Moloch München Eine Stadt wird verkauft

Verbietet das Bauen

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Titelbild: © Oswald Baumeister / Gesellschaft für ökologische Forschung e.V. []

Aktualisiert am 20.7.2023

Das von Daniel Fuhrhop als „Streitschrift“ bezeichnete Buch ist inzwischen in zweiter Auflage erschienen. [1]
Zur Erinnerung: Alexander Mitscherlich betitelte sein Buch „Die Unwirtlichkeit der Städte“ als „Anstiftung zum Unfrieden“. Ich habe versucht, von „Verbietet das Bauen!“ ein sehr kurzes Exzerpt zu verfassen, das der Vorlage natürlich nicht gerecht wird, aber hoffentlich zum Lesen des Originals anregen soll.

Einleitung: In Deutschland werden jedes Jahr hunderttausende Quadratmeter Handelsfläche, mehrere Millionen Quadratmeter Büros und über 200.000 Wohnungen gebaut. (Laut neuer Bundesregierung 2021 sollen es nun 400.000 werden; WZ) Dabei stagniert die Bevölkerungszahl in Deutschland seit zehn Jahren. [2] Ein Grund für zusätzlichen Wohnungsbedarf ist die steigende Quadratmeterzahl pro Person. Dazu kommt die Konzentration auf wenige Ballungsräume. Deshalb fordert Fuhrhop: Bestand erhalten, Abriss verhindern, Leerstand beseitigen, bessere Nutzung.

  1. Bauwut: Mit vielen Tricks werden Neubauten durchgesetzt: – Altbauten schlechtrechnen, Neubauten schönrechnen, Kostenfaktoren vermischen. – Förderungen nur für Neubauten. – Alternativen und Bürgerwillen außer Acht lassen. – Bauherren und Baufrauen werden nur über die Kreditentwicklung von Zins und Tilgung für die ersten fünf Jahre informiert. – Sie vergessen gern, dass Immobilien auch immobil machen. – Viele neue Häuser werden gebaut, „weil es so einfach ist“; und: „Ein Acker leistet keinen Widerstand“.
  2. Scheinbar ökologisches Bauen. – Auch „Ökohäuser“ brauchen Platz, benötigen wertvolle Baustoffe, beruhigen oft nur das Gewissen, ohne wirklich klimarelevant zu sein. – Neue Ökohäuser werden meist am Stadtrand gebaut: Die (Auto-)Wege werden länger. – Fragwürdige Öko-Siegel beleben das Geschäft. – Oft liegen Ökohäuser weitab vom ÖPNV und vom Arbeitsplatz, der nur mit dem Auto erreicht werden kann.
    Fuhrhop nennt dies „die Zersiedelung der Städte im ökologischen Gewand“.
  3. Bauen ist unsozial. Bereits 2012 hat die Kampagne „Impulse für den Wohnungsbau“ (Neubau-Lobbyisten von der IG Bau, dem Deutschen Mieterbund, Vertretern der Bauwirtschaft und Wohnungsunternehmen) 825.000 neue Wohnungen in fünf Jahren gefordert. Nun wurde und wird ja permanent neu gebaut: allerdings – wie in München – viel teurer Wohnraum. – Die Folge des für viele nicht mehr bezahlbaren Wohnraums ist Gentrifizierung. – Die sogenannte Wohnungsnot herrscht seit Jahrzehnten: je mehr man baut, umso mehr Wohnungsnot scheint es zu geben. – Neubauten lösen keine Probleme, sondern schaffen neue. – Aus der Privatisierung von ehedem staatlichen oder städtischen Wohnungen entstanden neue, gierige Wohnungskonzerne. – Allein das Land Berlin verkaufte in den neunziger Jahren 200.000 Wohnungen, dazu verkauften Bahn, Post und Telekom Tausende Wohnungen. – 2012 verkaufte das Land Baden-Württemberg über 20.000 Wohnungen an die Patrizia AG, 2013 der Freistaat Bayern rund 32.000 Wohnungen ebenfalls an die Patrizia AG. – Gleichzeitig wurden staatliche Areale von Post und Bahn in Zentrumsnähe an private Investoren verkauft. 2007 wurden etwa sieben Millionen Quadratmeter zentrumsnahe Bahnflächen mit der Firma Vivico an CA Immo verkauft, 27 Millionen Quadratmeter mit der Firma Aurelis an Hochtief und Redwood Grove International. Der damit einhergehende Bauwahn ist eine Folge des Ausverkaufs von öffentlichem Grund und Bodens.
  4. Bürger wehren sich. An vielen Orten gab und gibt es Widerstand gegen Überplanung und Überbauung. Im Mai 2014 wurde in Berlin per Volksentscheid die Bebauung des Tempelhofer Feldes abgelehnt. Aber den Aktivisten, die gegen massive Bebauung eintreten, stehen professionelle Investoren mit langjähriger Erfahrung in Präsentation und Lobbyarbeit gegenüber. Die Lokalpolitiker lassen sich gern davon blenden.
  5. Verbietet den Abriss. Der Abriss eines 300 Jahre alten Hauses ist Geschichtsverlust. Der Abriss von jungen Bauten ist Vernichtung von Geld und Ressourcen. – Im Osten Deutschlands wurden seit 1990 etwa eine Million Wohnungen neu gebaut: 300.000 wurden abgerissen, 700.000 stehen leer. – Eine Wohnungsnot-Studie von 2011 behauptete, dass vier Millionen Wohnungen abgerissen und neu gebaut werden müssten, da sie nicht wirtschaftlich zu sanieren wären. Hinter der „Arge für zeitgemäßes Bauen e. V.“ standen Verbände der Bauwirtschaft, die IG Bauen-Agrar-Umwelt, der Bundesverband der Baustoff-Fachhändler.
  6. Stadt umbauen. Ein Vergleich des Ist-Zustandes von einem Gebäude mit Sanierung, Neubau und Passivhaus zeigt, dass die Sanierung im Hinblick auf die Primärenergie am günstigsten liegt. (S. 75) – Bei den Begründungen für Neubauten wird meist nur der Verbrauch an Heizenergie angegeben; Abriss und Neubau bleiben unberücksichtigt. – Dazu wird der Energieverbrauch von Altbauten oft schlechter bewertet und Neubauten besser als in der Realität.
  7. Leerstand füllen. 2015 wurden in den 19 größten Bürostandorten etwa zwei Millionen Quadratmeter Bürofläche neu gebaut, obwohl über acht Millionen Quadratmeter leer standen. – Mit Leerstand lassen sich speziell bei Wohngebäuden Luxussanierungen durchführen, wobei oft die Luxuswohnungen als Spekulationsobjekt leer stehen. – Außerdem ist der Übergang von Leerstand zur Schrottimmobilie kurz. – Der jeweilige Leerstand sollte deshalb genau erfasst und ein Leerstands-Management organisiert werden.
  8. „Hört auf zu bauen!“ Das Honorar der Architekten ist an die Baukosten gekoppelt. Deshalb werden auch viele Bauten zu groß und verschwenden zu viel Platz. „Nichtbauen“ wurde erstmals 1968 von Architekturstudenten propagiert und wäre auch heute eine Lösung.
  9. Umbauen hört nie auf. Der Architekt Muck Petzet nannte seine Ausstellung auf der Biennale 2012 in Venedig „Reduce/Reuse/Recycle“. Das Bauen reduzieren, Bauten wiederverwenden, Bauteile wiederverwerten. Und mit der Kombination von Nutzungsflächen und Umnutzungen Neubauten vermeiden.
  10. Mut zur Nähe. Wohnraum kann verringert werden durch: Zusammenleben, Bildung von Gemeinschaften, Baugemeinschaften, Umbaugemeinschaften, Kollektive, Umzüge.
  11. Anti-Marketing. Fuhrhop schlägt unter anderem ein Anti-Stadt-Marketing für München vor: „Wir sagen es deutlich: München ist teuer! Luxussanierte Altbauten in München sind sehr teuer!! Neubauten in München sind wahnsinnig teuer!!! Kommt nicht nach München – zieht in andere Städte!“
    Gleichzeitig fürchten sich viele vor den Tücken eines alten Hauses, während bei Neubauten erst recht viel schief laufen kann.
  12. Lebendige Städte ohne Amazon und ECE. Shoppingcenter bedrängen althergebrachte Geschäfte. Billigware überschwemmt die Fußgängerzonen. Internet-Händler wie Amazon legen riesige Versandzentren an und ziehen Kaufkraft von den ansässigen Händlern ab.

