Moloch München Eine Stadt wird verkauft

2009

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Titelbild: © Oswald Baumeister / Gesellschaft für ökologische Forschung e.V. []

Januar 2009: Weiter teurere Mieten. Im Marktbericht des IVD werden wieder hohe Mietsteigerungen im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet. Die Anmietung einer Altbauwohnung kostet 8,3 Prozent mehr als 2008. Mit gutem Wohnwert sind dafür bis zu 13 Euro pro Quadratmeter zu zahlen. Wohnungen nach 1950 kosten immer noch 12 Euro. Die Miete hängt auch vom Abstand zum Stadtzentrum ab. In der Altstadt und im Lehel liegt die Miete bei 13,10 Euro.1

Januar 2009: BA weiß nichts vom neuen Stadtquartier. In Perlach liegt ein Gärtnereigelände an der Hochäckerstraße zwischen Unterhachinger Straße und der Salzburger Autobahn mit etwa 18 Hektar. Hier sollen unter Mitwirkung des Planungsreferats auf 100.000 Quadratmeter Wohnhäuser, Einfamilien- und Reihenhäuser entstehen mit 30 Prozent gefördertem Wohnungsbau. Der BA 16 Ramersdorf-Perlach hat nur durch Zufall davon erfahren und den Eindruck gewonnen, dass hier schnellstmöglich Tatsachen geschaffen werden sollen. Es ist nach der Messestadt Riem das größte Wohnungsbauprojekt. Die bisherige landwirtschaftliche Fläche gehört der Stadt, der Gärtnerei und der Kirche; dazu gehört ein Privatgrundstück. Dem Planungsreferat zufolge will ein Investor das Wohnprojekt realisieren; man sei im Prozess der Behördenbeteiligung.2
Vgl. auch: Juli 2012

Januar 2009: Bis 2025 sind jährlich 400.000 neue Wohnungen nötig. Das Eduard Pestel Institut hat die Studie „Wohnungsmangel in Deutschland“ herausgegeben.3 Bis 2025 müssten jährlich 400.000 Wohnungen in Deutschland gebaut werden: In der Realität sind es weniger als 200.000. Das wirkt sich in den Ballungsräumen aus, z. B. mit hohen Mieten und sozialen Spannungen. Etwa 20 Prozent der Nachkriegsbauten seien nur bedingt sanierungsfähig oder sogar abrissbedroht, Der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel e.V. (BDB), Walter Rasch, fordert die Förderung privater Investitionen in den Wohnbau. Beim Konjunkturpaket II der Bundesregierung sollte die lineare steuerliche Abschreibung von Wohngebäuden von zwei auf vier Prozent erhöht werden oder die Wiedereinführung der degressiven Afa für energieeffiziente und altersgerechte Gebäude wiedereingeführt und Zuschüsse für Eigenheime gewährt werden.4

Januar 2009: Vermieter dürfen „abrisskündigen“. Der BGH hat über die Zulässigkeit von „Abrisskündigungen“ entschieden. Wenn vernünftige Erwägungen des Vermieters vorliegen, ein sehr sanierungsbedürftiges Gebäude durch einen Neubau zu ersetzen, müssen Mieter ihre Wohnungen räumen. Im vorliegenden Fall hatten drei Mieter in Heidelberg geklagt. Eine 1914 erbaute Villa eines Professors wurde von einer Immobilienfirma gekauft, die statt bestehender sechs Wohnungen mit 280 Quadratmeter Wohnfläche sechs luxuriöse Eigentumswohnungen mit 711 Quadratmetern bauen wollte. Im Verkaufsprospekt wurden die Wohnungen zwischen 430.000 und über einer Million Euro angeboten. Der Neubau war genehmigt, auch unter Aspekten des Denkmalschutzes. Ein BGH-Richter äußerte, es werde „in erheblichem Umfang zusätzlicher Wohnraum geschaffen“. Der BGH berief sich auf die Zulässigkeit einer „Verwertungskündigung“ im BGB. Auch bei einer Vollsanierung, bei der die Mieter ausziehen müssten, läge die Restnutzungsdauer nur bei 15 Jahren. (Das ist mir völlig unverständlich; WZ) Außerdem schätzte der BGH die Rendite bei einer Sanierung nur auf 2,5 Prozent, bei einem Abriss und Neubau auf 16 Prozent. Der Anwalt der Kläger sagte, es gebe nach dem Neubau genauso viele Wohnungen wie vorher, „aber nur noch für Millionäre“. Der Deutsche Mieterbund (DMB) rügte, dass die Renditeerwartungen eines Finanzinvestors höher bewertet würden als die Wohninteressen der Mieter. Der Verband Haus + Grund lobte das Urteil, weil die wirtschaftliche Verwertung des Eigentums gestärkt werde.5

