Moloch München Eine Stadt wird verkauft

Juni 2023

J
Titelbild: © Wolfgang Zängl []

Aktualisiert 22.7.2023

Nicht vergessen: Für Bürgerentscheid HochhausSTOP stimmen und Unterschriften sammeln: hier

Kulturpark München, Frohschammerstraße 14 und 21: Das Fabrikgebäude Frohschammerstr. 14 ist seit Oktober 2021 in der Denkmalliste eingetragen. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hat nun auch die ehemalige „Fabrikantenvilla“ in der Frohschammerstraße 21 in die Denkmalliste aufgenommen:
D-1-62-000-11013 Ehem. Fabrik der Fa. Vulkanisier-Maschinenbau Karl Zängl, zweigeschossiger Walmdachbau mit Kranhaus und verglastem, erdgeschossigen Vorbau, von Josef Heckl, 1939-41, nach Schäden im Zweiten Weltkrieg wiederholend wiederhergestellt; ehem. Fabrikantenwohnhaus, zweigeschossiger verputzter Walmdachbau mit südseitiger Altane und nördlichem Garagenanbau, in konservativer Formensprache, von Hein Grothe, 1948-50.

Streit um das LEP. Vermutlich gibt es zwei bayerische Landesentwicklungsprogramme. Das erste LEP kritisierte der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Ludwig Hartmann, harsch als „rückwärtsgewandt“ mit Versäumnissen im Trinkwasserschutz (sollte sogar zunächst von der Staatsregierung gelockert werden), dem nach wie vor existierenden Flächenfraß, der ausbleibenden Energiewende, den fehlenden Maßnahmen im Klimaschutz, dem immer weiteren Straßenausbau. Sogar die dritte Startbahn am Münchner Flughafen ist weiter im LEP aufgeführt. Das zweite LEP beurteilte die bayerische Staatsregierung als Masterplan für eine gute Zukunft Bayerns. Zitat Hubert Aiwanger (FW): „Wir haben in Bayern jetzt das modernste LEP in ganz Deutschland“ mit „ambitionierte Leitplanken für einen starken ländlichen Raum, Klimaschutz, sichere Energieversorgung und Mobilität“.1

Immobilienpreise sinken, Mieten nicht. Der Immobilienmakler Mr. Lodge stellte in einer Studie für München im Vergleich zum Vorjahr 2022 einen Rückgang bei Wohnimmobilien um bis zu 15 Prozent fest. Der Quadratmeterpreis lag im ersten Quartal 2023 bei 9385 Euro (zu 10.358 Euro). Gleichzeitig steigt der Druck am Mietmarkt: Hier lag die Neuvermietung bei 22,56 Euro/qm. Die Arbeitslosigkeit in München liegt bei 4,1 Prozent. Die Münchner Unternehmen suchen in Deutschland nach neuen Arbeitskräften und drängen auf den Bau von neuem Wohnraum.2

Böglwiese: Nächste Grünfläche in Gefahr. Der Moloch München wächst und braucht auch jede Menge neuer Schulen. So soll das Schulzentrum am Theodor-Heuss-Platz in Neuperlach abgerissen und neu gebaut werden. Die Zwischenlösung sind Interims-Container auf der Böglwiese. Anwohner Bernhard Helm hat mit einer Bürgerinitiative eine Petition gestartet, die von der ÖDP und der München-Liste unterstützt wird. Der ÖDP-Fraktionsvorsitzende Tobias Ruff äußerte: „Die Böglwiese ist die letzte schöne Freifläche vor Ort mit eigenem Namen und Tradition. Hier kann man bolzen, hier kommen Menschen zusammen.“ Die Suche nach Alternativstandorten für die Containerschule läuft.3 – Mitte Mai 2023 hatte die Petition schon 2000 Unterschriften. Als Alternative bieten sich Räume in einem früheren Allianz-Büro (Zwischennutzung „Shaere“) an der Fritz-Schaeffer-Straße 500 Meter entfernt an.4 – Bis Anfang Juni hatten 2200 Menschen die Petition unterschrieben. Das Referat für Bildung und Sport (RBS) will eine dreistöckige Containeranlage mit etwa 60 mal 50 Metern ab 2024/2025 für etwa fünf Jahre auf die Böglwiese stellen. Dazu Bernhard Helm: „Was einmal steht, wird nie wieder zurückgebaut..“ Jetzt will der BA einen runden Tisch organisieren.5
Nachtrag Juli 2023: Das RBS teilte mit, dass der Standort Böglwiese endgültig entschieden sei. Zum Schuljahrsbeginn 2024/2025 soll der Umzug in die Container erfolgen. Inzwischen liegen über 2600 Unterschriften für die Petition zum Erhalt der Böglwiese vor. Eine Bürgerinitiative wurde gegründet, um die etwa 10.000 qm große Grünfläche in Perlach zu erhalten. Die BI hatte sich auch an den Bezirksausschuss Ramersdorf – Perlach gewandt, der wiederum einen runden Tisch mit dem RBS vorschlug, was das Referat ablehnte. Die BI befürchtet eine dauerhafte Belegung der Böglwiese durch die Schulcontainer, ähnlich wie am Strehleanger in Neuperlach, wo die vor Jahren dort platzierten Container des Ausweichquartiers für die Grundschule heute noch stehen.6
Vgl.: Grünflächen erhalten

