz-Charakter.“ 10
Nachtrag Juni 2022: Der Geschäftsführer von Concrete Capital, Peter Fritsche, nannte das Perlach Plaza, das er mit dem Bauträger BHP errichtet, „das neue Herz von Neuperlach“; es sei „ein Leichtturm mit Strahlkraft“. Im Norden wird ein Ibis-Hotel mit 172 Betten entstehen, dann kommen in oberen Etagen 111 Mietwohnungen und im Untergeschoss und Erdgeschoss eine Ladenstraße mit 12.000 qm Fläche. Die Studentenapartments kosten ab 19 Euro pro qm bzw. ab 800 Euro. Im Südosten des Hans-Seidel-Platzes baut die Immobilienfirma BHP 174 Eigentumswohnungen in zwei Gebäuden. Die Gewofag errichtet im Nordosten 140 Sozialwohnungen und im Süden an der Von-Knoeringen-Straße über 200 Apartments für Azubis. Fritsche gab die reinen Baukosten mit 100 Millionen Euro an: Concrete Capital und BHP hatten schon im Jahr 2020 den Verkauf der Perlach Plaza für 250 Millionen Euro an die KGAL Investment aus Grünwald beschlossen.11

  1. https://concrete-capital.de/home.html)) Concrete Capital GmbH bietet Teilhabe für einen „handverlesenen Kreis von Investoren“ ((Concrete Capital, Pressemitteilung 17.3.2017 []
  2. https://concrete-capital.de/home.html []
  3. Draxel. Ellen, Bedrohtes Zuhause, in SZ 12.10.2020 []
  4. Draxel, Ellen, Ein bis drei Etagen mehr, in SZ 15.12.2020 []
  5. Krass, Sebastian, Aus dem Dornröschenschlaf in die „Turbo-Gentrifizierung“, in sueddeutsche.de 19.2.2023 []
  6. Krass, Sebastian, Ambitionslos, ärgerlich, in SZ 20.2.2023 []
  7. Draxel, Ellen, Ein bis drei Etagen mehr, in SZ 15.12.2020; Draxel, Ellen, Ein bis drei Etagen mehr, in SZ 15.12.2020 und Draxel, Ellen, „Nicht zulässig“, in SZ 26.2.2021 []
  8. Krass, Sebastian, Erpressung unter Nachbarn?, in SZ 28.1.2022 []
  9. Krass, Sebastian, Einigung im Millionenstreit, in SZ 13.1.2023 []
  10. https://concrete-capital.de/perlach-plaza.html []
  11. Stäbler, Patrik, Neues Herz belebt Brache, in SZ 10.6.2022 []
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