Zu guter Letzt: Anders wirtschaften. Es entstehen überall neue Museen, Bibliotheken, Konzerthäuser, die vielleicht gar nicht gebraucht werden. Auch hier lässt sich der Bestand besser nutzen. Neubauten sind keine Notlösung, sondern verschwenden Material, Fläche, Energie. Deshalb keine Altbauten abreißen, Leerstand verhindern, Umnutzungen fördern.
Ein Bauverbot dient Altbauten, dem kulturellen Erbe, lebendigen Straßen und belebten Städten.
Fuhrhop fügt dann noch 50 Werkzeuge an, um Neubauten überflüssig zu machen (S. 163 – 172)
Nachtrag 2. Auflage:
Mehr Wohnungen, mehr Wohnungsnot? 2018 wurden 286.000 Wohnungen gebaut, gleichzeitig explodierten die Mieten. „Neubau löst nicht die Probleme des Wohnungsmarktes, es schafft Probleme. Wohnungen fehlen, gerade weil viel gebaut und investiert wird.“ (S. 7)
„Ein radikaler Wandel ist darum auch beim Bauen nötig: Keiner sollte mehr stolz darauf sein, gebaut zu haben – nach der Flugscham brauchen wir eine Bauscham!“ [3]

Dazu diverse aktuelle Details:

Bayern blockiert Bauschutt-Recycling. „Mineralische Abfälle sind mit mehr als 260 Mio. Tonnen (2017) der mengenmäßig größte Abfallstrom in Deutschland. Dieser Abfallstrom unterteilt sich in Bau- und Abbruchabfälle (ca. 215 Mio. Tonnen) sowie die sogenannten industriellen Nebenprodukte (ca. 48 Mio. Tonnen).“ [4]
Im Bericht Abfallwirtschaft in Deutschland 2020 wurde als letztes Bezugsjahr für das Abfallaufkommen 2017 aufgeführt: Gesamtmüllaufkommen 358,9 Mill. Tonnen, davon sind Bau- und Abbruchabfälle 220,3 Mill. Tonnen, das sind 61,4 Prozent. [5]
Nach 15 Jahren Verhandlungen zwischen Bund und Ländern wurde im Februar 2021 die Mantelverordnung für Ersatzbaustoffe und Bodenschutz beraten, die Recycling und eine umweltfreundliche Kreislaufwirtschaft fördern soll. Ziel ist eine höhere Recycling-Quote mineralischer Baustoffe zu neuen Baustoffen. [4] Auf Druck von Bayern und mit Zustimmung des damals von Horst Seehofer (CSU) geführten Bauministeriums können nun auch nicht recycelte Baustoffe zur Verfüllung von Deponien verwendet werden; siehe „Einführung des fortgeschriebenen Leitfadens für die Verfüllung von Gruben, Brüchen und Tagebauen [6] [7] [8]