Förderprogramm für junge Familien beim Häuserbau. „Wohneigentum für Familien“ (WEF) ist ein neues Förderprogramm der Bundesregierung für junge Familien mit mindestens einem Kind, deren zu versteuerndes Haushaltseinkommen bei maximal 60.000 Euro liegt. Für jedes weitere Kind erhöht sich die Verdienstgrenze um 10.000 Euro. Das Kind muss zum Zeitpunkt der Antragstellung unter 18 Jahre alt sein. Gefördert werden nur Immobilien, die selbst gebaut oder erworben werden und nur Gebäudes des Standards „Effizienzhaus 40“ bei Neubauten. Die Förderung besteht ausschließlich aus zinsvergünstigten Krediten, Zuschüsse gibt es nicht. Dabei geht es um Summen zwischen 140.000 – 240.000 Euro bei einem Zinssatz von 1,25 Prozent für 35 Jahre Kreditlaufzeit und zehn Jahren Zinsbindung. (Marktüblich wären 3,5 Prozent). Das Baukindergeld gibt es nicht mehr. Für das neue Programm stehen 350 Millionen Euro zur Verfügung. Für viele Kritiker ist die Einkommensgrenze zu tief angesetzt. Bei den aktuellen Preisen bliebe es für die meisten utopisch, Wohneigentum zu bauen oder zu kaufen – trotz des Kredits.7

Energiestandard preisbestimmend. Der Immobilienspezialist Jones Lang LaSalle (JLL) hat etwa 5000 Daten für Mehrfamilienhäuser ausgewertet. Ältere Häuser mit schlechter Energiebilanz haben Preisabschläge bis zu 30 Prozent. Ursachen sind die gestiegenen Energiepreise seit 2022 und die Unsicherheiten beim Heizungstausch. Hinzu kommen gestiegene Zinsen in Verbindung mit erhöhten Energieeffizienz-Anforderungen.8
Zur aktuellen Diskussion über die Heizungsstrategie siehe: Wärmepumpen

Immobilien billiger, Mieten teurer. Bis zu 15 Prozent haben die Preise für Immobilien in München nachgegeben, hat der Immobilienmakler Mister Lodge festgestellt. Bei energetisch sanierten Objekten sind die Preisnachlässe deutlich geringer. Für einen Quadratmeter musste man im ersten Quartal 2023 durchschnittlich 9385 Euro zahlen, im ersten Quartal des Vorjahres waren es 10.358 Euro. Die Unterschiede zwischen Wohnungen und Häusern sind gering, Wohnungen im Durchschnitt 92 Euro pro Quadratmeter teurer. Der Münchner Mietmarkt ist weiter angespannt. Gründe dafür sind anhaltender Zuzug, stockender Neubau und Teuerung am Bau. Die Preise für Langzeitvermietungen sind im Vergleich zum Vorjahr um 5,2 Prozent höher, der Quadratmeter Wohnraum kostete im ersten Quartal 22,56 Euro. Die Bevölkerung München wuchs im vergangenen Jahr um rund 25.000 auf 1.590.218 Einwohner – vor allem durch die Flüchtlinge aus der Ukraine. Es herrscht nahezu Vollbeschäftigung, und überall werden neue Mitarbeiter gesucht. Der Mangel an günstigem Wohnraum macht das nicht einfacher. Im ersten Quartal 2023 ist die Anzahl der Baugenehmigungen im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, die Quote der fertiggestellten Bauten aber zurückgegangen. Der Wohnungsneubau bleit für die Mietpreise wie auch für die Kaufpreisentwicklung in München entscheidend, so Mr. Lodge.2