Februar 2009: Münchner Sozialwohnungsbau. Die LH München bietet Vermietern Geld für Belegrechte an ihren Wohnungen. Für 3,5 Millionen Euro hat die Stadt 2009 Belegrechte an 81 Wohnungen für mindestens 15 Jahre erhalten. Aktuell gibt es in München noch 47.000 Sozialwohnungen, Tendenz sinkend. Bis 2015 endet die Sozialbindung von 15.000 Sozialwohnungen. München wollte ursprünglich jährlich 1800 Wohnungen mit öffentlicher Förderung bauen: geworden sind es dann durchschnittlich 1500. So hat z. B. das Münchner Wohnungsunternehmen Igewo der Stadt das Belegrecht für 25 Wohnungen auf 25 Jahre übertragen. München will jährlich die Belegungsrechte für 300 Wohnungen erwerben: Bis 2011 sind 25 Millionen Euro im Haushalt eingestellt. Für Wohnungseigentümer bedeutet dies eine Einmalzahlung pro Quadratmeter zwischen 250 und 750 Euro.6

März 2009: Münchner Groß-Wohnprojekte. Das Planungsreferat sieht nur noch Raum für rund 60.000 Wohnungen im Stadtgebiet. Allerdings kämen laut Stadtbaurätin Elisabeth Merk immer wieder neue Areale hinzu, z. B. die ehemaligen Agfa-Werke. Das Programm „Wohnen in München IV“ vom Dezember 2006 hatte vom Stadtrat eine Marge von 7000 Wohnungen vorgegeben bekommen. Die Großprojekte im Einzelnen, u. a.: Westen – Achse Hauptbahnhof bis Pasing, Freiham-Nord, Projekte in Hadern und Lochhausen. Norden – Parkstadt Schwabing, Fröttmaninger Haidpark, Ackermannbogen, ehemalige Funkkaserne, jetzt Domagkpark, Bayernkaserne. Osten – Messestadt Riem, Bajuwarenstraße Süden – Siemensallee, dort ab 2010 mit Hochhäusern, Areal am Ratzinger Platz/Thalkirchner Bahnhof, Baierbrunner Straße. Im Zentrum wird fast nur im Luxussegment gebaut.7

März 2009: Siemens verkauft 1100 Wohnungen in München. Siemens hat seit 2008 den Verkauf seiner Wohnungen geprüft. Nun hat der Konzern über 4000 Wohnungen in Deutschland verkauft. 1100 Siemens-Wohnungen in München mit Schwerpunkt in Obersendling gingen an die Wohnbau GmbH aus Bonn. Einige Sozialklauseln wurden ausgehandelt. So darf der Käufer die Wohnungen zehn Jahre nicht weiterverkaufen und nicht in Eigentumswohnungen umwandeln. Über 60 Jahre alte Mieter und Behinderte genießen einen besonderen Kündigungsschutz.8

April 2009: Tiefstand im Wohnungsbau. Im Januar und Februar 2009 gingen die Genehmigungen im Wohnungsbau in Bayern um über 21 Prozent gegenüber 2008 zurück. 2008 wurden insgesamt rund 36.240 Wohnungen fertiggebaut; 1994 waren es noch 113.000. 2009 förderte der Freistaat Bayern den Wohnungsbau in München mit 60 Millionen Euro, in Nürnberg mit 15 Millionen Euro.9

April 2009: Bauboom durch München 2018. Im Herbst 2010 will die LH München die offizielle Bewerbung um Olympische Winterspiele 2018 beim IOC einreichen. Stadtbaurätin Elisabeth Merk: „Wir müssen diese Chance nutzen.“ Die Bauindustrie hofft mit. Geplant werden: der zweite S-Bahn-Tunnel, eine bessere Anbindung des Flughafens, ein neuer Hauptbahnhof, die Neuordnung des Hauptbahnhof-Areals, neue Sportstätten im Olympiapark, ein Neubau auf dem jetzigen Radstadion, ein neues Olympisches Dorf etc.10