Februar 2021: Gnadenfrist für das Arabella-Hochhaus. Der Gebäudeblock aus den sechziger Jahren mit 550 Wohnungen und diversen Einrichtungen ist schon wegen seiner 150 Meter Länge und 75 Meter Höhe von vielen Punkten aus nicht zu übersehen. Die Bayerische Hausbau wollte es ursprünglich 2026 abreißen, hat den Abriss nun auf 2030 verschoben. [9]
Es ist verwunderlich, warum ein solcher Bau nach nur etwa sechs Jahrzehnten ein Abrisskandidat ist.

Siemens-Zentrale wird abgerissen. Die ehemalige Siemens-Zentrale an der Richard-Strauss-Straße 76 in Bogenhausen wurde 1965 erbaut. 2016 verkaufte Siemens das 20.000 qm große Areal an die Bayerische Versorgungskammer, die dort 60.000 qm Geschossfläche errichten will. Der Abbruch der riesigen Siemens-Gebäude begann im Februar 2020 und wird ein Jahr dauern. [10]
Das Schicksal heutiger Gebäude: Nach wenigen Jahrzehnten werden sie quasi weggeworfenen. Siehe auch Münchner Strafjustizzentrum aus den siebziger Jahren: Ein neues Strafjustizzentrum wurde an der Leonrodstraße gebaut, das alte wird abgerissen.

Klimaschädlich. Leserbrief von Klaus Siersch zu den geplanten Hochhäusern der Büschl Unternehmensgruppe: „München will 2035 klimaneutral sein. Wie soll das gehen mit Tonnen von CO2 emittierenden Riese aus Stahl, Beton und (wegen Sonnenschutz und Airconditioning) dunklem Glas?“ [11]

März 2021: „Abriss-Erlass“. So hat der BDA den „Gebäudeeffizienz-Erlass“ bezeichnet, der vom Parlament ratifiziert werden soll. Öffentliche Gebäude des Bundes sollen effizient werden, da etwa 35 Prozent des deutschen Endenergieverbrauchs auf Gebäude entfallen. Es wird aber durch diesen Erlass die Graue Energie bzw. die Grauen Emissionen außer Acht gelassen. In einem Gemeinsamen Aufruf [12] von 48 Organisationen aus den Bereichen Architektur, Umwelt, Baustoffhandel und anderen wurde am 27.1.2021 die Politik aufgefordert, Gebäude ganzheitlich über den gesamten Nutzungszeitraum zu betrachten. Etwa 8 Prozent trägt der Bausektor zu deutschen Treibhaus-Emissionen bei. Die Hälfte der deutschen Abfallmenge entsteht im Bausektor: Das waren 218,8 Millionen Tonnen im Jahr 2018. [13] Deshalb ist es wichtig, „den gesamten Lebenszyklus in den Blick zu nehmen. Denn inzwischen gehen bei einem typischen Neubau die Hälfte der Treibhausgas-Emissionen und des Energieaufwands, die über einen Lebenszyklus von 50 Jahren insgesamt verursacht werden, auf die Herstellung der Baumaterialien und des Gebäudes zurück.“ Der Bund soll Sanierungen mit ganzheitlicher ökologischer Bewertung und Berücksichtigung aller Emissionen im Lebenszyklus ermöglichen. Damit wird bestehende Bausubstanz erhalten. [14] [15]

Klimaneutral bis 2050? Wie oben erwähnt: Alle Gebäude des Bundes – Behörden, Militärbauten, Hochschul- und Forschungseinrichtungen -, sollen bis 2050 „nahezu“ klimaneutral sein. Die irrwitzige Vorgabe: Wenn eine Sanierung 80 Prozent des Neubaus kostet, dann erfolgt der Abriss. Diese Kostenrechnung lässt gefährlich viel außer Acht: z. B. die Graue Energie. Der BDA und Umweltverbände haben protestiert und nicht nur die verheerenden Folgen für die Klimabilanz kritisiert, sondern auch die mögliche Zerstörung historischer Stadtbilder, die Verschwendung von Ressourcen und die Erhöhung des ohnehin schon hohen Abfallaufkommens im Bausektor.
Besonders in Berlin baut der Bund – und oft unsinnig. Das Wiratex-Gebäude wurde 1964 in Ostberlin errichtet. Nach der Wiedervereinbarung waren in dem Bürogebäude u. a. Abteilungen der Bundestagsverwaltung und die Bundeskanzler-Willi-Brandt-Stiftung untergebracht. Der Bund ließ es 2020 abreißen, Kosten 3,4 Millionen Euro. Jetzt entsteht ein Verwaltungsgebäude des Bundestags. – Das Berliner Kanzleramt ist der größte Regierungssitz der westlichen Demokratien. Unter Angela Merkel (CDU) hat sich die Zahl der Beschäftigten stark erhöht. Jetzt kommt ein Anbau für fast 490 Millionen Euro – mit einem vom BRH gerügten fünfgeschossigen Wintergarten. Luisa Ropelato, eine der GründerInnen von Architects for Future, sagte: „Deutschland braucht keine neuen Gebäude mehr.“ Architekt Stefan Oehler kritisierte die Nutzungsdauer eines Bürogebäudes mit nur etwa 50 Jahren als nicht nachhaltig. – Ein Grund für die Gebäudeverschwendung: Die BImA verfügt über ein Liegenschaftsvermögen von 20 Milliarden Euro. Sie muss Sanierungen von Gebäuden des Bundes bezahlen. Die Neu- und Ersatzbauten werden dagegen von dem Nutzer finanziert: also z. B. aus Mitteln der Bundesministerien und Bundesbehörden. [16]