Doch kein Kiesabbau im Forst Kasten! Der Pachtvertrag zwischen der Heiliggeistspital-Stiftung und einem Kiesunternehmen wurde zum 25.5.2023 aufgehoben.9
Vgl.: Kies

Weitere Aktivitäten gegen Kiesabbau. Das Genehmigungsverfahren für den Gräfelfinger Baustoffkonzern Glück im Lochhamer Schlag läuft: 12 Hektar Wald sollen ausgekiest, davon 8 Hektar Wald gerodet werden. Nähere Informationen: wald.erhalten@gmail.com; www.gruenzugnetzwerk.de10

Entmieter Katholische Kirche? Die Erzdiözese München und Freising hat rund 4000 diverse Immobilien inklusive Kirchen und Kapellen und will seinen Bestand reduzieren. Das denkmalgeschützte Anwesen Nußbaumstraße 30 aus dem Jahr 1899 mit 16 Wohnungen (Leerstand: 2) gehörte zu 15/32 dem katholischen Bonifatiuswerk und der Erzdiözese, die dem Bonifatiuswerk dessen Anteil von 15/32 für 5,6 Millionen Euro abkaufte. Im Frühjahr 2022 informierte die Erzdiözese die Mieter der Nußbaumstraße 30 über deren Beendigung des Mietvertrags. Grund war eine angedrohte (und nicht vollzogene) Verwertungskündigung aufgrund der Generalsanierung des Rückgebäudes und der Sanierung des Vordergebäudes, ohne dass den Mietern eine Rückkehr nach den Bauarbeiten angeboten wurde. Acht Mieter traten daraufhin in den Münchner Mieterverein ein. Dieser verneinte eine Grundlage für eine Verwertungskündigung und vertrat die Auffassung, dass die Mieter mit ihren alten Mietverträgen nach den Bauarbeiten zurückkehren könnten. Die Finanzkammer der Erzdiözese bot im August 2022 neue Mietverträge zu höheren Mieten an. Das ausführende Architekturbüro Knopp Wassmer kündigte eine Erweiterung der Wohnfläche von 1440 auf 1610 qm und eine Fertigstellung der Arbeiten für 2025 an: „Im Dach entstehen drei neue Wohnungen, die die räumliche Großzügigkeit der alten Speicherräume und den schönen, historischen Dachstuhl zur Geltung bringen. Große Raumhöhen, Kastenfenster, Doppelflügeltüren, Stuckdecken und Fischgrätparkett sind Teile einer beeindruckenden historischen Ausstattung. Alles wird erhalten, ergänzt und feinfühlig auf den neuesten Stand gebracht.“ Im Mai 2023 steckte die Erzdiözese etwas zurück: Nun soll erst 2025 mit den Bauarbeiten begonnen werden, die statt 18 jetzt 30 Monate dauern sollen. Begründet werden die Umbauten mit der – inzwischen schon zum Totschlagargument gewordenen – Begründung des „dringend benötigten neuen Wohnraums“. Die Vorsitzende des Mietervereins, Beate Zurek, äußerte: „Es ist schon ein bisschen desillusionierend, dass man nicht einmal bei der Kirche sicher ist.“11
Vgl.: Entmietung München

Münchner Forum befürchtet „Isar-Skyline“. Der AK Öffentliches Grün des Münchner Forums lehnte auf seiner Sitzung am 6.6.2023 die Planung des Bebauungsplans Nr. 2182 „mit allem Nachdruck ab“. Das Planungsreferat entwickelt nahezu ohne Öffentlichkeit einen „modernen Klinikstandort“, dessen Höhenentwicklung laut Münchner Forum eine neue „Isar-Skyline“ befürchten lässt und zitiert die Mitautorin der Hochhausstudie 2023, Karin Schmid (Büro 03 arch), die zu den geplanten Hochhäusern äußerte: „Eine neue HH-Skyline an der Isar dürfe nicht sein. Die Planungen der Hochhäuser seien gut gemeint, aber zu hoch.“ Auf dem Areal der „Rinecker-Villa“ sollen zwei Wohnhochhäuser mit 39,5 und 41 m und im Klinikbereich ein Hochhaus mit 48 m entstehen. Die Entwurfsplanung der Investoren orientierten sich am Wohnhochhaus Am Isarkanal 24 (16 Vollgeschosse mit 53 m Höhe), eine heute nicht mehr genehmigungsfähigen „Bausünde“ aus der vorolympischen Gründerzeit.12