Mai 2009: Hohes Niveau für Immobilien 2008. Insgesamt wurden 2008 rund 5,5 Milliarden Euro umgesetzt; total wurden 257 Hektar verkauft. Der durchschnittliche Quadratmeter-Kaufpreis für Neubau-Wohnungen lag bei 3650 Euro, für ältere Eigentumswohnungen bei 1800 bis 3600 Euro. Der Boom für Büroimmobilien hat sich abgekühlt.11

Mai 2009: Wohnungsbau geht zurück. 2008 wurden in Bayern lediglich rund 35.000 Wohnungen gebaut. Die Immobilienbranche sieht diverse Ursachen wie z. B. teure neue Standards durch die Energieeinsparverordnung (EnEV), neue EU-Vorschriften, die Rezession im Gefolge der Bankenkrise. Xaver Kroner, der Verbandsvorstand des VdW Bayern, forderte, zuerst schlechtere ältere Gebäude energiemäßig zu sanieren: „Es kostet viel weniger, aus einem 20-Liter-Haus ein Zehn-Liter-Haus zu machen, als aus einem Zehn-Liter-Haus ein Vier-Liter-Haus.“12

Juni 2009: „Arnulfpark City“. Am Klaus-Mann-Park entstehen u. a. 83 frei finanzierte Eigentumswohnungen; Bauherrin ist Concept Bau. Der Quadratmeter wird etwas mehr als 4000 Euro kosten. Das ganze Projekt Arnulfpark umfasst 72.000 Quadratmeter Wohnfläche, 169.000 Quadratmeter Gewerbefläche, 5000 Quadratmeter für Kulturelles und eine Grünfläche mit 40.000 Quadratmetern.13

Juni 2009: Immobilienprojekte in München City. U. a. Palais an der Oper: Investoren LBBW Immobilien Stuttgart und Accumulata, München. Käufer für 300 Millionen Euro im Jahr 2012: Ruslan Goryukhin und Putin-Freund Arkadj Rotenberg mit der Offshore-Konstruktion Opera Real Estate GmbH & Co. KG. – Alter Hof: Umbau von Bayerischer Hausbau GmbH und Freistaat Bayern. – Fina Parkhaus: Wurde 1968 gebaut. Eigentümerin des Grundstücks ist die LH München; weitere Nutzung für Wohnungen, Geschäfte und Büros. – Jüdisches Zentrum: am St.-Jakobs-Platz geplant. – Hofstatt: Ehemaliger Eigentümer Süddeutscher Verlag, Investoren LBBW Immobilien und FOM Heidelberg. Abgerissen wurde das 1963 bis 1970 entworfene denkmalgeschützte „Schwarze Haus“ der Architekten Detlef Schreiber, Herbert Groethuysen und Gernot Sachsse. – Hirmer-Parkhaus: Am ehemaligen Sattler-Platz, heute Georg-Kronawitter-Platz, der im Jahr 2009 in Neuplanung ist. – Alte Akademie: Eigentümer Freistaat Bayern, das Gebäude aus dem 16. Jahrhundert wurde 2013 im Erbbaurecht für 65 Jahre an die Signa-Gruppe von René Benko vergeben.14

Juli 2009: Mietanstieg durch Wirtschaftskrise gestoppt. Laut IVD Süd waren in der ersten Hälfte 2009 keine Mietsteigerungen zu verzeichnen, die Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt sei gesunken. Für Altbau- und Neubauwohnungen waren rund 13 Euro pro Quadratmeter fällig, ab Baujahr 1950 zwölf Euro.15

Juli 2009: Neuverschuldung steigt, Einnahmen sinken. Der Kämmerer Ernst Wolowicz (SPD) rechnet für 2009 mit 40 Millionen Euro neuer Schulden, für 2010 mit 218 Millionen Euro. Die Gewerbesteuereinnahmen 2009 werden bei 730 Millionen Euro liegen (und damit etwa ein Viertel weniger als 2008 und ein Drittel weniger als 2007). Gleichzeitig steigen die Ausgaben des Sozialreferats für Hartz-IV-Empfänger. Die Sanierung der Großmarkthallen und des Gasteigs sind nötig. Und so hofft man auf den Zuschlag für Olympische Winterspiele 2018 – und große Geldüberweisungen von Bund und Freistaat.16