400.000 Wohnungen pro Jahr. Das ist das Ziel der Ampelkoalition pro Jahr. Der Architekturkritiker der SZ, Gerhard Matzig, nannte „Bauen, bauen, bauen“ ein Narren-Credo. [17]

Mehrzweckgebäude. Das Mitglied der Bayerischen Ingenieurekammer Bau, Markus Hennecke, empfiehlt den Bau von Gebäuden mit mehreren Nutzungsmöglichkeiten: „Der eleganteste Weg ist, so zu bauen, dass wir das Objekt ohne Abriss anders nutzen können, statt alle 50 Jahre alles neu zu machen.“ [18]

Münchner Abriss-Kandidaten. Abgerissen wurden oder werden u. a. Karstadt am Nordbad (errichtet 1968), das Justizzentrum in der Nymphenburger Straße (1972), der Hacker-Pschorr-Keller (siebziger Jahre), das Arabella-Hochhaus (geplanter Abriss 2026, wurde oben schon erwähnt), ein Bürokomplex der Versicherungskammer Bayern (VKB) aus den siebziger Jahren in der Deisenhofener Straße 63 in Obergiesing, BMW-Verwaltungsbauten aus den siebziger und achtziger Jahren an der Ecke Hufeland- und Knorrstraße, die Wohn- und Geschäftshäuser Leopoldstraße 59 und 61 des Wittelsbacher Ausgleichfonds (WAF), etc.
Der Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, Norbert Gebbeken, verwies in diesem Zusammenhang auf die 35 bis 50 Prozent Treibhausgas-Emissionen der Baubranche und forderte ein Ende der Häuser-Wegwerfgesellschaft. Er nannte einen wesentlichen Grund für Letztere: Sanieren ist oft teurer als Abriss plus Neubau. [19]

Was die EU so plant. Die EU-Kommissarin Kadri Simson verwies auf die schlechte Energiebilanz der Gebäude in Europa: Sie verbrauchten 40 Prozent der Energie und emittierten 36 Prozent des Treibhausgase. Deshalb sollen nun nach den Plänen der EU-Kommission alle Neubauten ab 2030 klimaneutral sein, bis 2050 alle Gebäude. Ihr Energieverbrauch soll minimal sein, der nötige Strom aus erneuerbaren Energien kommen. Den EU-Staaten wird erlaubt, Öl- und Gasheizungen zu verbieten. Die EU will Wärmeeffizienzklassen einführen: vom Bestwert A bis zur Stufe G für die 15 schlechtesten Gebäude. 30 Millionen schlecht gedämmte Häuser in der EU müssen wärmetechnisch saniert werden. In Deutschland sollen ab 2025 nur noch der Einbau von Heizungen erlaubt sein, die 65 Prozent erneuerbare Energien einsetzen; alle Neubauten sollen den Standard Effizienzhaus-40 erfüllen. Haus + Grund sieht einen Sanierungsbedarf von drei Millionen Wohngebäuden. Präsident Kai Warnecke äußerte, die EU-Pläne bedeuteten das Ende von Millionen Immobilien: „Bei den meiste dieser Gebäude dürfte es deshalb am wirtschaftlichste sein, abzureißen und neu zu bauen.“ Warnecke rechnet mit Kosten bis zum Jahr 2033 zwischen 500 und 1200 Milliarden Euro. Derzeit wird etwa ein Prozent der deutschen Gebäude saniert. Die EU-Pläne erforderten aber zwei Prozent: Damit würde die Bauwirtschaft an ihre Grenzen stoßen. Da die EU-Kommission auch Öl und Gas für Heizungen verteuern will, werden auch dadurch noch die Miet- und Unterhaltskosten entsprechend verteuert. [20]
Auch die EU-Kommission lässt die graue Energie außer Acht.

Ausgebaut. Architektin Elisabeth Broermann schrieb in einem Beitrag für das BBSR: „Das neue Bauen heißt: nicht mehr neu bauen. Die Zukunft des Bauens liegt im Bestand. Vorhandene Gebäude müssen ökologisch sinnvoll energetisch saniert und möglichst lange, flexibel genutzt werden, so dass nur noch in absoluten Ausnahmefällen überhaupt neu gebaut werden muss. Deutschland ist fertig gebaut. Städte und Dörfer müssen zunächst smart ausgebaut und nachverdichtet, statt weiter in die Breite gebaut werden. In der vorhandenen Bausubstanz stecken nicht nur wertvolle Rohstoffe und Bauteile, sondern auch erhebliche Mengen an bereits für den Bau aufgewendeter Energie und Emissionen. [21]