Petition zur Rettung der Freiflächen zwischen Solln und dem Forstenrieder Park. Zur am 9.6.2023 gestarteten Petition: hier; zur BI Grüngürtel München Süd: hier
„Unsere Forderung an die Politik um die Flächen des ‚Grüngürtel MünchenSÜD‘ als Freiraum langfristig zu sichern:
1. Das im Grüngürtel bestehende Landschaftsschutzgebiet LSG-00120.14 „Gebiet um das Kloster Warnberg mit angrenzenden Waldstücken in Richtung Forstenried und Solln“ ist langfristig zu sichern und dauerhaft von Bebauung und Versiegelung freizuhalten.
2. Die unbebauten Flächen im Grüngürtel sind durch Ausweisung als Landschaftsschutzgebiet langfristig zu sichern und dauerhaft von Bebauung und Versiegelung freizuhalten.
3. Der Grüngürtel MünchenSÜD soll in seiner Gesamtheit als naturnaher Erholungsraum für die Münchner Bevölkerung erhalten bleiben, und zur Sicherung und Entwicklung der biologischen Vielfalt im Rahmen der Biodiversitätsstrategie München ökologisch weiterentwickelt werden.“
Vgl. auch: Stadtgrün, Hochhäuser München, Hochhausstudien

Anfragen an den Oberbürgermeister. Die Stadtratsfraktion Die Linke (Marie Burneleit, Stefan Jagel, Thomas
Lechner und Brigitte Wolf) stellte am 9.6.2023 fünf Anfragen: – Planieren statt Sanieren: Herrscht eine Abriss-Mentalität bei GWG und GEWOFAG?  – Planieren statt Sanieren: Wie entwickeln sich die Abrisszahlen in der Stadt? – Abrisse in München und Schaffung von Ersatzwohnraum – Wie entwickeln sich die Zahlen? – Abriss und Neubau der Garmischer Straße 8 – Wird eine gute Bausubstanz mitten in der Stadt vernichtet? – Abriss und Neubau des Arabella Hochhauses – Wird eine gute Bausubstanz mitten in der Stadt vernichtet?13
Vgl. auch: Bayerische Hausbau, Münchner Wohnen

Büros zu Wohnungen? Laut Immobilienberater CBRE werden allein in Paris 15 bis 20 Prozent weniger Bürofläche gebraucht: bei derzeit 55 Millionen qm stünden 10 Millionen qm zur Verfügung. „Überflüssige Büros sind das neue Betongold in Frankreich.“ Der CO2-Fußabdruck ist laut CBRE um 60 bis 80 Prozent niedriger als bei Wohnungsneubauten. Auch für Deutschland gibt es Schätzungen, dass langfristig etwa 40 Prozent heutiger Büroflächen für eine Umnutzung in Wohnraum zur Verfügung stehen. Allerdings gibt es baubedingt diverse Schwierigkeiten: Die Breite von Büroflächen bedingt oft fensterlose Räume; meist müssen Fenster zum Öffnen eingebaut werden; die Schallschutzvorschriften sind bei Büros lascher, eventuell muss verbauter Asbest entfernt werden. Gemeinden ziehen Gewerbeflächen wegen hoher Gewerbesteuereinnahmen vor, zudem erfordert Wohnbau mehr soziale und verkehrliche Infrastruktur. Andernteils liegt der Quadratmeterpreis in deutschen Großstädten für Abriss und Neubau von Wohnraum nach einer Untersuchung der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e. V. in Kiel bei 3616 Euro, bei Neubauten bei 3405 Euro, aber bei der Umwandlung von Büros zu Wohnraum nur bei 1281 Euro.14