Juli 2009: Stiftung gegen Mieter. Ein im Jahr 2003 verstorbener Hausbesitzer hat sein Wohnhaus mit 26 Wohnungen in der Reifenstuelstraße 11 im Dreimühlenviertel per Testament der Stadt München vermacht. Das Anwesen soll inzwischen mehrere Millionen Euro wert sein. Die Stadt soll eine Stiftung errichten. Die Wohnungen im Erdgeschoss sollen behindertengerecht umgebaut werden; im 1. Stock soll Pflegepersonal einziehen. Dies ist aber ohne Entmietung der dort wohnenden Mieter nicht möglich. Die Mietergemeinschaft schlug den Verkauf des Hauses an eine Genossenschaft vor: Mit dem Geld könnte an anderer Stelle für Behinderte gesorgt werden. Das Sozialreferat wollte nun den Verkehrswert schätzen lassen, um an eine Genossenschaft verkaufen zu können. Die Stadt müsste dann die Differenz zum Marktwert ausgleichen. Und 60 Prozent der Bewohner dürften dann nicht die Einkommens-Obergrenze überschreiten.17
Vgl. auch: September 2010: Vermächtnis Stollberg-, Herrnstraße

Juli 2009: GBW-Verkauf droht. Die in finanzielle Turbulenzen geratene BayernLB besitzt über ihre Tochter GBW AG in München über 10.000 Wohnungen, dazu in Bayern weitere 24.000. Die BayernLB musste mit einem Kredit von zehn Milliarden Euro des Freistaats vor dem Konkurs bewahrt werden. Sie beteuerte, dass es „aktuell keine Verkaufsabsichten“ gäbe. OB Christian Ude und der Münchner Mieterverein warnten dagegen vor einem möglichen Verkauf.18
Der Verkauf der GBW AG (heute: Dawonia) an die Patrizia AG erfolgte dann im April 2013 für 2,45 Milliarden Euro: Das waren in etwa 72.000 Euro pro Wohnung.

September 2009: Die Bankenkrise geht, die Käufer kommen. Die Spekulation an der Börse wurde durch die Bankenkrise 2008 gebremst: Nun nimmt die Investition in das „Betongold“ wieder Fahrt auf. Der Haus- und Grundbesitzerverein verzeichnete viele neue Mitglieder. Stimmen aus der Immobilienszene: „Die Anleger sind wieder da.“ (Stadtsparkasse) – „Merklich mehr“ Investitionen in Immobilien“ (Münchner Bank). – „Sehr großes Interesse von Großinvestoren“ (HVB-Tochter Planet Home). – Die Kosten für Eigentumswohnungen im 1. Halbjahr 2009 sind laut IVD-Marktbericht gestiegen. Der Quadratmeter einer Neubauwohnung lag im Schnitt bei 3750 Euro.19