Naturgips kann REA-Gips nicht ersetzen. Seit den achtziger Jahren sind bei Kohlekraftwerken Rauchgasentschweflungsanlagen (REA) vorgesehen, bei denen große Mengen Gips anfallen. Der Gipsverbrauch hat sich bedingt durch diesen künstlichen Beitrag von Gips von damals fünf auf jetzt zehn Millionen Tonnen jährlich erhöht. Nun reduziert sich dieser Gipsanteil durch den geplanten Kohleausstieg bis 2038: Er kann nicht durch Naturgips ersetzt werden. Schon jetzt werden die Landschaften mit natürlichen Gipsvorkommen in Bayern in den Regionen Mittel- und Unterfranken entsprechend zerstört und der Wasserhaushalt beeinträchtigt. Dazu stellt der Bundesvorsitzende der Grünen Liga, René Schuster, fest: „Den wegfallenden Gips aus Kohlekraftwerken durch mehr Abbau von Naturgips ersetzen zu wollen, würde zu einem enormen Raubbau an der Natur führen. Deutschland muss stattdessen den Anteil von Recycling beim Gips dringend erhöhen. Die Nutzung von Sekundärgipsen und Alternativbaustoffen sind nötig.“ So liegt die Recyclingquote bei Gipskartonplatten unter fünf Prozent: Der Großteil endet auf Bauschuttdeponien.
Der Gipsabbau ist für die knappen Wasservorräte in der Trockenregion Westmittelfranken sehr beeinträchtigend. Im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim mit insgesamt 126.755 Hektar werden derzeit 4865 Hektar für den Gipsabbau überplant, das sind 3,8 Prozent der gesamten Landkreisfläche. Der Abbau Burgbernheim-Nord des Gipskonzerns Knauf 2019 hatte entsprechende Folgen, wie Sigrid Pfund von der BN-Kreisgruppe Neustadt/A.-Bad Windsheim berichtete: „Die Quelle und ein Kilometer des Flusses bei Burgbernheim führten Ende 2019 und Anfang 2020 kein Wasser mehr. Ursache für das Versiegen war nicht die Trockenheit, sondern nachweislich ein kurz zuvor eröffneter Gipssteinbruch der Firma Knauf bei Burgbernheim. Die für die Gipsgewinnung nötigen Sprengungen führten zur Zerstörung der grundwasserführenden Schichten und bereits wenige Monate später zur Veränderung der Grundwasserströme.“ [22]

Die CO2-Illusion. 400.000 Wohnungen pro Jahr: Das ist das Ziel der Ampel-Koalition. Hinzu kommen noch Tausende Gewerbe-, Büro-, Produktions- und Verwaltungsbauten. „Jede verbaute Tonne Zement verursacht im Schnitt 0,8 Tonnen CO2-Äquivalente, die gängige Einheit für Treibhausgase. Für jede Tonne Rohstahl sind es 1,37 Tonnen Treibhausgase, für jeden Kubikmeter Ziegel 0,5 Tonnen.“ Laut der Spiegel-Autoren ist es eine Illusion, mit einem neuen Eigenheim etwas für das Klima zu tun. Eine Lösung könnte z. B. in der Umnutzung von früheren Büroflächen und Verwaltungsgebäuden zu Wohnungen liegen. [23]

Der High-Tech-Schmu. Die Versprechungen der Smarthome-Systeme sind vielfältig: Gehalten werden sie kaum. Die modernen Immobilien sollen Energie sparen und bekommen Lüftungsanlagen, Verschattungsautomatiken, Einspar-Technologien etc. Aber die Applikationen sind anfällig, häufig unausgegoren oder nach zehn Jahren veraltet. Die „dritte Miete“ kommt zur eigentlichen Miete und den Nebenkosten hinzu: nämlich Dienstleistungen für Instandhaltung und Reparaturen. Handwerker sind häufig nicht dafür ausgebildet, Spezialisten kosten viel. Und der Effekt ist oft nur mäßig. Nach Thomas Auer, Professor für klimagerechtes Bauen an der TUM, war Technologie lange Zeit das Credo zum Energiesparen. Aber laut Auer gibt es keine Erfolgs- und Qualitätskontrolle. Eine Studie der TU Braunschweig zeigte, dass neue Bürogebäude um 70 Prozent mehr Energie benötigten als berechnet. In Großbritannien haben 60.000 Schulgebäude ihre Einsparziele verfehlt.
Ein Vergleich im Norden Zürich ist aufschlussreich: Von 340 Wohnungen wurde ein Teil mit Wärmerückgewinnung versehen, ein anderer Teil blieb ohne diese. Der Mehraufwand durch stromfressende Ventilatoren erzeugte über die gesamte Betriebsdauer 85 Prozent höhere CO2-Emissionen. Dazu ist der menschliche Faktor häufig eine Fehlerquelle: falsches Lüften und Heizen, keine Kontrolle. Die High-Tech-Apparaturen werden immer komplizierter, schwerer zu warten und zu betreiben, diffiziler zu dimensionieren. Ein schönes Zitat eines französischen Investors vergleicht die Smarthome-Versprechungen mit der Dieselskandal: „Die Bauindustrie wird ihren Volkswagen-Moment erleben.“ [24]