Anfrage der ÖDP/München-Liste zur Paketposthalle. Am 12.6.2023 stellte die ÖDP/München-Liste dem Oberbürgermeister einen Fragenkatalog. U. a. wurde gefragt, ob dieLH München ein Vorkaufsrecht für die Paketposthalle hatte, wie die Pläne der Post für die Aufwertung der Grünfläche südlich und östlich der Paketposthalle aussahen, ob diese Verpflichtung auch an den neuen Eigentümer übergegangen ist, ob der neue Eigentümer diese Fläche bis zum Jahre 2019 herstellen muss, und welche Gebäude auf der Grünfläche nach den Plänen des Investors errichtet werden sollen.
Vgl.: Paketposthalle, Hochhausstudien

Kaufen oder mieten? Vermutlich wird die EZB den Leitzins weiter erhöhen: von aktuell 3,75 auf dann 4 Prozent. Damit sinkt der Vorteil des Immobilienkaufs gegenüber der Anmietung auch weiter. Laut Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in einer Studie für die Immobilienfirma Accentro waren Käufe bis 2022 im Vorteil; dieser schwindet aber derzeit. In Berlin, Hamburg und München sind jetzt Neumietverträge günstiger als die Selbstnutzung beim Kauf der Immobilie.15

Münchner Wohnungsbau stagniert. Laut Erfahrungsbericht zum Programm „Wohnen in München VI“ wurden in den letzten sechs Jahren 46.400 neue Wohnungen gebaut, 5000 weniger als das Ziel der Stadt. Diese will jährlich Baurecht für 4500 neue Wohnungen schaffen: Konkret waren es 3417. Das erklärte Stadtbaurätin Elisabeth Merk am 14.6.2023 im Planungsausschuss.16

Die nächsten Überbauungen von Grünflächen (1). Der Moloch München wächst, und frisst weiter Grünflächen, trotz des erfolgreichen Bürgerbegehrens Grünflächen erhalten. Der Planungsausschuss beschloss den Bau von 3000 neuen Wohnungen. In der Siedlung Ludwigsfeld leben aktuell um die 1600 Menschen; nach dem Bau von 2000 Wohnungen werden es zusätzlich bis zu 5000 Bewohner sein. Die 32 Hektar sind im Eigentum von Managern der Patrizia AG, der Büschl Unternehmensgruppe und der PG Granatstraße 12 GmbH. Die Wohnblöcke mit durchschnittlich fünf Geschossen und zwei Hochhäusern werden von Palais Mai Architekten geplant. 6,2 Hektar sind allgemeine Grünflächen, die gemäß dem Bürgerbegehren Grünflächen erhalten nicht bebaut werden dürfen: Sie wurden jedoch schon überplant. Das Planungsreferat verwies auf knapp sechs Hektar neu ausgewiesene Grünflächen. Brigitte Wolf (Die Linke) und Dirk Höpner (München-Liste) lehnten die Pläne und die Bebauungsdichte ab. Anna Hanusch (Grüne) argumentierte mit dem Totschlagargument Wohnungsbedarf, für Simone Burger (SPD) war die hohe Bebauungsdichte trotzdem passend.17

Die nächsten Überbauungen von Grünflächen (2). An der Grenze zwischen Obermenzing und Langwied liegt der Dreilingsweg, wo von 14 Hektar auf sieben Hektar Wohnungsbau geplant ist (Berliner Büro MLA+). Hier sind von Stadt und Bayerischer Hausbau 950 Wohnungen und ein sechszügiges Gymnasium geplant. Anwohner befürchten die künftige Verkehrslawine. Das Gymnasium steht auf einer allgemeinen Grünfläche: Laut Christian Müller (SPD) ist der Standort sinnvoll und „nicht mehr diskutabel“. Dirk Höpner (München-Liste) brachte seinen Antrag auf einen Alternativstandort zur Rettung der Grünfläche nicht durch und stellte fest, dass damit zum zwölften Mal die Ziele von Grünflächen erhalten missachtet worden waren.17

Juni 2023: Neues Stichwort im Kritischen Immobilien-Lexikon: Tucherpark

Hotelruine Sheraton Westpark“. Der riesige Betonklotz mit 550 Betten und Baukosten von rund 60 Millionen DM wurde Ende 1984 eröffnet. Im November 2020 wurde der Komplex der Schörghuber-Gruppe von der TwoTwelve GmbH der Milliardäre Andreas und Thomas Strüngmann (Hexal, Biontech) sowie dem Investor Optima-Ägidius für 110 Millionen Euro Gruppe gekauft. Der Bau sollte zunächst abgerissen werden, wird inzwischen aber als Flüchtlingsunterkunft und von weiteren Mietern genutzt. Der Käufer äußerte sich nicht zu den Mieteinnahmen.18