September 2009: Siedlungsflächen ein Minusgeschäft? Täglich werden in Deutschland rund 113 Hektar Freiflächen für Wohnungsbau, Gewerbebauten und Verkehrsflächen zugebaut. Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) in Berlin hat eine „Studie über die fiskalische Wirkungsanalyse neuer Wohn- und Gewerbegebiete“ herausgegeben. 2005 wurden täglich 117 Hektar überbaut. Die Nationale Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung sieht bis 2020 maximal 30 Hektar pro Tag vor. Die im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz erstellte Difu-Studie untersuchte den kommunalfiskalischen Effekt, wenn Freiflächen in Wohn- oder Gewerbeflächen umgewandelt werden. Zwei Modellrechnungen wurden für eine Gemeinde in Nordrhein-Westfalen und in Brandenburg angestellt: 1) für 15 Eigenheime mit zusammen 60 Personen auf 10.000 Quadratmetern und 2) ein Gewerbegebiet auf derselben Fläche. Das zusätzliche Wohngebiet hat in beiden Gemeinden ein positives Ergebnis; beim Gewerbegebiet ist das Ergebnis der Brandenburger Gemeinde positiv, das der Gemeinde in NRW eher neutral. Bei Berücksichtigung der Erschließungskosten wird das Ergebnis der Wohngebiete positiv bis neutral, bei den Gewerbegebieten negativ. Bei einer Nichtausweisung von Bauland bringt die bisherige landwirtschaftliche Tätigkeit der Kommune kaum Geld, belastet jedoch auch die Gemeindekasse nicht sonderlich. Naturschutzmaßnahmen können sogar zu Einnahmesteigerungen führen. Ein Fazit: „Die relativ hohen zusätzlichen Zahlungen, welche Gemeinden bei Zuzug von Einwohnern erhalten, bilden einen ständigen finanziellen Anreiz, neue Wohngebiete auszuweisen. Es ist zu prüfen, wie dieser Anreiz gemindert werden kann. Die Art und Zahl der Erschließungsmaßnahmen, die in die Erhebung einbezogen werden können, ist durch das Gesetz auf die innere Erschließung begrenzt. Zwar übernimmt bei größeren Bauvorhaben der Investor im Rahmen eines Erschließungsvertrags häufig auch den Bau weiterer Einrichtungen, der Betrieb dieser Einrichtungen bleibt aber Sache der Gemeinde. Eine Ausweitung der als Beiträge zu erhebenden bzw. abzuwälzenden Kosten scheint sinnvoll.“

Oktober 2009: Münchner Mieten steigen wieder. Das Referat für Stadtplanung und Bauordnung wertete jährlich die Anzeigen in der SZ aus. Die teuersten Viertel mit mehr als 13 Euro waren im ersten Halbjahr 2009 die Altstadt, Lehel, Maxvorstadt, Nymphenburg und Schwabing. Die durchschnittliche Wiedervermietung pro Quadratmeter lag 2001 bei 12,26 Euro, 2006 bei 11,19 Euro und 2009 bei 11,98 Euro. Bei einem Erstbezug werden 13,77 Euro fällig.20

Oktober 2009: 12. Expo Real. Vom 5. bis 7.10.2009 fand auf der Neuen Messe München die 12. Expo Real statt. Experten diskutierten über Investmentstrategien. Im „Special Real Estate Forum“ werden die verschiedenen Immobilien-Segmente analysiert, im „Investment Locations Forum“ weltweite Standorte diskutiert.21

Oktober 2009: Abrisskandidat Türkenstraße. In der Maxvorstadt sind die Wohngebäude Türkenstraße 52 und 54 vom Abriss bedroht. Eine „Türkenstraße 52/54 GmbH & Co. KG“ hat einen Antrag auf Abriss und Neubau gestellt. Haus Nr. 52 war auf der Denkmalliste des Landesamtes – und wurde umgehend daraus gestrichen.22
Auch das Nachbarhaus Türkenstraße 50 wird abgerissen. Legat Living will 59 Luxuswohnungen bauen. Im Juni 2021 ist der letzte Mieter Stefan Sasse ausgezogen: Er nannte das den „Krieg des Geldes gegen die Menschen“.23
Kleiner Exkurs: In den sechziger und siebziger Jahren gab es die Flipper- und Absturzkneipe Kleiner Bungalow in der Türkenstraße, ziemlich genau da, wo nun der Durchgang zur Amalienpassage ist. Da standen Mitglieder der Roten Zelle Jura und Anarchisten wie Fritz Teufel neben Münchner Filmern und der „Gräfin“ (aus Russland, munkelte man) und flipperten. Kurz vor 1 Uhr hat der Wirt Manfred dann mit dröhnender Nassstimme in die zigarettengeschwängerten Räume gerufen: „Habt’s es koa Bett dahoam?“ Tempi passati.