März 2022: Verbietet das Abreißen. Am 7.3.2022 stellten der Landesverein für Heimatpflege und der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) ihre Initiative gegen die Abreißerei vor. Pro Person fallen in Deutschland 227 kg Abfall an: aber über 2,5 to an Bauschutt und Abbruchmasse. Historische Verluste gibt es nicht nur in den Städten: Auf dem Land werden alte Wirtshäuser, Bauernhöfe und andere prägende Bauwerke abgerissen. Dabei könnten viele alte Bauwerke umgenutzt werden. Annemarie Bosch vom Präsidium des BDA wies auf die Zerstörungswelle von Wohngebäuden aus den Sechziger und Siebziger Jahren hin: immerhin ein Bestand von zwölf Millionen Wohnungen. Beide Institutionen haben 13 Forderungen pro Umbau aufgestellt. Insbesondere müsse die „graue Energie“ in die Bilanzen einfließen, damit eine Kostenwahrheit zwischen Neubau und Umbau entsteht. [25]

Ein- und Zweifamilienhäuser sanieren lohnt sich. Die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz (Deneff) hat für die Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) die Studie „Spezifische Kosten für die energietechnische Modernisierung im Gebäudebestand in Abhängigkeit des Effizienzstandards“ erstellt (DENEFF, Darmstadt, 31.3.2022)). „Untersucht wurde die Fragestellung, inwieweit ambitionierte energetische Modernisierungsmaßnahmen auf KfWEffizienzhausstandards (EH 85, EH 70, EH 55) bei bislang nicht oder teilmodernisierten Ein und Zweifamilienhäusern mit Baujahren zwischen 1919 und 1978 über einen Betrachtungszeitraum von 25 Jahren wirtschaftlich sind.“ (S. 1) In der Zusammenfassung schreiben die Autoren Eberhard Hinz und Andreas Enseling, dass sich Modernisierung „mehr denn je“ lohnt. Es können CO2-Reduktionen von bis zu 95 Prozent erreicht werden; der Energiebedarf sinkt zwischen 55 und 70 Prozent. Ein niedrigerer Energiebedarf macht unabhängiger von fossilen Energien. Allerdings sind die Sanierungen ohne staatliche Förderung „noch nicht wirtschaftlich“. Deshalb ist eine „ausreichende Mittelausstattung der Förderprogramme im Gebäudebereich“ für eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung wichtig. Fazit: Bei einem Nutzungs-Zeitraum von 25 Jahren rentiert sich eine umfassende energetische Sanierung zu einem Effizienzhaus bei älteren, selbst genutzten Ein- und Zweifamilienhäusern, sofern die KfW den Standard 85, 70 oder 55 bezuschusst. [26]

Sanieren im Denkmalbereich ist möglich. Ein Beispiel: In Berlin ist das Studentendorf Schlachtensee mit 920 Plätzen in Steglitz-Zehlendorf 1959 eröffnet worden: ein Werk der Architekten Hermann Fehling, Daniel Gogel und Peter Pfankuch.Das Denkmal sollte 1998 abgerissen werden. Deshalb gründete sich aus Protest gegen den Abriss die Genossenschaft Studentendorf Schlachtensee. Sie fand diverse Finanziers, konnte das Grundstück kaufen und begann mit den Sanierungsarbeiten. Das Büro Brenne Architekten baute eine spezielle Fassaden-Wärmedämmung ein, sowie ein energiesparendes Be- und Entlüftungssystem für die Studentenzimmer. Somit konnte der Energiebedarf um 60 Prozent reduziert werden, ohne dass in die historische Bausubstanz eingegriffen werden musste. [27]

Beton nur noch für Autobahnbrücken? Durch die hohen Treibhausgasemissionen werden von der Zementindustrie diverse Möglichkeiten in Betracht gezogen. HeidelbergCement plant vor allem Carbon-Capture-Projekte (CCS). Der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen, Johannes Kreißig, plädiert für einen reduzierten Einsatz von Beton und Zement: „Beton und Zement sollten in Zukunft nur noch dort eingesetzt werden, wo man ihn wirklich braucht, etwa beim Bau von Autobahnbrücken. Wohngebäude zu betonieren, ist der falsche Weg.“ [28]

Der Mythos Holz. Die Bayerische Staatsregierung will eine Holzbau-Förderprämie von 500 Euro pro Tonne gespeicherten Kohlenstoff im Bauholz zahlen; maximal sollen 200.000 Euro Förderung bezahlt werden. Holz sei der Roh- und Baustoff der Zukunft, so die bayerische Land- und Forstwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) am 11.7.2022. Damit soll der klimafreundliche Baustoff Holz stärker subventioniert werden. [29]
Nun ist aber – ebenfalls im Juli 2022 -, die Studie von WWF (Hrsg.) und CESR/Uni Kassel erschienen: Alles aus Holz. Rohstoff der Zukunft oder kommende Krise erschienen. Darin steht ziemlich genau das Gegenteil: „Es sind alarmierende Ergebnisse, die die WWF-Studie ‚Alles aus Holz – Rohstoff der Zukunft oder kommende Krise“‘ vorlegt: Der weltweite Verbrauch von Holz ist mit 4,3 bis fünf Milliarden Kubikmeter pro Jahr bereits höher als das, was den Wäldern wirklich nachhaltig entnommen werden kann – nämlich drei Milliarden Kubikmeter pro Jahr. Wird der weiter zunehmende Holzbedarf nicht gedrosselt, droht eine noch schnellere Zerstörung unserer Wälder weltweit. Mit extremen und eindeutig absehbaren Folgen für Biodiversität, Klima und auch für die Verteilungsgerechtigkeit. In Deutschland, als Beispielsland für Hochkonsum, ist der Holzverbrauch mit 1,2 Kubikmeter pro Kopf und Jahr doppelt so hoch wie der globale Durchschnitt mit 0,5 Kubikmeter pro Kopf und Jahr. Obwohl wir über große Waldressourcen im eigenen Land verfügen, importiert Deutschland Holz, um seine Nachfrage zu decken.[30]PM 7.7.2022: Auf dem Weg zum entwaldeten Planeten