Preise für Eigentumswohnungen sinken. Im 2. Quartal 2022 kostete in München der qm Bestandwohnung im Durchschnitt 9200 Euro; ein Jahr später sind es 8050 Euro (minus 13 Prozent). Bei Neubauwohnungen fiel der Preis von 13.000 Euro im 3. Quartal 2022 auf 11.250 Euro im 1. Quartal 2023. Die Verkäufe gingen von 2021 auf 2022 um 29 Prozent zurück; im Vergleich der ersten fünf Monate 2022 und 2023 sogar um 50 Prozent. Das meldete der städtische Immobilienmarktbericht.19

Preise für Immobilien sinken. Das Statistische Bundesamt gab an, dass die Kaufpreise für Häuser und Wohnungen im 1. Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich 6,8 Prozent gesunken sind. Die Förderbank KfW befürchtet keinen Einbruch der Preise, da die Nachfrage sehr hoch ist. Vor allem in den begehrten Metropolen gaben die Preise weniger nach. Die KfW verzeichnete eine sinkende Nachfrage nach Immobilienkrediten sowie einen stagnierenden Neubau durch hohe Zinsen und eine hohe Inflationsrate. Laut Ifo-Institut werden 2023 etwa 275.000 Wohnungen fertig (2022: 295.300). Damit wird die Zahl von 400.000, welche die Bundesregierung angepeilt hatte, deutlich unterschritten.20

  1. Sebald, Christian, „Rückwärts gewandt und von Weitsicht keine Spur“, in SZ 1.6.2023 []
  2. Hoffmann, Catherine, Immobilienpreise sinken, in SZ 2.6.2023 [] []
  3. Merckenschlager, Carmen, Neuperlach: Böglwiese soll Interims-Schulzentrum werden, in abendzeitung-muenchen.de 11.5.2023 []
  4. Hertel, Christine, Zieht die Schule in eine Bürofläche statt auf die Böglwiese?, in abendzeitung-muenchen.de 17.5.2023 []
  5. Stäbler, Patrik, Nächster Grünflächen-Streit, in SZ 5.6.2023 []
  6. Stäbler, Patrik, Containerwiese auf der Böglwiese, in SZ 6.7.2023 []
  7. Slavik, Angelika, So sollen sich junge Familien ein Eigenheim leisten können, in SZ 1.6.2023 []
  8. Häuser mit schlechter Energiebilanz verlieren an Wert, in spiegel.de 2.6.2023 []
  9. Rathausumschau vom 7.6.2023: Pachtvertrag einvernehmlich aufgehoben: Doch kein Kiesabbau im Forst Kasten, München, 7.6.2023 []
  10. Flyer Zwischenstand: Genehmigungsverfahren für Kiesabbau im Gräfelfinger und Haderner Wald „Lochhamer Schlag“ []
  11. Steinbacher, Ulrike, Trauma Kündigung, in SZ 7.6.2023 []
  12. Schreiben Münchner Forum an LH München, Referat für Stadtplanung und Bauordnung, München, 6.6.2023 []
  13. https://ru.muenchen.de/pdf/2023/ru-2023-06-09.pdf, S. 24 []
  14. Bomke, Luisa, Jauernig, Henning, Klimm, Leo, Kröger. Michael, Im Büro zu Hause, in Der Spiegel 24/10.6.2023 []
  15. Der Immobilienkauf lohnt sich weniger, in spiegel.de 15.6.2023 []
  16. Krass, Sebastian, Weniger neue Wohnungen als geplant, in SZ 15.6.2023 []
  17. Steinbacher, Ulrike, Knapp 3000 neue Wohnungen am Stadtrand, in SZ 16.6.2023 [] []
  18. Sonnabend, Lisa, Münchens größte Flüchtlingsunterkunft, in SZ 23.6.2023 []
  19. Krass, Sebastian, Immobilien in München verlieren deutlich an Wert, in SZ 28.6.2023 []
  20. KfW-Chef sieht keine Immobilienkrise – trotz sinkender Preise, in spiegel.de 28.6.2023 []
Moloch München Eine Stadt wird verkauft

Nicht angemeldet > Anmelden