Dezember 2009: Weiter steigende Münchner Mieten. Der IVD hat die in München neu abgeschlossenen Mietverträge des letzten halben Jahres ausgewertet. Fazit: „Die Preise zeigen eine steigende Tendenz.“ Die Gründe sind u. a. der steigende Flächenbedarf pro Einwohner und die Single-Haushalte (derzeit bei 52 Prozent).24

Dezember 2009: Nymphenburger Höfe. Auf dem ehemaligen Löwenbräu-Gelände am Stiglmaierplatz erfolgte im Juli 2008 die Grundsteinlegung. Bauherrin war die Optima-Aegidius-Firmengruppe/IKR Bauträger GmbH, die etwa 390 Millionen Euro investierte. Den Wettbewerb gewann das Münchner Büro Steidle und Partner mit seinem Gesamtkonzept. An der Nymphenburger Straße wurde im November 2009 ein rund 16.500 Quadratmeter großes Bürogebäude fertiggestellt. An der Dachauer Straße wird bis Mitte 2010 ein Bürokomplex mit 13.000 Quadratmeter Bruttogrundfläche (BGF) fertig. Auf dem Areal entstehen auch rund 350 Wohnungen mit etwa 40.000 Quadratmeter Wohnfläche. In einem Joint Venture sind auch Terrafinanz und Baywobau beteiligt: Es entstehen Apartments (ca. 40 Quadratmeter Wohnfläche, 194.000 bis 220.000 Euro), 2- bis 3-Zimmer-Wohnungen (etwa 80 bis 200 Quadratmeter, 406.000 bis 524.000 Euro), Townhouses (5 bis 6 Zimmer, 890.000 bis 1.062.000 Euro) und Skydecks (196 bis 237 Quadratmeter, 1.740.000 bis 2.222.000 Euro). Die GBW baut 50 SoBoN-Wohnungen mit 7000 Quadratmetern. Die Quadratmeterpreise liegen im Durchschnitt bei 4500 bis 9000 Euro.25

  1. Hoch hinaus, in SZ 2.1.2009 []
  2. Biereder, Frank, Lokalpolitiker werden völlig überrumpelt in SZ 13.1.2009 []
  3. https://www.dgfm.de/fileadmin/01-DGFM/downloads/studien-wohnungsbau/Pestel-zusammenfassung-studie-wohnungsmangel-in-deutschland.pdf []
  4. Deutschland braucht neue Wohnungen, in SZ 16.1.2009; Schmidt, Stephanie, „Die Banken sind wie Lemminge“, in SZ 27.3.2009 []
  5. Kerscher, Helmut, BGH stärkt Rechte der Vermieter in SZ 29.1.2009 []
  6. Stadt investiert in Sozialwohnungen, in SZ 11.2.2009 []
  7. Remien, Andreas, Wachsen nach der Winterpause, in SZ 13.3.2009 []
  8. Tibudd, Michael, Siemens verkauft Wohnungen, in SZ 20.3.2009 []
  9. Hummel, Manfred, Pause am Bau, in SZ 17.4.2009 []
  10. Dürr, Alfred, „Wir müssen diese Chance nutzen“, in SZ 25.4.2009 []
  11. Dürr, Alfred, Dämpfer für einen gesunden Markt, in SZ 9.5.2009 []
  12. Remien, Andreas, Hepp, Sebastian, „Ein historisches Tief“, in SZ 13.5.2009 []
  13. Hepp, Sebastian, Wohnen, arbeiten und reisen, in SZ 19.6.2009 []
  14. Dürr, Alfred, Die neue Mitte, in SZ 29.6.2009 []
  15. Schmied, Alexander, Wirtschaftskrise bremst Mietanstieg, in SZ 11.7.2009 []
  16. Bielicki, Jan, „Die fetten Jahre sind vorbei“, in SZ 14.7.2009 []
  17. Kastner, Bernd, Schwieriges Erbe, in SZ 16.7.2009 []
  18. Tibudd, Michael, Ude fordert Mietgarantie für 10.000 Wohnungen, in SZ 29.7.2009 []
  19. Tibudd, Michael, Flucht in Betongold, in SZ 19.9.2009 []
  20. Remien, Andreas, Auf der Welle, in SZ 2.10.2009 []
  21. Hepp, Sebastian, Kommunikation und Kooperation, in SZ 2.10.2009 []
  22. Draxel, Ellen, Investoren schütteln den Denkmalschutz ab, in SZ 6.10.2009 []
  23. Gerdom, Ilona, Geld gewinnt, in SZ 23.6.2021 []
  24. Tibudd, Michael, Mieten steigen trotz Wirtschaftskrise, in SZ 16.12.2009 []
  25. Hepp, Sebastian, Lounge-Zonen mit Alpenblick, in SZ 18.12.2009 []
Moloch München Eine Stadt wird verkauft

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