Plädoyer für den Bestand. In Brandeins 12/2022 kritisierte Autor Till Briegleb den Primat von Neubauten gegenüber dem Erhalt alter Bausubstanz und benannte einige gelungene Beispiele der Transformation. Die Dominanz der Stahlbetonskelette ist in deutschen Großstädten nach wie vor bestimmend. 2021 wurden in Deutschland 17.642 Gebäude abgerissen und damit 1,4 Millionen Quadratmeter Wohnfläche vernichtet. Ursache für die Wohnungsnot ist nicht die bis 2035 trotz Flüchtlingskrisen konstante Bevölkerungszahl, sondern der Anstieg von Single-Haushalten und die steigenden Wohnflächen-Quadratmeterzahlen pro Kopf. Hinzu kommt beim Abriss das Problem Graue Energie. „Bislang wurde für die ökologische Bewertung eines Gebäudes meist nur die Energieeffizienz herangezogen. Der indirekte Energiebedarf jedoch, der bei Abbau, Herstellung und Transport der Materialien, bei Fertigung, Bau und Installation eines Gebäudes anfällt, wurde schlicht ignoriert. Eine klimagerechte Betrachtung bezieht diese Faktoren, die man Graue Energie nennt, mit ein. Und dann wird offenbar, dass rund 80 Prozent der Schadstoffbilanz des Bauens im Rohbau steckt, eine Komplettentkernung und -sanierung aber nur ein Fünftel der CO2-Emissionen produziert, die ein Neubau verursacht. (…) Die von der EU-Kommission im Green Deal beschworene und für die Mitgliedsstaaten im Kreislaufwirtschaftsgesetz verbindlich formulierte Maxime von strenger Müllvermeidung, Ressourcenschutz und effizientem Recycling wird mit Abrissbirnen niemals zu erfüllen sein.“ [31]

Interview mit Lamia Messari-Becker. Die Bauingenieurin ist Professorin für Gebäudetechnologie und Bauphysik an der Universität Siegen und Mitglied im Club of Rome International. Im Folgenden Zitate aus ihrem SZ-Interview. „Bauen steht weltweit für ein Drittel der CO2-Emissionen, für 40 Prozent des Energiebedarfs und 50 Prozent des Materialverbrauchs.“ Der Bundesbürger hat einen Materialrucksack von fast 400 Tonnen. – „China hat zwischen 2011 und 2013 so viel Zement verbraucht wie die USA im ganzen 20. Jahrhundert.“ -Wir brauchen einen Ressourcenausweis, „der berücksichtigt, welche Aufwände an Rohstoffen und Emissionen über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes entstehen. Der heutige Energieausweis erfasst nur den Energiebedarf, aber eben nicht die sogenannte graue Energie.“ [32]
Messari-Becker äußerte sich auch kritisch zur geplanten Energiewende auf Baustellen: „30 Prozent des CO2-Ausstoßes, 40 Prozent des Energieverbrauchs, 50 Prozent des Ressourcenverbrauchs, 60 Prozent des Abfallaufkommens und 70 Prozent der Flächenversiegelung gehen auf den Bausektor zurück. (…) Mit einer Bruttowertschöpfungskette von 645 Milliarden Euro (2021) ist die Bauwirtschaft der ökonomisch stärkste Sektor in Deutschland. Noch vor der Automobilindustrie.“ Messari-Becker kritisierte in dem Zusammenhang das „Gebäudeenergiegesetz“ aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz von Robert Habeck, das kaum Optionen außer Wärmepumpen zulässt: Diese Pläne seien „klimapolitisch ineffektiv, sozial kalt und mit massiven Problemen behaftet – für die Verbraucher, die Stromnetze, den Standort und die Klimaziele selbst.“ [33]

Neues Buch von Daniel Fuhrhop. Fuhrhop veröffentlichte 2023 seine Dissertation „Der unsichtbare Wohnraum“ (Bielefeld 2023). Darin kritisierte er den Wohnungsbau als Treiber für den CO2-Ausstoß. Seit der Jahrtausendwende wurden etwa fünf Millionen Wohnungen gebaut: Einschließlich der ukrainischen Flüchtlinge (ab 2022) sei die Bevölkerung aber nur um zwei Millionen gewachsen. Gründe sind u. a. die wachsende Zahl von Single-Haushalte und der im Durchschnitt ständig wachsende Wohnraum pro Person. Die von der Ampelregierung als Ziel genannten 400.000 neuen Wohnungen sind klimatisch verheerend. Für die jetzt gebauten 300.000 Wohnungen bedeuten für Bau und Betrieb bis zu 74 Millionen Tonnen CO2. Dagegen verursacht der Betrieb von 43 Millionen Privathaushalten in Bestandswohnungen ein CO2-Aufkommen von 80 Millionen Tonnen. Durch den Neubau von Wohnungen werden alle Klimaziele Makulatur. Für Fuhrhop gibt es drei sinnvolle Maßnahmen: anders bauen, umbauen statt neu bauen und Wohnraum ohne Neubauten schaffen. [34]

Holz soll es richten. Die grundsätzliche (und falsche) These ist: Holz kann CO2-frei verbaut werden. Bei Neubauten ist der Holzanteil von 15,2 Prozent im Jahr 2014 auf 21,3 Prozent im Jahr 2022 gestiegen. Es gibt „Leuchtturmprojekte“ aus Holz wie das Hamburger Hochhaus mit 65 Meter Höhe und 181 Wohnungen (Büro Störmer, Murphy and Partners). Der WWF warnt unterdessen, dass global wesentlich mehr Holz aus den Wäldern entnommen wird, als nachwächst. [35]
Inzwischen gibt es kaum noch eine Ausschreibung eines größeren Investorenprojekts ohne Holz-Hybrid-Bauweise. Dabei wird die Allzweckwaffe Holz knapp. Hackschnitzel- und Pelletheizung, der Verbrauch am Bau etc. verengen das Angebot des Baustoffs Holz. Dabei leidet der Wald unter den aktuellen Dürreproblemen, flächigen Sturmschäden, Bränden, Insektenplagen etc.

Fußnoten und Quellen

  1. Fuhrhop, Daniel, Verbietet das Bauen! Eine Streitschrift, München 2015. Zweite Auflage: Verbietet das Bauen! Streitschrift gegen Spekulation, Abriss und Flächenfraß, München 2020
  2. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1217/umfrage/entwicklung-der-gesamtbevoelkerung-seit-2002/
  3. S. 13
  4. https://www.bde.de/themen/mantelverordnung/
  5. https://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Pools/Broschueren/abfallwirtschaft_2020_bf.pdf, S. 7
  6. https://www.stmuv.bayern.de/themen/wasserwirtschaft/grundwasser/doc/verfuell.pdf
  7. CSU blockiert Bauschutt-Regel, in SZ 29.1.2021
  8. Bauchmüller, Michael, Seehofers Schutthaufen, in SZ 30.1.2021
  9. Ein Aufschub um vier Jahre, in SZ 5.2.2021
  10. Dürr, Alfred, Hohes Hauptquartier, in SZ 26.1.2020; Graner, Nicole, Bagger, Bauten und Bedenklichkeiten, in SZ 25.2.2021
  11. Siersch, Klaus, Klima-Wirkung beachten, in SZ 25.2.2021
  12. https://www.duh.de/fileadmin/user_upload/download/Projektinformation/Energieeffizienz/Gebaeude/210127_Positionspapier_Graue_Energie.pdf
  13. https://www.umweltbundesamt.de/daten/ressourcen-abfall/verwertung-entsorgung-ausgewaehlter-abfallarten/bauabfaelle#mineralische-bauabfalle
  14. https://www.bda-bund.de/wp-content/uploads/2021/05/20210517_Offener-Brief-Gebaeudeeffizienzerlass.pdf
  15. Matzig, Gerhard, Baupolitik für Doofe, in SZ 10.3.2021
  16. Knöfel, Ulrike, Wassermann, Andreas, Dunst am Bau, in Der Spiegel 18/30.4.2021; Hervorhebungen WZ
  17. Matzig, Gerhard, Ein Job für Superhelden, in SZ 2.11.2021
  18. Bettzieche, Jochen, Die Stadt als Goldgrube, in SZ 13.11.2021
  19. Wetzel, Jakob, Gut gebaut, in SZ 22.3.2021
  20. Finke, Björn, Radomsky,  Stephan, Brüsseler Bauplan, in SZ 16.12.2021
  21. Broermann, Elisabeth, Der Bausektor ist der größte Klimakiller, in: Bauen von Morgen, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, Bonn 2021
  22. PM Bund Naturschutz, Grüne Liga, Raubbau beenden – Gipsrecycling voranbringen, Nürnberg 1.3.2022
  23. Kollenbroich, Philipp, Schaible, Jonas, Bauen, bauen, bauen, in Der Spiegel 8/19.2.2022
  24. Jung, Alexander, Die  dritte Miete, in Der Spiegel 9/26.2.2022
  25. Kratzer, Hans, „Die Abreißerei muss ein Ende haben“, in SZ 8.3.2022
  26. Vgl. auch: Radomsky, Stephan, Aus alt wird neu, in SZ 27.4.2022
  27. Schmidt, Stephanie, Mehr Farbe, Licht und Liebe zum Detail, in SZ 30.4.2022
  28. Liebrich, Silvia, Auf sicherem Fundament, in SZ 4.5.2022
  29. DPA, Bayern will Bauen mit Holz fördern, in SZ 12.7.2022
  30. https://www.wwf.de/themen-projekte/waelder/verantwortungsvollere-waldnutzung/alles-aus-holz. Vgl. auch: Kammleiter, Nina, Die Welt verbraucht zu viel Holz, in SZ 7.7.2022
  31. Briegleb, Till, Umbau statt Abriss, in brandeins.de 12/2022
  32. Interview: Mattauch, Christine, Ökologisches Wohnen für alle, in SZ 23.4.2022
  33. Messari-Becker, Lamia, Mist gebaut, in SZ 13.3.2023
  34. Dittmer, Diana, So viel CO2 verursachen 300.000 neue Wohnungen, in n-tv.de 14.7.2023
  35. Göres, Joachim, Der Holzweg als Lösung, in SZ 15.7.2023
Moloch München Eine Stadt wird verkauft

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